Fotoküche!? Hier die Info dazu Heidebrüggli-Wasserssymphonie An anderen Serien interessiert? Wilhelm Tell / Ignaz Troxler / Heiner Koechlin / Simone Weil / Gustav Meyrink / Narrengeschichten / Bede Griffiths / Graf Cagliostro /Salina Raurica / Die Weltwoche und Donald Trump / Die Weltwoche und der Klimawandel / Die Weltwoche und der liebe Gott /Lebendige Birs / Aus meiner Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reichsidee /Vogesen / Aus meiner Bücherkiste / Ralph Waldo Emerson / Fritz Brupbacher / A Basic Call to Consciousness / Leonhard Ragaz / Christentum und Gnosis / Helvetia — quo vadis? / Aldous Huxley / Dle WW und die Katholische Kirche / Trump Dämmerung
Soso, die kantonale Sünneli-Partei hat also lieber Riebli als ein Stück vom Regierungskuchen. Fragt sich nur, ob Riebli nun die Eier hat, sich gegen die braune Suppe zu stellen… Frühlingserwachen Mattiello am Mittwoch 24/17 Trump-Dämmerung 9 Die Reichsidee 129 Aldous Huxley — Wahrheitssucher 30
In seinem 1958 erschienenen “Brave New World Revisited” gibt es Essays, die zeitgebundene Analysen enthalten und aus heutiger Sicht nicht mehr relevant sind oder sogar als korrekturbedürftig erscheinen. Das gilt etwa für die einleitenden Kapitel zu den Themen “Überbevölkerung” oder “Quantität / Qualität”. So behauptet Huxley darin: In dieser zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhalten wir uns dem Problem der menschlichen Fortpflanzung gegenüber weitgehend unsystematisch; aber auf unsere willkürliche und ungeregelte Weise übervölkern wir unseren Planeten nicht nur, wir legen es, so scheint es, geradezu darauf an, dass diese größeren Menschenmengen biologisch minderwertiger sein müssen. In der schlechten alten Zeit blieben Kinder mit beträchtlichen oder sogar nur geringen erblichen Defekten nur selten am Leben. Heutzutage gelangen dank sanitärer Anlagen, moderner Heilmittelkunde und sozialen Bewusstseins die meisten der mit erblichen Mängeln geborenen Kinder zur Reife und mehren ihre Art. Unter den heutigen Verhältnissen wird jeder Fortschritt in der Medizin durch eine entsprechende Vermehrung derjenigen Überlebenden aufgehoben, die mit irgendwelchen genetischen Unzulänglichkeiten geschlagen sind. Trotz neuer Wundermedizinen und besserer Behandlungsmethoden (ja, in gewissem Sinn gerade ihretwegen) wird die körperliche Gesundheit der Gesamtbevölkerung keine Besserung zeigen und vielleicht sogar absinken. Und zusammen mit der Durchschnittsgesundheit wird vielleicht auch die Durchschnittsintelligenz sinken.” Dieser biologistische Ansatz ist heute überholt und seine düsteren Prophezeiungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet, — ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine hohe Durchschnittsintelligenz noch lange kein Garant für eine friedlichere Welt ist. Weiterhin hochaktuell sind hingegen seine Überlegungen zu den Themen “Propaganda”, “Die Kunst des Verkaufens” oder “Unbewusste Beeinflussung”. Wir werden uns in deshalb in den nächsten Folgen damit auseinandersetzen. Das berühmte Zitat von Thomas Jefferson, einem der Gründerväter der USA: Wir (die Gründer der neuen amerikanischen Demokratie) glauben, dass der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen ist, von der Natur mit Rechten und mit einem angeborenen Sinn für Gerechtigkeit ausgestattet, und dass er vom Übeltun zurückgehalten und in seinen Rechten geschützt werden kann durch maßvolle, Personen seiner eigenen Wahl anvertraute Macht …« kommentiert Huxley folgendermassen: Nach-Freudischen Ohren klingt diese Sprache rührend kurios und naiv. Die Menschen sind ein gut Teil weniger vernünftig und von Natur aus gerecht, als die Optimisten des 18. Jahrhunderts annahmen. Andererseits sind sie weder so moralisch blind noch so hoffnungslos unvernünftig, wie die Pessimisten des 20. Jahrhunderts