Fort­set­zung des Doku­ments, das im Herbst 1977 der Men­schen­rechts­kom­mis­si­on der UNO in Genf von einer iro­ke­si­schen Dele­ga­ti­on vor­ge­legt wur­de. Ein Kom­men­tar dazu erscheint im August.

SPIRITUALITÄT IST DIE HÖCHSTE FORM DES POLITISCHEN BEWUSSTSEINS

DIE BOTSCHAFT DER HAU DE NO SAU NEE AN DIE WESTLICHE WELT

Die Hau de no sau nee, oder die Iro­ke­sen-Kon­fö­de­ra­ti­on der Sechs Natio­nen, exis­tiert auf die­sem Land seit Beginn der mensch­li­chen Erin­ne­rung. Unse­re Kul­tur gehört zu den ältes­ten kon­ti­nu­ier­lich exis­tie­ren­den Kul­tu­ren der Welt. Wir erin­nern uns noch an die frü­hes­ten Taten der Men­schen. Wir erin­nern uns an die ursprüng­li­chen Anwei­sun­gen der Schöp­fer des Lebens an die­sem Ort, den wir Eteno­ha — Mut­ter Erde — nen­nen. Wir sind die spi­ri­tu­el­len Hüter die­ses Ortes. Wir sind die Ong­whe­hon­whe — die Wah­ren Menschen.

Am Anfang wur­de uns gesagt, dass die mensch­li­chen Wesen auf der Erde mit allen Din­gen aus­ge­stat­tet sind, die für das Leben not­wen­dig sind. Wir wur­den ange­wie­sen, Lie­be für­ein­an­der zu emp­fin­den und allen Wesen die­ser Erde gro­ßen Respekt ent­ge­gen­zu­brin­gen. Uns wur­de gezeigt, dass unser Leben mit dem Leben der Bäu­me ver­bun­den ist, dass unser Wohl­erge­hen vom Wohl­erge­hen des pflanz­li­chen Lebens abhängt, dass wir enge Ver­wand­te der vier­bei­ni­gen Wesen sind. Für uns ist das spi­ri­tu­el­le Bewusst­sein die höchs­te Form der Politik.

Wir haben unse­re Lebens­wei­se. Wir glau­ben, dass alle leben­den Din­ge geis­ti­ge Wesen sind. Sie kön­nen als Ener­gie­for­men aus­ge­drückt wer­den, die sich in der Mate­rie mani­fes­tie­ren. Ein Gras­halm ist eine Ener­gie­form, die sich in Mate­rie mani­fes­tiert — Gras­ma­te­rie. Der Geist des Gra­ses ist die unsicht­ba­re Kraft, die die Gras­art her­vor­bringt, und sie mani­fes­tiert sich für uns in der Form von ech­tem Gras.

Alle Din­ge der Welt sind rea­le, mate­ri­el­le Din­ge. Die Schöp­fung ist ein wah­res, mate­ri­el­les Phä­no­men, und die Schöp­fung offen­bart sich uns durch die Rea­li­tät. Das geis­ti­ge Uni­ver­sum offen­bart sich dem Men­schen also als die Schöp­fung, die Schöp­fung, die das Leben unter­stützt. Wir glau­ben, dass der Mensch real ist, ein Teil der Schöp­fung, und dass es sei­ne Auf­ga­be ist, das Leben in Ver­bin­dung mit den ande­ren Wesen zu för­dern und zu unter­stüt­zen. Des­halb nen­nen wir uns Ong­whe­hon­whe — Rea­le Menschen.

Die ursprüng­li­chen Anwei­sun­gen besa­gen, dass wir, die wir auf der Erde wan­deln, allen geis­ti­gen Wesen, die das Leben erschaf­fen und unter­stüt­zen, gro­ßen Respekt, Zunei­gung und Dank­bar­keit ent­ge­gen­brin­gen sol­len. Wir grü­ßen und dan­ken den vie­len Unter­stüt­zern unse­res eige­nen Lebens — den Boh­nen, Kür­bis­sen, den Win­den, der Son­ne. Wenn die Men­schen auf­hö­ren, die­se vie­len Din­ge zu respek­tie­ren und ihnen zu dan­ken, dann wird alles Leben zer­stört, und das mensch­li­che Leben auf die­sem Pla­ne­ten wird zu Ende gehen.

Unse­re Wur­zeln gehen tief im Land, in dem wir leben. Wir haben eine gro­ße Lie­be zu unse­rem Land, denn es ist unser Geburts­ort. Der Boden ist reich an den Gebei­nen tau­sen­der unse­rer Genera­tio­nen. Jeder von uns wur­de in die­sem Land erschaf­fen, und es ist unse­re Pflicht, es mit gro­ßer Sorg­falt zu pfle­gen, denn aus die­sem Land wer­den die künf­ti­gen Genera­tio­nen der Ong­whe­hon­whe her­vor­ge­hen. Wir gehen mit gro­ßem Respekt umher, denn die Erde ist ein sehr hei­li­ger Ort.

