EINLEITUNG

Es ist noch nicht lan­ge her, dass die Hau de no sau nee (Her­vor­he­bun­gen vom birsfaelder.li-Schreiberling) oder Sechs Natio­nen ein mäch­ti­ges Volk waren, das ein rie­si­ges Gebiet bewohn­te, das von Ver­mont bis Ohio und vom heu­ti­gen Que­bec bis Ten­nes­see reich­te. Zur Zeit des ers­ten Kon­takts Anfang des 17. Jahr­hun­derts besa­ßen die Hau de no sau nee Hun­der­te von Städ­ten und Dör­fern in die­sem Land.

“Hau de no sau nee” ist ein Wort, das “Men­schen, die bau­en” bedeu­tet und der Eigen­na­me des Vol­kes des Lang­hau­ses ist. Die frü­he Geschich­te, die Geschich­te vor der Ankunft der Indo­eu­ro­pä­er, erklärt, dass es eine Zeit gab, in der die Völ­ker des nord­ame­ri­ka­ni­schen Wal­des Krieg und Zwie­tracht erleb­ten. In die­ser Zeit kam einer in die­ses Land, der Wor­te und Plä­ne des Frie­dens über­brach­te. Die­ser Mensch wur­de spä­ter der Frie­dens­stif­ter (the Peace­ma­ker) genannt.

Der Frie­dens­stif­ter kam zu den Men­schen mit der Bot­schaft, dass die Men­schen auf­hö­ren soll­ten, sich gegen­sei­tig zu miss­han­deln. Er erklär­te, dass die Men­schen zur Ver­nunft fähig sind, dass durch die­se Kraft der Ver­nunft alle Men­schen den Frie­den wol­len und dass es not­wen­dig ist, dass die Men­schen sich orga­ni­sie­ren, um sicher­zu­stel­len, dass Frie­den unter den Men­schen, die auf der Erde leben, mög­lich wird. Das war das ursprüng­li­che Wort über Geset­ze — Geset­ze wur­den ursprüng­lich gemacht, um den Miss­brauch von Men­schen durch ande­re Men­schen zu verhindern.

Der Frie­dens­stif­ter reis­te unter den Völ­kern von Nati­on zu Nati­on und such­te die­je­ni­gen, die die­sen Weg des Frie­dens und damit einen Weg der Ver­nunft und der (wah­ren) Macht ein­schla­gen würden.

Er reis­te zuerst zu den Gani­en­ke­ha­ga, dem Volk der Feu­er­stein­män­ner (Mohawks), wo er ver­such­te, mit den gefähr­lichs­ten die­ser Men­schen zu spre­chen und ihnen sei­ne Bot­schaft anzubieten.

Er reis­te lan­ge Zeit unter den Mohawks, dem Volk des Ste­hen­den Steins (den Oneid­as), dem Volk der Hügel (Onon­da­gas), dem Volk der Sümp­fe (Cayu­gas) und dem Volk der Gro­ßen Hügel (Sene­cas). Schließ­lich waren die­se fünf Völ­ker die ers­ten, die das Frie­dens­an­ge­bot annah­men. Die Völ­ker tra­fen sich zu einer Ver­samm­lung und leg­ten dort die Grund­sät­ze des so genann­ten Gayane­s­hak­go­wa, des Gros­sen Geset­zes des Frie­dens, fest.

Man kann die Kraft des Gedan­kens, die aus die­sem Doku­ment her­vor­geht, gar nicht hoch genug ein­schät­zen. Heu­te ist es für uns fast unmög­lich, den Schau­platz sei­ner Ent­ste­hung nach­zu­voll­zie­hen. Doch vor Jahr­hun­der­ten ver­sam­mel­te sich ein indi­ge­nes Volk an einem See im Zen­trum des dama­li­gen nord­ame­ri­ka­ni­schen Urwalds und beriet sich dort. Sie ent­wi­ckel­ten ein Gesetz, das erkann­te, dass ver­ti­ka­le Hier­ar­chie Kon­flik­te erzeugt, und sie wid­me­ten die groß­ar­ti­ge, kom­ple­xe Orga­ni­sa­ti­on ihrer Gesell­schaft der Auf­ga­be, die Ent­ste­hung von Hier­ar­chien im Innern zu verhindern.