uns glauben machen möchten. Trotz Es und Unterbewusstsein, trotz endemischer Neurosen und des Vorherrschens eines niedrigen Intelligenzquotienten sind die meisten Menschen wahrscheinlich hinreichend normal und vernünftig, um mit der Lenkung ihrer eigenen Geschicke betraut werden zu können. Demokratische Einrichtungen dienen dazu, die Gesellschaftsordnung mit der Freiheit und dem Tatendrang des Einzelnen zu vereinbaren und die den Herrschenden eines Landes übertragene Macht dem Veto der Beherrschten unterzuordnen. Dass sich in Westeuropa und den USA diese Einrichtungen, alles in allem, gar nicht so schlecht bewährt haben, beweist bereits, dass die Optimisten des 18. Jahrhunderts nicht ganz unrecht hatten. Wenn den Menschen freie Hand gelassen wird, können sie sich selbst regieren, und dies besser, wenngleich vielleicht mit geringerer mechanischer Tüchtigkeit, als sie von »Behörden, welche von ihrem Willen unabhängig sind«, regiert werden können. Wenn ihnen freie Hand gelassen wird, wiederhole ich; denn das ist eine unentbehrliche Voraussetzung. Doch dann folgt eine Mahnung, die auch 60 Jahre später nichts von ihrem Gewicht eingebüsst hat: Hier im Westen hat das Glück uns erlaubt, das große Experiment der Selbstregierung machen zu können. Leider sieht es nun so aus, als würde uns durch die jüngsten Veränderungen in unseren Umständen diese unendlich kostbare Möglichkeit stückchenweise genommen. Und das ist natürlich noch nicht alles. Diese geheimen, unpersönlichen Kräfte sind nicht die einzigen Feinde individueller Freiheit und demokratischer Einrichtungen. Es gibt auch Kräfte von anderer, weniger abstrakter Art, Kräfte, welche willentlich von machtgierigen Individuen genutzt werden können, deren Ziel es ist, ihre Mitmenschen teilweise oder völlig zu beherrschen. Damit sind wir schon mitten im Thema “Propaganda in einer Demokratie”: Es gibt zwei Arten von Propaganda – rationale Propaganda für Handlungen, welche mit dem aufgeklärten Egoismus derjenigen, die sie machen, und derjenigen, an die sie gerichtet ist, übereinstimmen, und nicht rationale Propaganda, welche mit niemandes aufgeklärtem Egoismus übereinstimmt, sondern von Leidenschaften, blinden Regungen, unbewussten Begierden oder Befürchtungen diktiert ist und sich an eben diese wendet. (…) Propaganda für solches Handeln, das aufgeklärtem Egoismus entspricht, wendet sich an die Vernunft über logische Argumente, welche auf das beste verfügbare, voll und ehrlich dargelegte Beweismaterial gegründet sind. Propaganda für solche Handlungen, die von niedrigeren Impulsen als aufgeklärtem Egoismus diktiert sind, bietet falsches, verfälschtes oder unvollständiges Beweismaterial, meidet logische Argumente und sucht ihre Opfer durch bloße Wiederholung von Schlagworten zu beeinflussen, durch wütende Anprangerung fremder oder heimischer Sündenböcke und durch listige Verquickung der niedrigsten Leidenschaften mit den höchsten Idealen, … Die Fähigkeit, für Vernunft und Wahrheit empfänglich zu sein, ist in uns allen vorhanden. Vorhanden ist aber leider auch der Hang, für Unvernunft und Unwahrheit empfänglich zu sein – besonders in denjenigen Fällen, in denen die Unwahrheit ein Lustgefühl hervorruft, oder der Appell an die Unvernunft eine antwortende Saite in den primitiven, inhumanen Tiefen unseres Wesens zum Erklingen bringt. Wir bleiben auch in der nächsten Folge am kommenden Samstag, den 4. Mai bei diesem Thema. An anderen Serien interessiert? 