Es gibt in den USA eine ganze Rei­he von Blog­gern, die je auf ihre Weise gegen das Trump-Regime ankämpfen. Einige wur­den im birsfaelder.li schon vorgestellt: Daniel Pinch­beck, Thom Hart­mann, Robert Reich, Meur­sault, Mar­i­anne Williamson … Neu kommt die Jour­nal­istin und Blog­gerin Joyce Vance mit ihrem Civ­il Dis­course dazu. Sie macht auf eine weit­ere Gefahr aufmerk­sam, die im Trump’schen Uni­ver­sum dro­ht: das Umschreiben der amerikanis­chen Geschichte. Hier ein Auszug aus ihrem Artikel:

Die Schlagzeile heute Abend lautet: „Weißes Haus will Smith­son­ian-Museen auf Übere­in­stim­mung mit Trumps his­torisch­er Vision über­prüfen.“ Sie stammt aus The Wall Street Jour­nal, nicht ger­ade eine Bas­tion lib­eraler Ansicht­en. „Hochrangige Beamte des Weißen Haus­es wer­den vor dem 250-jähri­gen Jubiläum der Vere­inigten Staat­en Ausstel­lun­gen, interne Abläufe, Samm­lun­gen und Kün­stler­stipen­di­en unter die Lupe nehmen.“ Warum? The Jour­nal beant­wortet diese Frage im ersten Absatz: „Das Weiße Haus plant vor dem 250-jähri­gen Jubiläum der Vere­inigten Staat­en eine weitre­ichende Über­prü­fung der Ausstel­lun­gen, Mate­ri­alien und Abläufe der Smith­son­ian-Museen, um sicherzustellen, dass die Museen mit Präsi­dent Trumps Inter­pre­ta­tion der amerikanis­chen Geschichte übere­in­stim­men.“

Trumps Inter­pre­ta­tion der amerikanis­chen Geschichte? Der Mann ist nicht ger­ade ein Gelehrter. …

Im Jahr 2009 kaufte Trump einen Golf­club in Vir­ginia. Die wun­der­schöne Lage am Potomac Riv­er reichte ihm nicht – er brauchte auch eine his­torische Bedeu­tung. Also erfand er oder jemand, der für ihn arbeit­ete, eine. Er brachte eine Gedenk­tafel an, auf der stand: „Viele große amerikanis­che Sol­dat­en, sowohl aus dem Nor­den als auch aus dem Süden, star­ben an diesem Ort … Die Ver­luste waren so groß, dass sich das Wass­er rot färbte und so als ‚Blut­fluss‘ bekan­nt wurde.“ “ Laut mehreren Experten ist dort jedoch nie etwas Der­ar­tiges geschehen. Die New York Times berichtet, dass Trump, als er mit dieser Lüge kon­fron­tiert wurde, sagte: „Woher sollen die das wis­sen? Waren sie etwa dort?“ Trump ist ein­deutig nicht der richtige Mann, um die Geschichte unseres Lan­des zu erzählen. „Schreiben Sie Ihre Geschichte so, wie Sie sie schreiben wollen“, sagte Trump zu Reportern, die ihn nach Beweisen für die ange­bliche Geschichte fragten, die er diesem Ort zuschrieb.

In einem Tele­fonat mit dem kanadis­chen Pre­mier­min­is­ter Justin Trudeau während sein­er ersten Amt­szeit behar­rte Trump darauf, dass Kanadier während des Krieges von 1812 das Weiße Haus niederge­bran­nt hät­ten. Wie jedes Schulkind weiß, waren es die Briten. Und natür­lich gab es Trumps über­triebene Behaup­tun­gen über die Größe der Men­schen­menge bei sein­er ersten Amt­se­in­führung.

Ich kön­nte noch weit­er­ma­chen. Die amerikanis­che Geschichte vor unserem 250-jähri­gen Jubiläum nach Trumps Geschmack zu beschöni­gen, ist eine schreck­liche Idee. Schließlich wurde Trump bei Tausenden von Lügen ertappt; The Wash­ing­ton Post zählte während sein­er ersten Amt­szeit als Präsi­dent 30.573 davon.

Der Bericht des Jour­nal besagt, dass die Ausstel­lungsstücke des Muse­ums über­prüft wer­den, um sicherzustellen, dass sie „mit Präsi­dent Trumps Inter­pre­ta­tion der amerikanis­chen Geschichte übere­in­stim­men“. Drei hochrangige Beamte des Weißen Haus­es, darunter Rus­sell Vought (ein­er der Architek­ten des Pro­jek­ts 2025), schrieben in einem Brief an die Smith­son­ian Insti­tu­tion, dass die öffentlich zugänglichen Ausstel­lung­s­texte, Online-Inhalte, inter­nen kura­torischen Prozesse, Ausstel­lungs­pla­nun­gen und die Ver­wen­dung von Samm­lun­gen und Kün­stler­stipen­di­en der Museen auf ihre Übere­in­stim­mung mit der „Ein­heit, dem Fortschritt und den dauer­haften Werten, die die amerikanis­che Geschichte prä­gen“ über­prüft wer­den sollen, sowie mit Trumps Exec­u­tive Order mit dem Titel „Wieder­her­stel­lung von Wahrheit und Ver­nun­ft in der amerikanis­chen Geschichte“ über­prüft wer­den wür­den. „Diese Ini­tia­tive zielt darauf ab, die Übere­in­stim­mung mit der Anweisung des Präsi­den­ten sicherzustellen, den amerikanis­chen Exzep­tion­al­is­mus zu feiern, spal­tende oder partei­is­che Nar­ra­tive zu ent­fer­nen und das Ver­trauen in unsere gemein­samen kul­turellen Insti­tu­tio­nen wieder­herzustellen“, heißt es in dem Brief weit­er.

