Seit Montag dieser Woche ist Donald Trump der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Wohin er seine Präsidentschaft zu steuern gedenkt, hat er gleich am ersten Tag klar gemacht: Begnadigung aller Kapitol-Stürmer, Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen, Kaltstellung ihm nicht genehmer Kaderleute, usw. usw.
Derweil lecken sich die Demokraten die Wunden und fragen sich, was sie im Wahlkampf falsch gemacht haben. Die spirituelle Lehrerin Marianne Williamson, die zweimal mit ihrer Kandidatur für die Nominierung als demokratische Präsidentschaftskandidatin scheiterte, hat die Antworten: Der missglückte Wahlkampf war lediglich das Symptom einer grundsätzlich verfehlten demokratischen Politik. Deshalb bewirbt sie sich jetzt um das Präsidium der Partei. Es lohnt sich, einen Blick in ihr alternatives Programm zu werfen. Hier ein paar Auszüge:
● Wir gewinnen Wahlen nicht in Washington, D.C., sondern vor Ort, dort, wo unsere Wähler leben. Unsere Bundesstaaten sind derzeit unterbesetzt, unterfinanziert und werden kaum wahrgenommen. Unter meiner Führung wird eine völlig neue Beziehung zu den Bundesstaaten entstehen, einschließlich eines wesentlich höheren Anteils an Geld und Entscheidungsbefugnis für mich und den Exekutivausschuss.
● Unsere Medienarbeit muss sofort beginnen und kontinuierlich darüber berichten, was Demokraten im ganzen Land tun, um das Leben der Menschen zu verbessern. Auf jeder Plattform, wo auch immer Menschen miteinander kommunizieren. Das ist eine weit bessere Investition als Hunderte Millionen Dollar für Werbung drei Wochen vor einer Präsidentschaftswahl auszugeben.
● Wir werden die lokale Wirtschaft stärken, indem wir dort investieren, wo die Wähler sind. Wenn wir Hunderte Millionen Dollar für Fernsehwerbung ausgeben können, die nicht einmal funktioniert, können wir auch Geld für die Menschen in Bundesstaaten ausgeben, in denen sie funktioniert.
● Medien sind nicht mehr nur Fernsehen. Sie sind auf unseren Handys, in Podcasts und Streams. Und nicht nur unsere Kommunikationsmittel müssen modernisiert werden, sondern auch unsere Kommunikation selbst.
● Die Demokratische Partei wurde früher als die Partei der kreativsten, freidenkendsten und kulturell aufgeschlossensten Menschen angesehen. Leider trifft das nicht mehr unbedingt zu. Wir müssen uns die Geschichte unserer Partei und die Geschichte unseres Landes noch einmal vor Augen führen und beide Geschichten in modernen Begriffen neu erzählen. Wir müssen die Amerikaner – und uns selbst – wieder dafür begeistern, warum die Werte, die den Kern der Demokratischen Partei ausmachen, Werte sind, die es wert sind, gefördert und geschützt zu werden.
● Demokraten zeigen zu wenig Respekt für junge Wähler, insbesondere für diejenigen, die sich, wenn man mit mehr Respekt und Interesse für ihre Interessen auf sie eingehen würde, von unseren Zielen angesprochen fühlen würden. Die unausgesprochene Botschaft an junge Demokraten, dass „wir die Erwachsenen sind und wissen, was wir hier tun“, hat sich nicht nur als abschreckend, sondern auch als offenkundig falsch erwiesen.
● Wir haben uns kulturell, technologisch und intellektuell nicht ausreichend mit neuen Ideen auseinandergesetzt. Unser Mangel an Authentizität hat sich verheerend auf unsere Beziehung zu jungen Wählern ausgewirkt.
● Jeder wird unsere Pläne kennen: Jeder Amerikaner soll eine hochwertige Gesundheitsversorgung erhalten. Die Sozialversicherung soll ausgebaut und gestärkt werden. Jeder Amerikaner soll für einen existenzsichernden Lohn arbeiten. Öffentliche Universitäten und technische Schulen sollen gebührenfrei sein, damit amerikanische Köpfe gedeihen können. Unsere Wirtschaft soll sauber und grün werden und Millionen gut bezahlter Arbeitsplätze schaffen. Für die Schaffung von Frieden im In- und Ausland.
● Im Gegensatz zu den Republikanern werden wir unsere Pläne nicht verheimlichen. Wir werden sie von den Dächern rufen.
Ob das angesichts der Trump-Dampfwalze etwas bringt, steht in den Sternen …
Fortsetzung am kommenden Donnerstag, den 30. Januar
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Franz Büchler
Jan. 27, 2025
Das alternative Programm der Marianne Williamson könnte in allen Punkten auch für die meisten Parteien der Schweiz empfehlenswert sein. Wir müssen Helvetia wieder ein bisschen beleben.