Zwei­tens unter­such­ten sie ihre eige­ne Geschich­te, um her­aus­zu­fin­den, was Kon­flik­te zwi­schen Men­schen ver­ur­sacht. Sie sahen zum Bei­spiel, dass sich die Völ­ker manch­mal um Jagd­ge­bie­te strei­ten, und sie taten etwas Merk­wür­di­ges. Sie schaff­ten die Bedeu­tung sol­cher Gebie­te ab und garan­tier­ten die Sicher­heit für jeden, der das Land der Hau de no sau nee betrat. Und sie leg­ten all­ge­mei­ne Geset­ze über die Behand­lung und den Fang von Wild fest, weil der Fang von Wild manch­mal zu Kon­flik­ten führ­te. Im Land der Hau de no sau nee waren alle Men­schen frei, alle hat­ten ein Recht auf Schutz unter dem, was der Frie­dens­stif­ter den Gro­ßen Baum des Frie­dens nannte.

Die Grund­prin­zi­pi­en des Frie­dens gin­gen wei­ter als die ein­fa­che Abwe­sen­heit von Kon­flik­ten. Eine geord­ne­te Gesell­schaft, die in der Lage ist, Men­schen vor Miss­brauch zu schüt­zen, und die sich gleich­zei­tig der Ein­däm­mung von Hier­ar­chien ver­schrie­ben hat, ist eine kom­ple­xe Gesell­schaft. Das Volk des Lang­hau­ses war bestrebt, die Prin­zi­pi­en des Frie­dens weit weg von den Rats­feu­ern in jede Behau­sung im Land der Hau de no sau nee zu tra­gen. So begrün­det das Gro­ße Gesetz mehr als nur einen Ver­hal­tens­ko­dex — es ist auch der Aus­gangs­punkt für die moder­nen Clans. Es ent­hält die Grund­la­gen für alle Arten von Ver­samm­lun­gen, für den Aus­tausch von Nach­rich­ten auf Wam­pums und für die Ver­ga­be von Titeln an die Anführer.

Die Hau de no sau nee erzo­gen ihre Kin­der von der Wie­ge an zur Teil­nah­me an der Kul­tur. Die Lebens­wei­se der Lang­haus­be­woh­ner war schon immer stark spi­ri­tu­ell geprägt, und es ist wahr, dass die Regie­rung, die Wirt­schaft und alles, was die Hau de no sau nee aus­macht, tie­fe spi­ri­tu­el­le Wur­zeln hat.

Die fol­gen­den Papie­re sind die Posi­ti­ons­pa­pie­re, die von den Hau de no sau nee den Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen der Ver­ein­ten Natio­nen in Genf, Schweiz, im Sep­tem­ber 1977 vor­ge­legt wur­den. Die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen hat­ten um Papie­re gebe­ten, wel­che die Bedin­gun­gen der Unter­drü­ckung der Urein­woh­ner in drei The­men­be­rei­chen beschrei­ben, sowie um unter­stüt­zen­de münd­li­che Erklä­run­gen, die den Kom­mis­sio­nen vor­ge­legt wer­den soll­ten. Der Hau de no sau nee, der tra­di­tio­nel­le Rat der Sechs Natio­nen in Onon­da­ga, sand­te drei Papie­re ein, die eine ver­kürz­te Ana­ly­se der west­li­chen Geschich­te dar­stel­len und zu einem Bewusst­sein für das hei­li­ge Netz des Lebens im Uni­ver­sum aufrufen. 

Es ist ein Auf­ruf, von dem zu erwar­ten ist, dass er eine Zeit lang igno­riert und miss­ver­stan­den wird. Aber die Posi­ti­ons­pa­pie­re selbst sind abso­lut ein­zig­ar­tig — sie stel­len eine poli­ti­sche Erklä­rung dar, die einem reprä­sen­ta­ti­ven Welt­gre­mi­um vor­ge­legt wird und in der die Zer­stö­rung der Natür­li­chen Welt und der Völ­ker der Natür­li­chen Welt als deut­lichs­ter Indi­ka­tor dafür gilt, dass die Men­schen auf die­sem Pla­ne­ten in Schwie­rig­kei­ten sind. Es ist ein Auf­ruf an ein grund­le­gen­des Bewusst­sein, das uralte Wur­zeln und hoch­mo­der­ne, ja sogar futu­ris­ti­sche Erschei­nungs­for­men hat.

Es ist eine Aus­sa­ge, die auf die Tat­sa­che hin­weist, dass die Men­schen sich gegen­sei­tig miss­brau­chen, dass sie den Pla­ne­ten, auf dem sie leben, miss­brau­chen, dass sie sogar sich selbst miss­brau­chen. Es ist eine Bot­schaft, sicher­lich die ers­te, die jemals an ein Welt­gre­mi­um gerich­tet wur­de, die den Pro­zess die­ses Miss­brauchs als west­li­che Zivi­li­sa­ti­on — als eine gan­ze Lebens­wei­se — bezeich­net und die die immense Kom­ple­xi­tät aner­kennt, die die­se Aus­sa­ge impliziert.

