Die Jour­nal­istin Joyce Vance hat in der let­zten Folge auf die Gefahr hingewiesen, die mit der Ein­mis­chung der Trump-Regierung in die Arbeit der Geschichts-Museen ver­bun­den ist, und sie hielt fest:
Unsere Museen erzählen die Geschichte dessen, wer wir sind, wir alle, aus vie­len ver­schiede­nen Blick­winkeln. So sollte es auch sein.

Nun hat sich auch die spir­ituelle Lehrerin und Poli­tik­erin Mar­i­anne Williamson mit den Absicht­en Trumps und sein­er Helfer­shelfer auseinan­derge­set­zt und eine weit­ere bedenkenswerte Analyse vorgelegt:

WARUM HISTORISCHE MUSEEN WICHTIG SIND UND WARUM TRUMP SIE KONTROLLIEREN WILL

Schützt die Wahrheitsverkün­der, son­st wer­den die Lügn­er siegen

Let­ztes Woch­enende habe ich das African Amer­i­can His­to­ry Muse­um in Wash­ing­ton D.C. besucht, und es ist großar­tig. Das Muse­um ist sowohl hin­sichtlich seines Designs als auch seines Inhalts eine großar­tige Leis­tung. Natür­lich beschönigt es unsere Geschichte nicht, und das sollte es auch nicht. Aber es ignori­ert auch nicht den Hero­is­mus der­er, die uns in den let­zten vier­hun­dert Jahren von den Übeln ras­sis­tis­ch­er Grausamkeit­en befre­it haben. Die Finanzierung für die Errich­tung des Muse­ums wurde 2003 von George W. Bush geset­zlich ver­ab­schiedet, der Ameri­ka dafür lobte, „seine Geschichte nicht zu ver­ber­gen“. Barack Oba­ma ver­goss Trä­nen, als er 2016 bei der Eröff­nung sprach und über den Tag nach­dachte, an dem er seine eige­nen Enkelkinder dor­thin mit­nehmen würde. So soll­ten sich unsere Präsi­den­ten ver­hal­ten … mit Würde und Respekt gegenüber den Tri­umphen und Tragö­di­en der amerikanis­chen Geschichte.

Wie so oft hat Don­ald Trump jedoch beschlossen, seinen eige­nen Weg zu gehen. Er ist weniger an der Blüte amerikanis­ch­er Kul­turin­sti­tu­tio­nen inter­essiert als daran, sie zu kon­trol­lieren. Im März erließ er die Exec­u­tive Order Nr. 14253, um das, was er als „unangemessene, spal­tende oder anti­amerikanis­che Ide­olo­gie“ beze­ich­net, aus dem Smith­son­ian und seinen Museen zu ver­ban­nen. Das mag harm­los klin­gen, ist es aber nicht. Von nun an wird jedes Ausstel­lungsstück in 19 nationalen Museen von einem poli­tis­chen Team unter der Leitung von J.D. Vance überwacht, das dafür sor­gen soll, dass jede Ausstel­lung „die Ein­heit, den Fortschritt und die dauer­haften Werte, die die amerikanis­che Geschichte prä­gen”, zum Aus­druck bringt. Jedes Muse­um hat­te 30 Tage Zeit, seine Beschrif­tun­gen und dig­i­tal­en Inhalte zur Über­prü­fung vorzule­gen, die von Per­so­n­en geprüft wer­den, die nichts über Muse­um­sku­ra­tion wis­sen, aber alles über eine bes­timmte Vision der Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukun­ft Amerikas, die vom Präsi­den­ten nun als „richtig“ ange­se­hen wird.

Ein Angriff auf his­torische Museen ist ein Angriff auf die Wahrheit, ein Angriff auf die Kul­tur, ein Angriff auf die Frei­heit und ein Angriff auf uns. Der Grund, warum Don­ald Trump die Kon­trolle über unsere his­torischen Museen haben will, ist nicht, dass sie den amerikanis­chen Geist nicht feiern, son­dern dass sie es tun. Ameri­ka hat zuweilen das Beste und das Schlecht­este gezeigt, was die Men­schheit zu bieten hat, doch im Laufe unser­er Geschichte war es let­ztlich das Engage­ment der Men­schen für die Möglichkeit­en der Frei­heit, das das let­zte Wort hat­te. Nichts kön­nte heute eine wichtigere Lek­tion für uns sein, die wir lehren oder ler­nen müssen, als diese.

