Gehen wir ein­mal davon aus, dass Reinkar­na­tion eine Tat­sache ist. Reinkar­na­tion als Schule, in der wir dank unser­er Erfahrun­gen und unseres Ver­hal­tens in einem Leben uns von Bewusst­seins-Klasse zu Bewusst­seins-Klasse hochar­beit­en — oder eine Klasse repetieren müssen, weil wir gewisse Lek­tio­nen nicht gel­ernt haben. Ist es möglich, irgend­wann aus solchen Zyklen auszusteigen, weil wir die ulti­ma­tive Erfahrung gemacht haben, sozusagen ein “Bewusst­seins-Dok­torat”?

Genau dies behauptet ein­er der bekan­ntesten west­lichen Med­i­ta­tion­slehrer, dessen Büch­er “Jet­zt! Die Kraft der Gegen­wart”, “Stille spricht” und “Eine neue Erde. Bewusst­seinssprung anstelle von Selb­stzer­störung” Aufla­gen in Mil­lio­nen­höhe erre­icht haben: Eck­hart Tolle. Eines Tages wurde er gefragt, was er von “NDEs  (Near Death Expe­ri­ences) “, also von sog. Nah­toder­fahrun­gen halte. Die Lit­er­atur dazu ist seit den ersten Pub­lika­tio­nen in den 70er-Jahren des let­zten Jahrhun­derts (z.B. Ray­mond Moody mit “Life after Life”) explodiert, wie eine kleine Auswahl aus dem englis­chsprachi­gen Sek­tor deut­lich macht.

Auf die Frage “Was hal­ten Sie von Nah­toder­fahrun­gen?” ging er aber vor allem auf das The­ma “Bewusst­sein und Reinkar­na­tion” ein:

Let­z­tendlich sind wir alle unsicht­bar. Und das, was du von einem anderen Men­schen siehst, ist rel­a­tiv unbe­deu­tend und nicht dazu bes­timmt, zu über­leben. Jed­er Men­sch ist Bewusst­sein, das sich in ein­er vorüberge­hen­den Form man­i­festiert und die Gestalt annimmt, die wir als Men­sch wahrnehmen. Der Men­sch selb­st ist also eine Man­i­fes­ta­tion des Bewusst­seins und let­z­tendlich nichts anderes als Bewusst­sein. …

Wenn du bei jeman­dem gesessen bist, der gestor­ben ist, der im Ster­ben lag, — ich weiß nicht, ob du das erlebt hast -, dann hast du erlebt, dass es etwas sehr Heiliges ist, ein sehr heiliger Moment, wenn man sich ihm hingeben kann. Es gibt den Moment, in dem der Über­gang stat­tfind­et zwis­chen diesem Kör­p­er, der von diesem Bewusst­seins­feld bewohnt wird. Und dann ist der Kör­p­er plöt­zlich nur noch ein Kör­p­er. Und es gibt einen riesi­gen Unter­schied. Man sieht sofort, dass dieser Kör­p­er nie dieses Wesen war. Er sah nur so aus wie dieses Wesen. Dieses Wesen ist, wie ich bere­its sagte, let­ztlich unsicht­bar. Was man von einem anderen Men­schen sieht, ist rel­a­tiv unbe­deu­tend und nicht dazu bes­timmt, zu über­leben. …

Zuerst bist du die physis­che Form, tiefer als die physis­che Form bist du das Bewusst­sein, das die Form bewohnt. Und dieses Bewusst­sein ist untrennbar mit dem einen Bewusst­sein ver­bun­den. Es gibt kein getren­ntes Bewusst­sein. Bewusst­sein hat keine Plu­ral­form. Es gibt keine Bewusst­seine. Bewusst­sein ist sin­gu­lar. Es gibt nur ein Bewusst­sein, das sich man­i­festiert, also kön­nten wir es einen Strahl oder einen Strahl des Bewusst­seins nen­nen. Du bist dieser Strahl des Bewusst­seins. Als Strahl des Bewusst­seins unter­liegt das Bewusst­sein nicht Geburt und Tod. Es ist also zeit­los. …

Jeder Men­sch ist das eine Bewusst­sein, das auf irgen­deine Weise lernt und sich weit­er­en­twick­elt. Selb­st die unbe­deu­tend­ste Lebens­form ist das eine Bewusst­sein, das sich weit­er­en­twick­elt und lernt, und was es gel­ernt hat, — nicht die Details, son­dern das Wesentliche -, trägt etwas zum Ganzen bei. Das ist eine Intu­ition, die mir vor einiger Zeit gekom­men ist. …

Das Tran­szen­dente Gottes ist völ­lig jen­seits der Zeit und entwick­elt sich nicht weit­er, denn Evo­lu­tion bedeutet Zeit. Es bedeutet, dass das Tran­szen­dente nicht in unser­er, son­dern in ein­er tran­szen­den­ten Dimen­sion existiert, sodass man es sich nicht ein­mal vorstellen oder darüber sprechen kann, und das ist Gott. Dann strahlt Gott, die Ema­na­tion Gottes, in unsere Dimen­sion hinein und erschafft unsere Dimen­sion. Und dann ist Gott ein sich entwick­el­ndes Wesen, wenn Gott in diese Dimen­sion ein­tritt. Und es beste­ht kein Zweifel daran, dass in unserem Uni­ver­sum ein evo­lu­tionär­er Prozess des Bewusst­seins stat­tfind­et. …

