Fort­set­zung der Zusam­men­fas­sung von Dr. Whit­ton zu den Erfahrun­gen der Zwis­chen­leben sein­er Propan­den im Bar­do-Zus­tand zwis­chen zwei Inkar­na­tio­nen:

Das Gericht

Der Glaube an ein Gericht nach dem Tod durchzieht alle religiösen, philosophis­chen und mys­tis­chen Tra­di­tio­nen, von dem altä­gyp­tis­chen Glauben an das „Wiegen der Seele” vor einem furchter­re­gen­den Tri­bunal bis zur zoroas­trischen Lehre, dass eine Richter­bank aus Geis­tern das Schick­sal jedes Men­schen entsprechend der Qual­ität seines Lebens abwägt. (…)

Während sich die Sym­bole und die Natur des Gerichts­dra­mas von Kul­tur zu Kul­tur unter­schei­den, ist der Zweck der Übung immer der­selbe: die Leis­tung der Seele zu bew­erten und ihren zukün­fti­gen Weg festzule­gen. Die all­ge­meine Unvol­lkom­men­heit des Men­schen hat dieser inti­men Beurteilung schon immer ein Gefühl großer Vorah­nung ver­liehen. In Hebräer 10:27 ist von ein­er „furcht­baren Erwartung des Gerichts“ die Rede, während das Lied von Olaf Oste­sen aus der skan­di­navis­chen Mytholo­gie warnt: „Wie groß ist die Trauer der Seele, … wo See­len dem kos­mis­chen Gericht unter­wor­fen sind.“

Die Aus­sagen der Proban­den von Dr. Whit­ton bestäti­gen ein­deutig die Exis­tenz eines Gericht­shofs und ergänzen die eher spär­lichen Beschrei­bun­gen aus der alten Welt erhe­blich. Fast alle, die sich in die Metabe­wusst­sein­szone wagten, sahen sich ein­er Gruppe weis­er, älter­er Wesen gegenüber – meist drei, gele­gentlich vier und in sel­te­nen Fällen bis zu sieben –, die in ver­schiede­nen Gestal­ten erschienen. Sie kön­nen von unbes­timmter Iden­tität sein oder die Gestalt mythol­o­gis­ch­er Göt­ter oder religiös­er Meis­ter annehmen. Ein Proband berichtete:
Mein Führer nahm mich beim Arm und führte mich in einen Raum, in dem die Richter an einem rechteck­i­gen Tisch saßen. Sie waren alle in weite weiße Gewän­der gek­lei­det. Ich spürte ihr Alter und ihre Weisheit. In ihrer Gegen­wart fühlte ich mich sehr kindlich.

Die Mit­glieder dieses ätherischen Tri­bunals sind spir­ituell hoch entwick­elt und haben möglicher­weise sog­ar ihren Zyk­lus der irdis­chen Inkar­na­tio­nen abgeschlossen. Da sie intu­itiv alles wis­sen, was es über die Per­son zu wis­sen gibt, die vor ihnen ste­ht, beste­ht ihre Auf­gabe darin, dieser Per­son bei der Bew­er­tung ihres ger­ade ver­gan­genen Lebens zu helfen und schließlich Empfehlun­gen für die näch­ste Inkar­na­tion abzugeben.

Wenn es eine pri­vate Hölle im Leben zwis­chen den Leben gibt, dann ist es der Moment, in dem sich die Seele zur Über­prü­fung präsen­tiert. Dann wer­den Reue, Schuldge­füh­le und Selb­stvor­würfe für Ver­säum­nisse in der let­zten Inkar­na­tion mit ein­er visz­eralen Inten­sität aus­gelebt, die Qualen und bit­tere Trä­nen in einem Aus­maß her­vor­ruft, das für Zeu­gen sehr beun­ruhi­gend sein kann. Während der Inkar­na­tion kön­nen neg­a­tive Hand­lun­gen ratio­nal­isiert und ver­drängt wer­den; es gibt immer zahlre­iche Ausre­den. Im Zwis­chen­leben kom­men die durch diese Hand­lun­gen her­vorgerufe­nen Emo­tio­nen unver­fälscht und unver­söhn­lich zum Vorschein. Jedes emo­tionale Leid, das anderen zuge­fügt wurde, wird so inten­siv emp­fun­den, als wäre es einem selb­st zuge­fügt wor­den. Am quälend­sten ist jedoch vielle­icht die Erken­nt­nis, dass die Zeit für eine Änderung der Ein­stel­lung und die Kor­rek­tur von Fehlern endgültig vor­bei ist. Die Tür zum let­zten Leben ist ver­schlossen und ver­riegelt, und die Fol­gen der Hand­lun­gen und Aus­flüchte müssen in der ulti­ma­tiv­en Abrech­nung beglichen wer­den, in der genau das, was wir sind und wofür wir ste­hen, zur Rechen­schaft gezo­gen wird. Die Mei­n­ung ander­er zählt nichts; auf dem Spiel ste­ht unsere per­sön­liche Integrität, unsere innere Moral.

In ihrer emo­tionalen Aufgewühltheit nehmen die Tran­cepa­tien­ten sich oft als durch ihre eige­nen Ver­fehlun­gen behin­dert wahr. Ein Mann, der in seinem früheren Leben seine Geliebte ermordet hat­te, erschien vor dem Richter­stuhl oder den Drei mit aufgeschlitzter Kehle. Eine Mut­ter, die verse­hentlich ihr eigenes Kind getötet hat­te, sah sich in Ket­ten. Und eine Frau, die sich einen Ver­rat in ihrem früheren Leben nicht verzei­hen kon­nte, drück­te ihre Schuld mit klas­sis­chen christlichen Sym­bol­en aus:
Ich knie auf einem Knie und halte ein großes Kreuz über meine rechte Schul­ter. Meine ganze Seele zuckt vor Schmerz, Reue, Trauer, Schuld … Ich kann vor lauter Scham nicht zu den Dreien auf­blick­en. Doch um mich herum herrscht eine strahlende Wärme aus blauen Strahlen und Frieden, ein Frieden, den ich nicht begreifen kann …

Der „Frieden”, den diese Probandin, eine Arzthelferin, in der Gegen­wart des Gerichts emp­fand, ist eine häu­fig gemachte Erfahrung. Die Richter strahlen eine wieder­her­stel­lende, heilende Energie aus, die alle Hin­dernisse beseit­igt und alle Schuldge­füh­le lin­dert. Die Arzthelferin spürte, wie das Kreuz von ihren Schul­tern genom­men wurde, der Mann mit der ver­let­zten Kehle wurde wieder ganz, und die Frau in Ket­ten spürte, wie die Fes­seln von ihren Handge­lenken und Knöcheln fie­len. Eine andere Test­per­son kom­men­tierte:
Allein schon vor den Richtern zu ste­hen, machte mir Angst. Aber ich merk­te schnell, dass ich keine Angst haben musste. Sie strahlten eine wohlwol­lende Für­sorge aus, und meine Angst ver­flog.

Anstatt die Selb­stver­ach­tung und Unzufrieden­heit der reuigen Seele zu bestäti­gen, spricht das Gericht ermuti­gende Worte und weist auf die pos­i­tiv­en und fortschrit­tlichen Aspek­te des Lebens hin. Es ist, als wür­den sie sagen: „Komm schon, dein Leben war doch nicht so schlecht.“ .…

Fort­set­zung am Fre­itag, den 24. Okto­ber

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