Fortsetzung der Zusammenfassung von Dr. Whitton zu den Erfahrungen der Zwischenleben seiner Propanden im Bardo-Zustand zwischen zwei Inkarnation:
Die Planung des nächsten Lebens
Die wichtigste Erkenntnis aus Dr. Whittons Forschungen ist die Entdeckung, dass viele Menschen ihr nächstes Leben planen, während sie nicht mehr in einem Körper leben. Das aus dem Rückblick gewonnene Selbstwissen versetzt die Seele in die Lage, die wichtigen Entscheidungen zu treffen, die die Form ihrer nächsten Inkarnation bestimmen. Aber die Seele handelt nicht allein. Die Entscheidungsfindung wird stark von den Mitgliedern des Gerichts beeinflusst, die sich der karmischen Schulden der Seele und ihres Bedarfs an bestimmten Lektionen bewusst sind und umfassende Ratschläge geben.
In der christlichen Tradition wird Jesus Christus als das einzige inkarnierte Wesen angesehen, dem das Privileg gewährt wurde, seine Eltern zu wählen. Das Metabewusstsein zeigt jedoch, dass diese Option allen offensteht und dass die Wahl der Eltern für die Gestaltung und Ausrichtung des kommenden Lebens von immenser Bedeutung ist. Die alten Tibeter waren sich dieses Auswahlverfahrens sehr wohl bewusst. Der Bardo Tbödol rät der entkörperten Seele: „Prüfe, wo du geboren werden wirst, und wähle den Kontinent.“
Die Empfehlungen der Richter richten sich nach den Bedürfnissen der Seele, nicht nach ihren Wünschen. Daher werden sie meist mit gemischten Gefühlen aufgenommen, es sei denn, die Seele ist fanatisch darauf bedacht, ihre Entwicklung um jeden Preis voranzutreiben. Eine Frau sagte:
Ich werde dabei unterstützt, mein nächstes Leben zu gestalten, damit ich mich allen Schwierigkeiten stellen kann, die auf mich zukommen. Ich möchte diese Verantwortung nicht übernehmen, weil ich mich dazu nicht stark genug fühle. Aber ich weiß, dass wir Hindernisse überwinden müssen, um stärker, bewusster, weiter entwickelt und verantwortungsbewusster zu werden.
Der Preis für den Fortschritt sind immer Herausforderungen und Schwierigkeiten – genau deshalb werden Inkarnationen mit der Weiterentwicklung der Seele immer schwieriger. Die Planung für das nächste Leben erfolgt häufig in Absprache mit anderen Seelen, zu denen über viele Leben hinweg eine Verbindung aufgebaut wurde. Das bedeutet, dass die Wahl des Zeitpunkts und des Ortes der Geburt von größter Bedeutung ist; eine falsche Wahl bedeutet, die Chance auf ein produktives Wiedersehen zu verpassen.
Gruppenreinkarnation, bei der dieselbe Gruppe von Seelen sich durch ständig wechselnde Beziehungen in verschiedenen Leben weiterentwickelt, kommt laut Dr. Whittons Probanden häufig vor. Das „karmische Drehbuch” verlangt oft eine erneute Begegnung mit Menschen, die in früheren Inkarnationen eine angenehme oder unangenehme Rolle gespielt haben. Mit den Worten eines Menschen, der sich gezwungen fühlte, anderen Wiedergutmachung zu leisten:
Es gibt Menschen, die ich in meinem letzten Leben nicht besonders gut behandelt habe, und ich muss wieder auf die Erde zurückkehren und meine Schuld abarbeiten. Wenn sie mir diesmal wehtun, werde ich ihnen vergeben, denn alles, was ich wirklich will, ist, nach Hause zurückzukehren. Hier ist mein Zuhause.
Der Begriff „Seelenverwandter” scheint sich auf ein Wesen zu beziehen, mit dem man sich aus Gründen des gegenseitigen Wachstums bewusst viele Male wiedergeboren hat. Aber Wachstum hängt ebenso oft von der Wiedervereinigung mit Menschen ab, deren Gesellschaft nicht so erfreulich ist. „Oh nein – nicht sie schon wieder!”, stöhnte ein Proband, ein Gymnasiallehrer, als ihm gesagt wurde, dass seine persönliche Entwicklung am besten dadurch gefördert würde, wenn er nach einem Mord an einer Frau als eine Frau wiedergeboren würde.
Um in eine geeignete karmische Situation zu gelangen, wurde einigen Probanden geraten, einen Körper mit Defekten zu akzeptieren. Tatsächlich muss man manchmal körperliche Leiden in Kauf nehmen, um sich weiterentwickeln zu können. Eine Frau berichtete:
Ich habe meine Mutter ausgewählt, obwohl ich wusste, dass Alzheimer in ihrer Familie häufig vorkommt und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass auch ich daran erkranken werde. Aber meine karmischen Verbindungen zu meiner Mutter waren viel wichtiger als jede genetische Veranlagung. Es gab noch einen weiteren Grund, warum ich meine Mutter gewählt habe. Die Richter sagten mir, dass ich in diesem Leben die Erfahrung machen sollte, ohne Vater aufzuwachsen, und ich wusste, dass meine Eltern bald geschieden sein würden. Ich wusste auch, dass ich durch die Wahl meiner Eltern an den idealen Ort kommen würde, um den Mann zu treffen, den ich heiraten sollte.
Nicht alle Planungen werden so konkret umgesetzt. Weniger entwickelte Persönlichkeiten scheinen die Führung durch einen detaillierten Plan zu benötigen, während weiter entwickelte Seelen sich nur einen groben Rahmen vorgeben, damit sie in schwierigen Situationen kreativer handeln können.
Science Fiction? Fantasy-Träume? New Age-Schwachsinn? — Die Einsicht, in einem wohlgeordneten Universum zu leben, in dem ein jedes Leben seinen Sinn und Zweck hat und in dem unsere Seele sich stetig weiter entwickeln kann, ist für den birsfaelder.li-Schreiberling um ein Vielfaches überzeugender als das spirituelle Gedankengebäude der christlichen Kirchen oder die Vorstellung, nach ein paar Jährchen auf unserem Blauen Planeten in einem kalten und sinnfreien Kosmos auf ewig zu verlöschen …
Fortsetzung am kommenden Freitag, den 7. November
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