Fort­set­zung des Doku­ments, das im Herb­st 1977 der Men­schen­recht­skom­mis­sion der UNO in Genf von ein­er iroke­sis­chen Del­e­ga­tion vorgelegt wurde. Ein Kom­men­tar dazu erscheint im August.

Die europäis­chen Kirchen, vor allem in der kolo­nialen Prax­is, übernehmen ihre feu­dale Rolle als wirtschaftliche Insti­tu­tio­nen. Unter den indi­ge­nen Völk­ern der Welt sind sie die gefährlich­sten Agen­ten der Zer­störung. Sie sind stetig bestrebt, die spir­ituelle und ökonomis­che Bindung der Men­schen an die Wälder, das Land und die Tiere zu zer­stören. Sie ver­bre­it­en sowohl Ide­olo­gien als auch Tech­nolo­gien, welche die Men­schen zu Sklaven des aus­beu­ter­ischen Sys­tems machen, das den Kolo­nial­is­mus aus­macht.

1704 wur­den die ersten englis­chen Mis­sion­are von Eng­land zu den Mohawks ent­lang des Mohawk-Flusses gesandt. Im Jahr 1710 erhielt eine Del­e­ga­tion von vier Mohawk-Häuptlin­gen eine Ein­ladung zu einem Besuch in Eng­land. Sie kehrten mit vier Bibeln, einem Gebets­buch und einem Abendmahlsteller für die anglikanis­che Kapelle zurück, alles Geschenke von Queen Anne.

Aber die Mis­sion­are bracht­en mehr mit sich: Um sich selb­st zu beherber­gen, braucht­en sie ein Mis­sion­shaus, um das Haus zu schützen, braucht­en sie ein Fort, und um den Glauben zu ver­bre­it­en, braucht­en sie eine Schule. Mis­sion­are ver­bre­it­eten mehr als nur die christliche Botschaft . Das Britis­che Reich machte sich schnell im Gebi­et der Hau de no sau nee bre­it, und es sollte noch mehr kom­men.

Die kriegerischen europäis­chen Kön­i­gre­iche bekämpften sich ständig untere­inan­der. Im 18. Jahrhun­dert gab es allein zwis­chen Frankre­ich und Eng­land drei Kriege: Queen Anne’s War (1701 bis 1713), King George’s War (1744 bis 1748), und der „French and Indi­an War“ (1754 bis 1763), der in Europa als “Spanis­ch­er Erb­fol­gekrieg” bekan­nt ist. Aus den dama­li­gen Aufze­ich­nun­gen geht ein­deutig her­vor, dass die Völk­er des Lang­haus­es in diesen Kon­flik­ten neu­tral blieben, auch wenn Einzelne auf dem Weg zur Assim­i­lierung, wie z. B. die anglisierten Mohawks, die in eine Rolle als britis­che Bauern gezwun­gen wor­den waren, auf die Hil­fe der Kolonisatoren zählen kon­nten.

Wenn Frankre­ich mit seinen Ver­suchen, das Ter­ri­to­ri­um des Lang­haus­es mil­itärisch zu erobern, erfol­g­los war, so war Eng­land mit sein­er sozialen und religiösen Kolonisierung des östlichen Teils unseres Ter­ri­to­ri­ums weitaus erfol­gre­ich­er. William John­son war ein irisch­er Ein­wan­der­er, der dank seines Ein­flusses auf bes­timmte Mohawks berühmt wurde. Als Agent der britis­chen Regierung unter­hielt er als Oper­a­tions­ba­sis eine Botschaft in der Nähe des Mohawk-Ter­ri­to­ri­ums.

Er nahm sich viele indi­gene Frauen als Konku­bi­nen und hat­te mehrere Kinder von ihnen, die er aber nie als seine Erben anerkan­nte. Seine Posi­tion war bekan­nt als ” British Super­in­ten­dent of Indi­an Affairs for the North­ern Depart­ment” . Europäis­che His­torik­er würdi­gen ihn als erfol­gre­ichen Manip­u­la­tor der Ereignisse und Entwick­lun­gen an der Gren­ze während sein­er Amt­szeit. Im heuti­gen Kon­text wäre John­son als Botschafter in einem Drit­twelt­land tätig, wo er gle­ichzeit­ig diplo­ma­tis­che, mil­itärische, nachrich­t­en­di­en­stliche und aus­ländis­che Hil­f­s­maß­nah­men durch­führen würde.

Während sein­er Amt­szeit sorgte er für die Ein­rich­tung eines Stützpunk­tes, von dem aus Ein­wan­der­er nach West­en ziehen kon­nten, um die Kolonie zu erweit­ern. Das Mohawk-Land ent­lang der Flüsse Susque­han­na und Mohawk wurde zunehmend von britis­chen Siedlern, darunter auch von John­son selb­st, in Besitz genom­men. Im Früh­jahr 1765 wurde die sorgfältig gepflegte Lang­haus-Umwelt in Mitlei­den­schaft gezo­gen, da unwis­sende und zer­störerische bäuer­liche Siedler die Hirschher­den fast voll­ständig aus­gerot­tet hat­ten.