Die Smith­son­ian Insti­tu­tion gab eine knappe Antwort: „Die Arbeit der Smith­son­ian Insti­tu­tion basiert auf einem tiefen Beken­nt­nis zu wis­senschaftlich­er Exzel­lenz, rig­oros­er Forschung und der genauen, sach­lichen Darstel­lung der Geschichte. Wir prüfen den Brief unter Berück­sich­ti­gung dieser Verpflich­tung und wer­den weit­er­hin kon­struk­tiv mit dem Weißen Haus, dem Kongress und unserem Ver­wal­tungsrat zusam­me­nar­beit­en.“ Ein früher­er Bericht von The Jour­nal deutete darauf hin, dass sie „vere­in­bart hat­ten, alle Inhalte ihrer Museen und Zoos ein­er gründlichen Über­prü­fung zu unterziehen, um poli­tis­che Ein­flussnahme und Vor­ein­genom­men­heit zu beseit­i­gen“. Wie kann ein Zoo poli­tisch vor­ein­genom­men sein?

Anwalt­skan­zleien. Uni­ver­sitäten. Regierungs­be­hör­den. Wis­senschaftler. Stu­den­tis­che Aktivis­ten. Gen­er­alin­spek­toren. Die Medi­en. Poli­tis­che Geg­n­er. Staat­san­wälte.
Nun kön­nen wir auch Muse­um­sku­ra­toren zu der Liste der Men­schen hinzufü­gen, die Trump unter­w­er­fen und zwin­gen will, sich sein­er Weltan­schau­ung anzu­passen. Aber diese Gruppe ist beson­ders gefährlich. Es sind die Men­schen, die damit betraut sind, die Geschichte unseres Lan­des zu erzählen und sie an zukün­ftige Gen­er­a­tio­nen weit­erzugeben.

Das wäre ein guter Anfang, wenn George Orwell 1984 im Jahr 2025 schreiben würde. Der Brief des Weißen Haus­es weist Museen an, „spal­tende oder ide­ol­o­gisch motivierte“ For­mulierun­gen durch „eini­gende, his­torisch kor­rek­te“ Botschaften für die Besuch­er ihrer Ausstel­lun­gen zu erset­zen.

Es fühlt sich an, als wür­den wir im ersten Kapi­tel eines neuen 1984 leben. …

Es ist nicht abzuse­hen, welche Teile unser­er Geschichte ent­fer­nt wer­den. Welche Darstel­lun­gen unser­er Geschichte kön­nten Trumps Empfind­lichkeit­en ver­let­zen? Kön­nte es diese im Nation­al Muse­um of African Amer­i­can His­to­ry sein?

Unsere Museen erzählen die Geschichte dessen, wer wir sind, wir alle, aus vie­len ver­schiede­nen Blick­winkeln. So sollte es auch sein. Ohne Ken­nt­nis unser­er Ver­gan­gen­heit wären wir uns nicht bewusst, welch­es Gle­ichgewicht die Grün­derväter in der Ver­fas­sung geschaf­fen haben, um sicherzustellen, dass nie­mand König wer­den kann. Uns wür­den auch die Beweise fehlen, dass große Män­ner – sog­ar Präsi­den­ten – scheit­ern kön­nen, wie die Geschichte zeigt, darunter zwei Amt­sen­the­bungsver­fahren, die den Namen Don­ald Trump tra­gen. Wir müssen der Über­liefer­ung unser­er Geschichte ver­trauen kön­nen, denn die Wahrheit ist wichtig und sollte niemals gefürchtet wer­den. Die Geschichte Amerikas ist unsere Geschichte, nicht nur die von Don­ald Trump und schon gar nicht seine Ver­sion davon.

In ein­er Zeit, in der die Machthaber lieber die Fak­ten ver­drehen – oder ganz aus­löschen –, ist die Wahrheit mehr als nur ein Prinzip. Sie ist ein Schutz für die Demokratie.

Trump dürfte wahrschein­lich nie ein Geschichts­buch in der Hand, geschweige denn gele­sen haben. Aber sein bru­taler Machtin­stinkt lässt ihn spüren, dass für den Auf­bau ein­er Autokratie oder ein­er Dik­tatur die Kon­trolle des Geschichts­bilds ein­er Nation zen­tral wichtig ist. Die braunen und roten Dik­taturen lassen  grüssen …

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