Mary L. Trump ist Psy­cholo­gin und eine Nichte von Don­ald Trump. Ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit wurde sie durch die Pub­lika­tion ihres Buchs “Too Much and Nev­er Enough im Juli 2020, (auf deutsch: Zu viel und nie genug: Wie meine Fam­i­lie den gefährlich­sten Mann der Welt erschuf), in dem sie auf Hin­ter­gründe der dys­funk­tionale Fam­i­lie eing­ing. Es wurde noch am Verkauf­stag fast eine Mil­lion mal verkauft. Im Sep­tem­ber verk­lagte Don­ald Trump sie (und die NYT) auf 100 Mil­lio­nen Dol­lar Schaden­er­satz und die Her­aus­gabe sämtlich­er Bucher­löse.

In ihrem Blog “The Good in us” kom­men­tiert und kri­tisiert sie die poli­tis­chen Entwick­lun­gen in der aktuellen Trump-Präsi­dentschaft.

Hier ein Text, den sie nach dem amerikanis­chen Angriff auf iranis­che nuk­leare Anla­gen schrieb, in dem sie auf die Weltan­schau­ung der Trump-Fam­i­lie einge­ht und die religiöse Heuchelei Don­ald Trumps anprangert:

Macht und Aus­beu­tung: Glaube, Heuchelei und die Gefahren, einem falschen Propheten zu fol­gen

Don­ald war diese Woche noch unberechen­bar­er als son­st, was schon etwas heißen will. Er hat uns in einen ille­galen, ver­fas­sungswidri­gen und nicht genehmigten Kon­flikt mit dem Iran gestürzt und alle, ein­schließlich sein­er eige­nen Ver­bün­de­ten, auf seinen näch­sten Schritt warten lassen.

Aber jet­zt beruft er sich auf eine neue Macht, um sein Ver­hal­ten zu recht­fer­ti­gen – einen Gott, an den er nicht glaubt. Don­ald schock­ierte die Welt, als er am Sam­stag Bomben auf den Iran warf, nach­dem er zwei Tage zuvor erk­lärt hat­te, er werde sich zwei Wochen Zeit nehmen, um über das weit­ere Vorge­hen nachzu­denken. In sein­er Rede nach dem unprovozierten Angriff berief er sich mehrfach auf Gott:
„Ich möchte ein­fach allen danken, ins­beson­dere Gott. Ich möchte ein­fach sagen, dass wir dich lieben, Gott, und dass wir unser großar­tiges Mil­itär lieben. Beschütze sie. Gott seg­ne den Nahen Osten. Gott seg­ne Israel. Und Gott seg­ne Ameri­ka. Vie­len Dank. Danke.“

Die Gegen­reak­tion ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst ein­mal ist es belei­di­gend, Reli­gion zu bemühen, um Bombe­nan­griffe zu recht­fer­ti­gen, aber im Zusam­men­hang mit der Bom­bardierung eines Lan­des im Nahen Osten hat das den Beigeschmack von Kreuz­zü­gen. Vertei­di­gungsmin­is­ter Pete Hegseth ging noch einen Schritt weit­er, als er am Ende sein­er Rede sagte: „Wir preisen Gott für seine Vorse­hung und bit­ten ihn weit­er­hin um seinen Schutz.“ Ob Hegseth wirk­lich religiös ist, weiß ich nicht, und ich würde es vorziehen, wenn Regierungs­beamte sich nicht in dieser Weise über Rake­te­nan­griffe äußern wür­den. Aber Don­ald ist, trotz sein­er gele­gentlichen Ver­suche, etwas anderes vorzugeben, über­haupt nicht religiös.