Wir sind kein Volk, das von den Schöp­fern des Lebens etwas for­dert oder ver­langt, son­dern wir grü­ßen und dan­ken dafür, dass alle Kräf­te des Lebens noch am Werk sind. Wir sind uns unse­rer Bezie­hung zu allen Lebe­we­sen zutiefst bewusst. Bis heu­te sind die Gebie­te, die uns gehö­ren, mit Bäu­men, Tie­ren und den ande­ren Gaben der Schöp­fung gefüllt. An die­sen Orten erhal­ten wir noch immer unse­re Nah­rung von unse­rer Mut­ter Erde. Wir haben gese­hen, dass nicht alle Men­schen der Erde die glei­che Art von Respekt für die­se Welt und ihre Wesen zei­gen. Die indo­eu­ro­päi­schen Völ­ker, die unser Land kolo­ni­siert haben, haben sehr wenig Respekt für die Din­ge gezeigt, die das Leben erschaf­fen und unter­stüt­zen. Wir glau­ben, dass die­se Men­schen ihren Respekt für die Welt schon vor lan­ger Zeit auf­ge­ge­ben haben. Vor vie­len tau­send Jah­ren glaub­ten alle Völ­ker der Welt an die­sel­be Lebens­wei­se, näm­lich an die Har­mo­nie mit dem Uni­ver­sum. Alle leb­ten gemäss den Natür­li­chen Wegen.

Vor etwa zehn­tau­send Jah­ren leb­ten Völ­ker, die indo­eu­ro­päi­sche Spra­chen spra­chen, in dem Gebiet, das wir heu­te als die Step­pen Russ­lands ken­nen. Zu die­ser Zeit waren sie ein Volk der Natür­li­chen Welt, das vom Land leb­te. Sie hat­ten den Acker­bau ent­wi­ckelt, und es heißt, sie hät­ten mit der Domes­ti­zie­rung von Tie­ren begon­nen. Es ist nicht bekannt, dass sie die ers­ten Men­schen auf der Welt waren, die Tie­re domes­ti­ziert haben. Die Jäger und Samm­ler, die das Gebiet durch­streif­ten, erwar­ben wahr­schein­lich Tie­re von den Acker­bau­ern und über­nah­men eine Wirt­schaft, die auf dem Hüten und der Zucht von Tie­ren beruhte.

Das Hüten und Züch­ten von Tie­ren bedeu­te­te eine grund­le­gen­de Ver­än­de­rung der Bezie­hung des Men­schen zu ande­ren Lebens­for­men. Sie setz­ten eine der größ­ten Revo­lu­tio­nen in der Geschich­te der Mensch­heit in Gang. Bis zum Hüten war der Mensch von der Natur abhän­gig, was die Fort­pflan­zungs­kraft der Tier­welt anging. Mit dem Auf­kom­men der Her­den­hal­tung über­nah­men die Men­schen die Funk­tio­nen, die seit jeher den Geis­tern der Tie­re vor­be­hal­ten waren. Eini­ge Zeit nach die­sem Ereig­nis taucht in der Geschich­te zum ers­ten Mal die sozia­le Orga­ni­sa­ti­on auf, die als “Patri­ar­chat” bekannt ist.

Das Gebiet zwi­schen den Flüs­sen Tigris und Euphrat war in der Anti­ke die Hei­mat ver­schie­de­ner Völ­ker, von denen vie­le die semi­ti­sche Spra­chen spra­chen. Die semi­ti­schen Völ­ker gehör­ten zu den ers­ten der Welt, die eine Bewäs­se­rungs­tech­nik ent­wi­ckel­ten. Die­se Ent­wick­lung führ­te zur frü­hen Ent­ste­hung von Dör­fern und schließ­lich von Städ­ten. Die Mani­pu­la­ti­on des Was­sers, eine wei­te­re Form des geis­ti­gen Lebens, war eine wei­te­re Mög­lich­keit, mit der die Men­schen eine Tech­no­lo­gie ent­wi­ckel­ten, die eine Funk­ti­on der Natur reproduzierte.

Inner­halb die­ser Kul­tu­ren kris­tal­li­sier­te sich eine geschich­te­te, hier­ar­chi­sche sozia­le Orga­ni­sa­ti­on her­aus. Die alten Zivi­li­sa­tio­nen ent­wi­ckel­ten den Impe­ria­lis­mus, was zum Teil auf die Natur der Städ­te zurück­zu­füh­ren ist. Städ­te sind offen­sicht­lich Bevöl­ke­rungs­kon­zen­tra­tio­nen. Vor allem aber sind sie Orte, die die mate­ri­el­len Bedürf­nis­se die­ser Kon­zen­tra­ti­on vom Lan­de impor­tie­ren müs­sen. Das bedeu­tet, dass die natür­li­che Welt im Inter­es­se der Stadt unter­wor­fen und aus­ge­beu­tet wer­den muss. Um die­sen Pro­zess zu ord­nen, ent­wi­ckel­te die semi­ti­sche Welt frü­he Gesetz­bü­cher. Sie ent­wi­ckel­ten auch die Idee des Mono­the­is­mus, der als geis­ti­ges Modell für ihre mate­ri­el­le und poli­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on die­nen sollte.

Fort­set­zung am Frei­tag, den 8. Juli

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