Geschichte zu ler­nen ist nicht immer angenehm, aber es ist wichtig. Man geht nicht ins African Amer­i­can His­to­ry Muse­um und erwartet, dass man dort glück­lich wieder her­auskommt, genau­so wenig wie man ins Holo­caust Muse­um geht und erwartet, dass man dort glück­lich wieder her­auskommt. In bei­den Fällen hat das Muse­um seine Auf­gabe nicht erfüllt, wenn man es nicht mit gebroch­en­em Herzen ver­lässt. Aber alle Trä­nen, die wir dort vergießen, sind reini­gend, sog­ar erhel­lend, denn sie machen uns als Men­schen tiefer.

Die Geschichte ein­er Per­son oder eines Volkes zu löschen oder umzuschreiben, ist ein schw­er­wiegen­der Ver­stoß. Die Frei­heit jedes Volkes, seine eigene Geschichte auf seine eigene Weise zu erzählen, sollte als unan­tast­bar gel­ten. Ich habe im Black His­to­ry Muse­um viele Besuch­er mit ihren Kindern gese­hen – und genau darum geht es. Seine Geschichte zu ler­nen ist Teil der Selb­stfind­ung. Vielle­icht kommt man sog­ar als besser­er Men­sch aus einem solchen Ort her­aus. Und ist das nicht der Sinn von Kul­tur?

In jedem Muse­um kann es berechtigte Kri­tik an dieser oder jen­er Ausstel­lung geben; das ist nor­mal. Aber die Fähigkeit kul­tureller Ein­rich­tun­gen, ihre Geschicht­en frei von staatlich­er Ein­flussnahme oder Kon­trolle zu erzählen, ist ein grundle­gen­des Merk­mal ein­er freien Gesellschaft. His­torische Museen sind beson­ders wichtig, denn sie zeigen uns, wo wir gewe­sen sind, und geben uns damit Auf­schluss darüber, wohin wir gehen müssen.

Die Vorstel­lung, dass ein amerikanis­ch­er Präsi­dent, irgen­dein amerikanis­ch­er Präsi­dent, dem Smith­son­ian vorschreibt, dass unsere Geschichte so erzählt wer­den soll, wie er es will, und dass es sich an sein­er Vision aus­richt­en soll, ist keine Kura­tion – es ist Autori­taris­mus. Es ist eine total­itäre Tak­tik, die von Dik­ta­toren wie Mus­soli­ni, Hitler und Stal­in angewen­det wurde, um die Kul­tur unter staatliche Kon­trolle zu brin­gen. In Deutsch­land wurde in den 1930er Jahren die Angle­ichung der Kul­tur an die nation­al­sozial­is­tis­che Sicht der deutschen Geschichte als „Gle­ich­schal­tung“ beze­ich­net, ein Prozess, durch den das Reichsmin­is­teri­um für Volk­saufk­lärung und Pro­pa­gan­da die Kon­trolle über alle nationalen Medi­en, Filme, The­ater, Kün­ste und Kul­tur über­nahm. Die Deutschen strebten die gewalt­same Koor­dinierung des gesamten kul­turellen Lebens in Deutsch­land an, um sicherzustellen, dass alle Bere­iche der deutschen Gesellschaft die nation­al­sozial­is­tis­chen Ideen ver­trat­en.