Der Ärg­er mit den bäuer­lichen Siedlern war so groß, dass die Mohawks, die ihnen so großzügig erlaubt hat­ten, das Land zu teilen, sog­ar in Erwä­gung zogen, nach West­en in das Gebi­et der Onei­da abzuwan­dern, um etwas Frieden zu find­en. Im Früh­jahr 1765 waren bere­its viele Mohawks ver­trieben wor­den und lebten als Flüchtlinge bei den anderen Natio­nen.

William John­son war ein emi­nent wichtiger Pub­lic Rela­tions-Mann für den König. Ein­er­seits entschuldigte er sich für das Ver­hal­ten der Grenzbe­wohn­er und forderte die Mohawks auf, sich ruhig zu ver­hal­ten und Geduld aufzubrin­gen, ander­er­seits ermutigte er weit­ere Siedler, in das Mohawk-Land einzu­drin­gen. Er insze­nierte sich als Beschützer der Inter­essen der Hau de no sau nee und ermutigte auf diese Weise die Bewohn­er des Lang­haus­es, eine Lösung am Ver­hand­lungstisch zu suchen, wo sie immer wieder neu Land abtrat­en, um einen vorüberge­hen­den Frieden zu erlan­gen.

In dieser Zeit waren viele andere indi­gene Völk­er in unsere Gebi­ete einge­drun­gen, um sich vor dem Angriff der Kolo­nial­macht zu schützen. Im Süden, im kolonisierten Gebi­et der Car­oli­nas, sahen sich die Tus­caro­ra ihrer dro­hen­den Ver­nich­tung gegenüber. In ihrem Bestreben, mehr Land und wirtschaftliche Vorteile zu erlan­gen, wandten die englis­chen Kolonisatoren die gle­ichen Tech­niken wie im Nor­dosten an. Im Jahr 1713 ver­ließen die enteigneten Tus­caro­ras ihre Heimat und sucht­en Schutz in den Gebi­eten der Hau de no sau nee. Sie waren nicht die Einzi­gen, die sich auf der Flucht befan­den. Delawaren, Tuteloes, Shawnees und andere flo­hen auf der Suche nach Frieden in das Land der Hau de no sau nee.

Doch der Frieden sollte nicht sein. Als die amerikanis­che Rev­o­lu­tion aus­brach, tat­en die Hau de no sau nee alles, um neu­tral zu bleiben. Mit dem Nieder­gang Frankre­ichs und dem zunehmenden Bedeu­tungsver­lust des Han­dels warf das Siedler­bürg­er­tum der englis­chen Kolonien einen zunehmend nei­dis­chen Blick auf das Land des Lang­haus­es. Doch unsere mil­itärische Macht war immer noch beein­druck­end, und wir waren entschlossen, neu­tral zu bleiben.

Die Poli­tik Eng­lands bestand jedoch darin, die Hau de no sau nee in den Krieg zu ver­wick­eln. Um dieses Ziel zu erre­ichen, griff man zu Bestechung, List, falsch­er Pro­pa­gan­da und emo­tionalen Appellen. Sowohl die Kolonis­ten als auch die “Loy­al­is­ten” drangen auf der Suche nach Söld­nern in unsere Gebi­ete ein. Die Strate­gie der Loy­al­is­ten war die erfol­gre­ichere. Es gelang ihnen, einen Teil unseres Volkes in einen Kampf mit den auf­ständis­chen Kolonis­ten zu ziehen.

Der Ver­trag von Gent, der den Krieg been­dete, enthielt, zumin­d­est schriftlich, keine Bes­tim­mungen für die Indi­ge­nen, denen die britis­che Regierung feier­lich ver­sprochen hat­te, sie zu schützen. Deshalb hiel­ten die Vertreter der Lang­haus-Völk­er im Sep­tem­ber 1784 ein inter­na­tionales Abkom­men­str­e­f­fen mit der neuen Föder­a­tion der Vere­inigten Staat­en von Ameri­ka ab. Die USA ver­langten große Gebi­etsab­tre­tun­gen, ins­beson­dere von den Senecas. Die Krieger, die zu dem Tre­f­fen entsandt wor­den waren, unterze­ich­neten schließlich den Ver­trag. Allerd­ings waren sie nicht ermächtigt wor­den, den Ver­trag ohne Rück­sprache mit den Hau de no sau nee zu schließen. Eine Zeit lang waren die Bedin­gun­gen des Ver­trages nicht bekan­nt, da die USA den Hau de no sau nee keine Kopie des Doku­ments zur Ver­fü­gung stellen woll­ten. 

Wie viele Indi­gene zu ihrem Bedauern ler­nen mussten, sind die Unterze­ich­nung eines Ver­trages und dessen Rat­i­fizierung eines Ver­trages zwei getren­nte Prozesse, die bei­de notwendig sind, damit ein Ver­trag gültig wird. Obwohl der US-Kongress den Ver­trag rat­i­fizierte, trat der Leg­isla­tivrat der Hau de no sau nee in Buf­fa­lo Creek zusam­men und kündigte das Abkom­men auf.

Fort­set­zung Don­ner­stag, den 28. Juli

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