Als er in den 1950er Jahren ein Kind war, war Nor­man Vin­cent Peale sehr beliebt. Peale war Pas­tor der Mar­ble Col­le­giate Church in Mid­town Man­hat­tan, und seine ober­fläch­liche Botschaft der Selb­st­genügsamkeit sprach meinen Groß­vater Fred sehr an. Peale war ein Schar­la­tan, aber er war ein Schar­la­tan, der eine reiche und mächtige Kirche in New York City leit­ete und eine Botschaft zu verkaufen hat­te. Mein Groß­vater war kein Leser, aber es war unmöglich, Peales Best­seller „The Pow­er of Pos­i­tive Think­ing” nicht zu ken­nen. Der Titel allein reichte Fred, und er beschloss, der Mar­ble Col­le­giate Church beizutreten. Er und seine Fam­i­lie besucht­en den Gottes­di­enst nur sel­ten, aber Fred hat­te bere­its eine pos­i­tive Ein­stel­lung und gren­zen­los­es Ver­trauen in seine Fähigkeit­en, erfol­gre­ich zu sein. Er brauchte „Die Kraft des pos­i­tiv­en Denkens“ nicht wirk­lich zu lesen, um sich den ober­fläch­lich­sten und eigen­nützig­sten Aspekt von Peales Botschaft für seine eige­nen Zwecke zunutze zu machen.

Peale nahm das Wohl­stand­se­van­geli­um vor­weg und verkün­dete, dass man nur Selb­stver­trauen haben müsse, um so erfol­gre­ich zu sein, wie Gott es wolle. Er schrieb: „Hin­dernisse dür­fen Ihr Glück und Ihr Woh­lerge­hen ein­fach nicht zer­stören. Du musst nur besiegt wer­den, wenn du bere­it bist, dich besiegen zu lassen.”

Peales Ansicht bestätigte genau das, was mein Groß­vater bere­its dachte: Er war reich, weil er es ver­di­ent hat­te. Selb­stzweifel waren nicht Teil des Charak­ters meines Groß­vaters, und er zog niemals die Möglichkeit sein­er eige­nen Nieder­lage in Betra­cht. Peale schrieb auch: „Es ist erschreck­end, wie viele erbärm­liche Men­schen durch die all­ge­mein als Min­der­w­er­tigkeit­skom­plex beze­ich­nete Krankheit behin­dert und unglück­lich gemacht wer­den.”

Peales Pro­to-Wohl­stand­spredigten passten gut zu der Man­gel­men­tal­ität, an der Fred weit­er­hin fes­thielt. Für ihn galt nicht „je mehr du hast, desto mehr kannst du geben“, was wie ein Grund­satz des Chris­ten­tums klingt. Nein, in mein­er Fam­i­lie galt: „Je mehr du hast, desto mehr hast du.“ Finanzieller Wert war gle­ichbe­deu­tend mit Selb­st­wert. Geld­w­ert war men­schlich­er Wert. Je mehr Fred Trump hat­te, desto bess­er war er als alle anderen.

Wenn er jeman­dem etwas gab, war diese Per­son mehr wert und er weniger. Diese Ein­stel­lung gab er an Don­ald weit­er. Was sagt das über die Reli­gion in mein­er Fam­i­lie aus? Ange­fan­gen bei meinem Groß­vater war das Einzige, was zählte, das Einzige, woran sie glaubte, Geld. Gott spielte keine Rolle, und ich habe nie einen einzi­gen aufrichti­gen Beken­nt­nis zum Glauben an Gott gese­hen.

Don­ald wurde von weißen Evan­ge­likalen und extrem­istis­chen Katho­liken in diesem Land die Möglichkeit geboten, Reli­gion als Req­ui­site zu benutzen und den Glauben sein­er Anhänger auszunutzen.

Auf seine eigene Weise ver­ste­ht er, dass es aus­re­icht, Plat­titü­den über die Bibel zu ver­bre­it­en, ein Buch, das er nie gele­sen hat, um Men­schen, die ohne­hin schon überzeugt sind, davon zu überzeu­gen, dass er ihre Überzeu­gun­gen teilt und Gottes Botschafter ist – wenn auch ein unvol­lkommen­er.