Mit den Worten der Autorin Melis­sa Dal­ton Brad­ford: „Das Smith­son­ian wurde gegrün­det, um Wis­sen zu ver­mehren und zu ver­bre­it­en.” Das ist sein Auf­trag, und diese Mis­sion ist bewusst unpoli­tisch. Wenn der Staat vorschreibt, welch­es Wis­sen mit sein­er eige­nen Vision übere­in­stim­men muss, ist Geschichte nicht mehr eine Aufze­ich­nung der Ver­gan­gen­heit. Sie wird zu Staat­spro­pa­gan­da, und sobald eine Demokratie Staat­spro­pa­gan­da akzep­tiert, ist Geschichte vor­bei. Wir sind bere­its auf densel­ben Weg getreten, den Berlin 1933 eingeschla­gen hat. Die Gefahr beste­ht also nicht darin, dass eine Dik­tatur über Nacht entste­ht, son­dern dass wir die kleinen Aus­löschun­gen, die sub­tilen Umschrei­bun­gen, …, bis eines Tages die wahre Ver­gan­gen­heit nicht mehr wieder­her­stell­bar ist.

Sie fährt fort: „Für jeden, der sich mit der Geschichte des Total­i­taris­mus ausken­nt, ist dies der erste Schritt in einem bekan­nten Drehbuch … Die Meth­ode ist immer bürokratisch getarnt, mit Über­prü­fungs­gremien, Kor­rek­turen, offiziellen Fris­ten, aber das eigentliche Ziel ist unser kollek­tives Gedächt­nis. Wenn der Staat definiert, welche Ver­gan­gen­heit zuläs­sig ist, schränkt er die Vorstel­lungskraft der Öffentlichkeit ein, bis die Bürg­er sich nicht mehr wirk­lich daran erin­nern kön­nen, was sie ver­loren haben.

Der total­itäre Amok­lauf der Trump-Regierung gle­icht einem Wald­brand, der außer Kon­trolle gerät, aber noch gestoppt wer­den kann, wenn genug von uns einen Schlauch in die Hand nehmen. Was wir jedoch nicht tun dür­fen, ist zu leug­nen, was geschieht. Sie marschieren in Rich­tung totaler Kon­trolle. Uni­ver­sitäten: check. Anwalt­skan­zleien: check. Medi­enun­ternehmen: check. Museen: check. Und nie­mand sollte glauben, dass Museen ein weniger wichtiges Ziel sind, denn das sind sie nicht. Kul­tur ist der Herz­schlag jed­er Gesellschaft, und nichts ist wichtiger, als dass wir uns weigern, die Kon­trolle darüber aufzugeben. Es begann mit dem Kennedy Cen­ter, dann ging es weit­er zum Smith­son­ian, und wenn Broad­way und Hol­ly­wood glauben, sie stün­den nicht auf der Liste, machen sie sich etwas vor (denken Sie daran, er ist noch nicht ein­mal ein Jahr im Amt).

Ameri­ka, bitte wach auf! Nichts davon hat etwas mit der Förderung amerikanis­ch­er Ide­ale zu tun. Es geht einzig und allein darum, diese zu unter­graben. Es waren Bar­baren, die Rom geplün­dert haben, vergessen Sie das nicht. Nicht eine Gruppe von Muse­um­sku­ra­toren, His­torik­ern oder Kün­stlern.

Schützen Sie diejeni­gen, die die Wahrheit sagen, son­st wer­den die Lügn­er siegen.

An anderen Serien inter­essiert?
Wil­helm Tell / Ignaz Trox­ler / Hein­er Koech­lin / Simone Weil / Gus­tav Meyrink / Nar­rengeschicht­en / Bede Grif­fiths / Graf Cagliostro /Sali­na Rau­ri­ca / Die Welt­woche und Don­ald Trump / Die Welt­woche und der Kli­mawan­del / Die Welt­woche und der liebe Gott /Lebendi­ge Birs / Aus mein­er Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reich­sidee /Voge­sen Aus mein­er Bücherk­iste / Ralph Wal­do Emer­son / Fritz Brup­bach­er  / A Basic Call to Con­scious­ness Leon­hard Ragaz / Chris­ten­tum und Gno­sis / Hel­ve­tia — quo vadis? / Aldous Hux­ley / Dle WW und die Katholis­che Kirche / Trump Däm­merung / Manès Sper­ber /Reinkar­na­tion

10 Jahre Blues & Jazz Birsfelden
Kennsch dy Birsfälde? Nr. 2

Deine Meinung