Die folgenden Jahre vergingen mit weiteren Theater- und Filmprojekten, von denen nur das Kriminalstück
“Das Lächeln der Gioconda” wirklich erfolgreich wurde. Huxley lernte Igor Strawinsky kennen, mit dem ihn bald ebenfalls eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.
Auf einer ersten Nachkriegs-Europareise besuchten die Huxleys all die Orte in Italien, Frankreich und England, die ihnen lieb und teuer geworden waren, — allen voran natürlich ihr Lieblingsort Sanary an der Côte dÂzur. Sie entdeckten die Schönheiten des französischen “Massif Central” mit seinen vielen Grotten, den Höhlen von Lascaux und dem geheimnisvollen Rocamadour, mit seiner Schwarzen Madonna einer der wichtigsten Wallfahrtsorte in Frankreich.
Die schwankende Gesundheit Aldous Huxley’s brachte ihn immer wieder dazu, neue Therapieformen zu erforschen, auf einem Besuch in Brighton beim Arzt Wilhelm Luftig zum Beispiel Lichttherapie und Homöopathie.
Schritt um Schritt schob sich bei Huxley die Frage, was es mit dem menschlichen Bewusstsein auf sich hat, ins Zentrum seines Interesses. Aber auch Maria war bei diesem Thema experimentierfreudig, und so kam es in dem Haus, in das die Huxleys kürzlich gezogen waren, zu den sog. “North-Kings-Dienstagen”. Hier die Schilderung von Rasch/Wagner in ihrer Huxley-Biographie:
Man traf sich gewöhnlich an diesem Wochentag bei den Huxleys, um Experimente im Bereich des Übersinnlichen durchzuführen. Dazu gehörten in erster Linie Hypnose und magnetic passes, eine Methode, bei der man mit den Händen über Körperregionen fährt. (Franz Anton Mesmer lässt grüssen …) Beides waren Spezialitäten von Aldous, der diese Kombination mit anderen Methoden beherrschte und so zum Beispiel Strawinskys Schlaflosigkeit kuriert hatte.
Auch parapsychologische und spiritistische Sitzungen wurden durchgeführt. Es wurden Medien eingeladen, Wahrsager, Magier, ein Fakir. Neben Meditation, Yoga und der Bates-Methode kamen für die Huxleys Anfang der 1050er-Jahre die E‑Therapie, entwickelt von dem Mathematiker und Allround-Genie A.L. “Beau” Kitselman, und L. Ron Hubbards Dianetik dazu. ( … woraus sich bekanntlich später die höchst umstrittene Scientology-Pseudoreligion entwickelte).
Die meisten dieser Experimente waren Teil von Huxleys Vorhaben, ans unterbewusste “Nicht-Selbst” heranzukommen, welches “deutlich weniger dumm ist” als das bewusste Selbst. Dieses Vorhaben war wiederum Teil des umfassenden Programms, das er “träumen in einer pragmatischen Art und Weise” nannte.
So begeistert und engagiert die Huxleys und ihre Gäste bei jedem dieser Experimente auch bei der Sache waren, sie blieben dennoch kritisch und berücksichtigten die Möglichkeit von Betrug oder mannigfaltigen Erklärungen. (…)
Zu den besonders illustren Gästen gehörten u.a. Eileen Garrett, die berühmte und medial begabte irische Parapsychologin, und die weltberühmt gewordenen Hypnosetherapeuten Milton Erickson und Leslie LeCron.
(Zu Eileen Garrett: Es ist interessant, den Wikipedia-Eintrag mit der Darstellung auf der Webseite der “Theosophical Society zu vergleichen .…)
Es war eine Zeit, in der Huxley eine tiefe innere Verwandlung durchmachte. Dazu mehr in der nächsten Folge am Samstag, den 6. Juli.
An anderen Serien interessiert?
Wilhelm Tell / Ignaz Troxler / Heiner Koechlin / Simone Weil / Gustav Meyrink / Narrengeschichten / Bede Griffiths / Graf Cagliostro /Salina Raurica / Die Weltwoche und Donald Trump / Die Weltwoche und der Klimawandel / Die Weltwoche und der liebe Gott /Lebendige Birs / Aus meiner Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reichsidee /Vogesen / Aus meiner Bücherkiste / Ralph Waldo Emerson / Fritz Brupbacher / A Basic Call to Consciousness / Leonhard Ragaz / Christentum und Gnosis / Helvetia — quo vadis? / Aldous Huxley / Dle WW und die Katholische Kirche / Trump Dämmerung