Im Jahr 2020 ord­nete Don­ald an, friedliche Demon­stran­ten gewalt­sam aus dem Lafayette Park zu ent­fer­nen, nur damit er sich in der St. John’s Epis­co­pal Church für ein Foto in Szene set­zen kon­nte. Dort hielt er eine Bibel verkehrt herum in der Hand. Don­ald und seine Ver­bün­de­ten benutzen die Reli­gion, um alles zu recht­fer­ti­gen, was sie tun, egal wie teu­flisch es auch sein mag. Das ist zynisch, heuch­lerisch und, offen gesagt, eine groteske Aus­beu­tung des aufrichti­gen Glaubens von Mil­lio­nen von Amerikan­ern.

Mike Huck­abee, ein christlich­er Zion­ist und US-Botschafter in Israel, veröf­fentlichte kür­zlich eine bizarre Botschaft, in der er behauptete, die Entschei­dung, den Iran anzu­greifen, sei in einem Gespräch zwis­chen Don­ald und dem Gott, an den er nicht glaubt, gefall­en. Huck­abee sagte: „Sie haben viele Stim­men, die zu Ihnen sprechen, Sir, aber es gab nur eine Stimme, die zählt. Seine Stimme.“ Was mich beun­ruhigt, ist nicht, dass Gott direkt mit Don­ald spricht, denn das ist Unsinn. Es ist die Tat­sache, dass viele Stim­men zu ihm sprechen und sie alle in seinem Kopf sind.

Was die Angriffe auf den Iran ange­ht, so hat Don­ald auf Ben­jamin Netan­jahu gehört, nicht auf Gott. Und jed­er, der glaubt, dass ein Christ oder der Jesus Chris­tus, wie er im Neuen Tes­ta­ment dargestellt wird, einen einzel­nen Men­schen dazu auf­fordern würde, einen unprovozierten Bombe­nan­griff auf eine andere Nation zu fliegen, ist genau­so wahn­haft wie die Leute, die weit­er­hin glauben, Don­ald Trump sei eine Art Heiliger.

Ich habe über­haupt kein Prob­lem mit Men­schen, die nicht an eine höhere Macht glauben, die nicht an einen Gott glauben oder die kein­er Reli­gion ange­hören. Ich tue das auch nicht. Wir sind hier in Ameri­ka. Die Men­schen sollen glauben kön­nen, was sie wollen. Ich habe jedoch ein großes Prob­lem damit, wenn jemand so got­t­los wie Don­ald Trump aus poli­tis­chen Grün­den vorgibt, das zu glauben, was seine Anhänger von ihm erwarten. Ich habe ein Prob­lem damit, wenn ein Hei­de wie er die Glaubenssys­teme der­er aus­nutzt, die buch­stäblich bere­it sind, ihr Leben für ihn zu opfern, während er ihre Reli­gion als Deck­man­tel benutzt, um unges­traft weit­er ein anderes Land bom­bardieren zu kön­nen.

Das Prob­lem ist nicht, dass Don­ald nicht an Gott glaubt, son­dern dass er ein Heuch­ler und ein Aus­beuter ist. Er glaubt nur an eine höhere Macht, und in seinem Kopf ist das er selb­st.

An anderen Serien inter­essiert?
Wil­helm Tell / Ignaz Trox­ler / Hein­er Koech­lin / Simone Weil / Gus­tav Meyrink / Nar­rengeschicht­en / Bede Grif­fiths / Graf Cagliostro /Sali­na Rau­ri­ca / Die Welt­woche und Don­ald Trump / Die Welt­woche und der Kli­mawan­del / Die Welt­woche und der liebe Gott /Lebendi­ge Birs / Aus mein­er Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reich­sidee /Voge­sen Aus mein­er Bücherk­iste / Ralph Wal­do Emer­son / Fritz Brup­bach­er  / A Basic Call to Con­scious­ness Leon­hard Ragaz / Chris­ten­tum und Gno­sis / Hel­ve­tia — quo vadis? / Aldous Hux­ley / Dle WW und die Katholis­che Kirche / Trump Däm­merung / Manès Sper­ber /Reinkar­na­tion

HILFE !
Reinkarnation!? - Reinkarnation! 9

Deine Meinung