Man kann nicht wirk­lich darüber sprechen, was nach dem Tod geschieht, ohne bere­its über den let­zten Zweck von allem zu sprechen, denn wir sind Teil des let­zten Zwecks von allem. Aber man kann ihn nie ganz erfassen, man kann nur kleine Ein­blicke davon bekom­men. Man kann ihn mit seinem begren­zten Ver­stand nie voll­ständig begreifen oder darüber sprechen. Wer man also in seinem Wesen ist, über­lebt, und let­z­tendlich gibt es keinen Tod. Und wenn man in diesem Leben als Ego stirbt, was man als „Ster­ben vor dem Tod” beze­ich­net, dann weiß man bere­its aus eigen­er Erfahrung, dass man in seinem Wesen über den Tod hin­aus­ge­ht. Und das ist etwas Wun­der­schönes, wenn das Ego ver­schwindet, dann stirbt man vor dem Tod und kann das Wesen spüren, das man ist. Ich werde also niemals ster­ben .…

Wie hoch ist dein Bewusst­sein­sniveau während deines Lebens? Wenn du stirb­st, ist das ein wichtiger Fak­tor dafür, was danach geschieht. Es gibt Men­schen, die mir sagen, dass sie nicht wiederge­boren wer­den wollen. Ich will nicht zurück­kom­men. Es ist so schw­er. Bitte lass mich nicht zurück­kom­men. Und dann gibt es andere, die sagen: Ich hoffe, dass ich zurück­komme, weil ich nicht ins Nichts ver­schwinden will. Ich hoffe wirk­lich, dass ich zurück­komme. Reinkar­na­tion, ist Reinkar­na­tion eine Tat­sache? Ja, aber es ist viel mehr. Ich möchte Reinkar­na­tion in etwas ein­brin­gen, das du hier und jet­zt tat­säch­lich aus erster Hand erleben kannst. Die tief­ere Bedeu­tung der Reinkar­na­tion, wie ich sie sehe, ist, dass du dich mit der Form iden­ti­fizierst und dann wiederge­boren wirst. Car­nate kommt von Fleisch. Fleisch bedeutet Form. Car­nate, Chili con Carne, das ist Fleisch. Man wird also wiederge­boren, was bedeutet, dass man sich mit der Form iden­ti­fiziert. Dann wird man in eine Form wiederge­boren. …

Wiederge­burt ist Iden­ti­fika­tion mit For­men. Wie kann ich über die Wiederge­burt hin­aus­ge­hen? Das musst du hier und jet­zt tun. … Iden­ti­fiziere dich nicht mit Gedanken­for­men in deinem Kopf. Das ist die grundle­gend­ste Reinkar­na­tion, die den Men­schen ständig wider­fährt: die voll­ständi­ge Iden­ti­fika­tion mit jed­er Gedanken­form, die dir in den Kopf kommt, und dann wirst du zu dieser Gedanken­form. … Das Bewusst­sein, das du bist, wird voll­ständig in die Form hineinge­zo­gen. Es erken­nt sich selb­st nicht als Bewusst­sein. Es erken­nt sich selb­st nur als Form. Und das ist der Zwang zur Reinkar­na­tion, den die meis­ten Men­schen, die nicht erwacht sind oder zumin­d­est am Erwachen sind, noch haben. Und du kannst daraus ableit­en, dass, wenn du diesen Zwang in dir hast, während deines gesamten Lebens, der Zwang zur Reinkar­na­tion auch nach dem Zer­fall dieses Kör­pers weit­erbeste­hen wird.

Wenn du jedoch in diesem Leben über den Zwang zur Reinkar­na­tion hin­aus­ge­gan­gen bist, — was bedeutet, sich mit jedem Gedanken und jed­er Emo­tion, die auf­taucht, zu iden­ti­fizieren -, wenn du die Essenz dessen erkan­nt hast, wer du jen­seits der Form bist, ver­lässt dich diese Erken­nt­nis nicht mehr. Wenn du stirb­st, gibt es eine Frei­heit, die kommt, weil du diese Frei­heit bere­its in diesem Leben gefun­den hast, weil du dieser Iden­ti­fika­tion mit der Form gestor­ben bist.

Sind seine Gedanken der Weisheit let­zter Schluss? Keine Ahnung, aber anre­gend sind sie alle­mal … Und sie tre­f­fen sich mit der Erken­nt­nis, die Christo­pher Bache am Ende seines grossen LSD-Exper­i­ments hat­te und am Schluss des Buch­es “LSD and the Mind of the Uni­verse” for­mulierte: Der Urquell aller Schöp­fung ist Bewusst­sein und Liebe.

Wer sich inten­siv­er mit dem The­ma NDE auseinan­der­set­zen möchte, find­et einen riesi­gen Infor­ma­tions-Pool auf diesen Web­sites:
The Inter­na­tion­al Asso­ci­a­tion for Near-Death Stud­ies (IANDS)
NDE Near-Death
NDERF Near-Death Expe­ri­ence Research Foun­da­tion

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