Was hier prä­sen­tiert wird, ist nichts weni­ger kühn als eine Kosmo­go­nie der indus­tria­li­sier­ten Welt, die von der poli­tisch mäch­tigs­ten und unab­hän­gigs­ten nicht-west­li­chen poli­ti­schen Kör­per­schaft prä­sen­tiert wird, die in Nord­ame­ri­ka über­lebt hat. Es ist gewis­ser­ma­ßen die moder­ne Welt mit den Augen des Pleistozäns.

Im Zeit­al­ter der Neu­tro­nen­bom­be, von Water­ga­te und der Ver­brei­tung von Kern­kraft­wer­ken soll­ten sich Gelehr­te und Gele­gen­heits­le­ser glei­cher­ma­ßen fra­gen, wel­che Bedeu­tung die Aus­sa­ge eines nord­ame­ri­ka­ni­schen India­ner­vol­kes hat. Aber es gibt wahr­schein­lich eini­ge Argu­men­te für die Ange­mes­sen­heit einer sol­chen Aus­sa­ge zu die­ser Zeit. Die meis­ten bekann­ten Tra­di­tio­nen der Welt sind rela­tiv jun­gen Ursprungs. Der Islam ist viel­leicht 1500 Jah­re alt, das Chris­ten­tum behaup­tet eine 2000-jäh­ri­ge Geschich­te, das Juden­tum ist viel­leicht 2000 Jah­re älter als das Christentum.

Aber die Urein­woh­ner kön­nen sich wahr­schein­lich auf eine Tra­di­ti­on beru­fen, die min­des­tens bis zum Ende des Pleis­to­zäns zurück­reicht und die höchst­wahr­schein­lich noch viel wei­ter zurückreicht.

Es gibt Hin­wei­se dar­auf, dass es seit min­des­tens zwei Mil­lio­nen Jah­ren huma­no­ide Wesen auf der Erde gibt und dass Men­schen, die uns sehr ähn­lich sahen, min­des­tens seit der zwei­ten Zwi­schen­eis­zeit in der nörd­li­chen Hemi­sphä­re anzu­tref­fen waren. Men­schen, die mit dem Glau­ben der Hau de no sau nee ver­traut sind, wer­den erken­nen, dass moder­ne wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se zei­gen, dass sich die heu­ti­gen Bräu­che der Urein­woh­ner nicht wesent­lich von denen unter­schei­den, die von den alten Völ­kern vor min­des­tens 70.000 Jah­ren prak­ti­ziert wur­den. Wenn ein Iro­ke­sen-Tra­di­tio­na­list eine Kar­rie­re in der Erfor­schung des pleis­to­zä­nen Men­schen anstre­ben wür­de, könn­te er sogar fest­stel­len, dass er bereits mehr über die ältes­ten Glau­bens­sys­te­me weiß als die moder­nen Gelehrten.

Wie dem auch sei, die Hau de no sau nee-Posi­ti­on lei­tet sich von der Phi­lo­so­phie eines Vol­kes ab, des­sen his­to­ri­sche Wur­zeln Zehn­tau­sen­de von Jah­ren zurück­rei­chen. Es ist eine geo­lo­gi­sche Per­spek­ti­ve, die den moder­nen Men­schen als ein Klein­kind sieht, das einen sehr kur­zen Zeit­raum in einem unglaub­lich lan­gen Spek­trum ein­nimmt. Es ist die Per­spek­ti­ve des Ältes­ten, der in die Ange­le­gen­hei­ten eines jun­gen Kin­des blickt und sieht, dass es eine unglaub­lich zer­stö­re­ri­sche Tor­heit begeht. Es ist, kurz gesagt, die Aus­sa­ge eines Vol­kes, das alters­los ist, das aber sei­ne Geschich­te als Volk bis zum Anfang der Zeit zurück­ver­folgt. Und sie spre­chen in die­sem Fall zu einer Welt, die so erst seit etwas mehr als 500 Jah­ren exis­tiert, und in vie­len Fäl­len viel­leicht sogar noch viel später.

Und es ist, soweit wir wis­sen, die aller­ers­te der­ar­ti­ge Erklä­rung, die von einem indi­ge­nen Volk abge­ge­ben wur­de. Was folgt, sind kei­ne For­schungs­er­geb­nis­se von Psy­cho­lo­gen, His­to­ri­kern oder Anthro­po­lo­gen. Die fol­gen­den Abhand­lun­gen sind die ers­ten authen­ti­schen Ana­ly­sen der moder­nen Welt, die jemals von einem offi­zi­el­len Gre­mi­um der Urein­woh­ner schrift­lich fest­ge­hal­ten wurden.

Die nächs­te Fol­ge am Fort­set­zung Don­ners­tag, den 7. Juli

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