Hel­ve­tia hat aber neben der eher müt­ter­lichen Seite auch immer wieder als ans­pornende Beglei­t­erin für die wack­eren Schweiz­er Man­nen fungiert. Als Bub sang der birsfaelder.li-Schreiberling am 1. August noch aus voller Kehle mit:
Ruf­st du, mein Vater­land /Sieh uns mit Herz und Hand, All dir gewei­ht
Heil dir, Hel­ve­tia! Hast noch der Söhne ja, Wie sie Sankt Jakob sah, Freud­voll zum Stre­it!
Die let­zte Stro­phe kan­nten allerd­ings die wenig­sten auswendig:
Vater­land, ewig frei, Sei unser Feldgeschrei, Sieg oder Tod!
Frei lebt, wer ster­ben kann, Frei, wer die Helden­bahn Steigt als ein Tell hinan.
Mit uns der Gott!
Auf dem St. Jakob­s­denkmal in Basel schenkt sie den ster­ben­den Eidgenossen den Siegeskranz.

Einiges mar­tialis­ch­er trat sie anlässlich des Neuen­burg­er Han­dels 1856 auf. Anhänger des preussis­chen Königs Friedrich Wil­helm IV., dem auch Neuen­burg gehörte, ver­sucht­en die Stadt nach einem repub­likanis­chen Putsch 1848 wieder zurück­zuer­obern. Das ging schief und die Roy­al­is­ten wan­derten in den Kerk­er, worauf der König einen Feldzug plante und die Eidgenossen­schaft Gen­er­al Dufour mit 30’000 Mann an die Rhe­in­gren­ze beorderte. Frankre­ich und Eng­land bracht­en den erzürn­ten Monar­chen schliesslich von seinen Kriegs­gelüsten ab. Neuen­burg wurde defin­i­tiv und ganz eid­genös­sisch.

Selb­stver­ständlich durfte sie als Beschützerin der Sol­dat­en auch in den bei­den Weltkriegen nicht fehlen. Während sie im 1. Weltkrieg ihren alle­gorischen Charak­ter noch beibehielt, nahm sie im 2. Weltkrieg ver­mehrt die Gestalt der treuen Ehe­gat­tin an, die ihrem Mann auf dem Weg zur Grenzbe­set­zung Mut zus­pricht.

 Das let­zte Bild mit ein­er Anlei­he an die Nation­al­hymne ist eine Postkarte für Grüsse aus dem Aktiv­di­enst. Auch hier erscheint die Hel­ve­tia mehr als Ehe­gat­tin als über allem erhabene Beschützerin. Inter­es­sant die Gestik ihrer Hände: Die rechte auf ihrer Herzge­gend, die linke sich sel­ber seg­nend …

Die Entwick­lung von einem gewis­sen Hur­ra-Patri­o­tismus hin zu ein­er men­schlicheren Hel­ve­tia — men­schlich dur­chaus in dop­pel­ter Bedeu­tung — ist offen­sichtlich.

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Mattiello am Mittwoch 23/43
Die Reichsidee 108

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