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Im dritten Kapitel seines Buchs “Haben oder Sein” betritt Erich Fromm das Minenfeld der Religion in ihrem jüdisch-christlichen Gewand. Angesichts der Tatsache, dass sich neuerdings Machthaber und Möchtegern-Machthaber wieder ein religiöses Mäntelchen umhängen — zum Beispiel Putin ein orthodoxes, Trump ein evangelikales — macht es Sinn, einen Blick auf die Interpretation Fromms des Neuen und Alten Testaments zu werfen. Mit dem ersten Satz zum Alten Testament fasst er eine zentrale Botschaft zusammen: Verlasse, was du hast, befreie dich von allen Fesseln, sei! Dieser Aufforderung kommt zuerst Abraham nach: „Zieh weg aus deinem Land, aus deiner Heimat und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!“ (Gen 12,1). Er soll aufgeben, was er hat – Grund und Boden und Familie und in das Unbekannte hinausziehen. Doch seine Nachkommen besiedeln ein neues Gebiet und ein neuer „Sippengeist“ entwickelt sich. Dieser Prozess führt zu schwerer Knechtschaft. Es folgt Moses, der die Hebräer aus der Knechtschaft in die Wüste führt: Die Wüste ist das Schlüsselsymbol in dieser Befreiung. Sie ist kein Zuhause, sie hat keine Städte, sie hat keine Reichtümer, sie ist das Land der Nomaden, die haben, was sie brauchen, das heißt nur das Lebensnotwendige, keine Besitztümer. Historisch gesehen ist der Bericht über den Exodus mit nomadischen Traditionen verwoben; es ist gut möglich, dass diese nomadischen Traditionen die Tendenz gegen jedes nichtfunktionale Eigentum und die Entscheidung für das Leben in der Wüste als Vorbereitung für ein Leben in Freiheit beeinflusst haben. Aber diese historischen Faktoren unterstreichen nur die Bedeutung der Wüste als einem Symbol des freien, durch keinen Besitz beschwerten Lebens. In der Wüste haben einige der wichtigsten Symbole jüdischer Feste ihren Ursprung. Das ungesäuerte Brot ist das Brot derjenigen, die rasch aufbrechen müssen, es ist das Brot der Wanderer. Die Suka (die Laubhütte) ist die Heimstatt des Wanderers; sie entspricht dem Zelt, ist eine schnell errichtete und schnell abgebrochene Behausung. Im Talmud wird sie als „provisorische Heimstatt“ definiert, zum Unterschied von der „festen Heimstatt“, die man besitzt. Leider fallen die Hebräer schon bald wieder in den “Haben”-Modus zurück: Eine ganze Generation war gestorben und selbst Moses durfte das neue Land nicht betreten. Doch die neue Generation war ebenso wenig imstande, frei und ohne Bindung an ein Land zu leben, wie die der Väter. Sie erobern neues Gebiet, rotten ihre Feinde aus, besiedeln deren Land und verehren deren Götzen. Ihr demokratisches Stammesleben vertauschen sie mit einem orientalischen Despotismus, zwar von bescheidenen Dimensionen, aber umso beflissener in der Nachahmung der damaligen Großmächte. Die Revolution war gescheitert, die einzige bleibende Errungenschaft, wenn man es so nennen könnte, war, dass die Hebräer nun Herren und nicht mehr Sklaven waren. Doch ein kleines Grüppchen kämpft darum, ihre Stammesgenossen wieder zum “Seins-Modus” zurückzuführen, die Propheten: Diese revolutionären Denker … erneuerten die Vision menschlicher Freiheit, der Ungebundenheit durch Besitz, und sie protestierten gegen die Unterwerfung unter Götzen, die das Werk von Menschenhand waren. Sie waren kompromisslos und sagten voraus, dass das Volk wieder aus dem Land vertrieben werden würde, wenn es sich inzestuös daran klammere und nicht imstande sei, frei darin zu leben, das heißt es zu lieben, ohne sich darin zu verlieren. Für die Propheten war die Vertreibung aus dem Land eine Tragödie, aber der einzige Weg zu endgültiger Befreiung – die neue Wüste, die nicht einer, sondern vielen Generationen eine Bleibe bieten sollte. Die würdigen Nachfolger der Propheten waren nach der grossen Katastrophe der Vertreibung durch die Römer die Rabbiner, … allen voran der Gründer der Diaspora: Rabbi Jochanan ben Zakkai. Als die Anführer des Krieges gegen die Römer (70 n. Chr.) entschieden, dass es besser für alle sei, zu sterben, als die Niederlage und den Verlust des Staates in Kauf zu nehmen, beging er „Verrat“. Er verließ heimlich Jerusalem, ergab sich dem römischen General und bat um Erlaubnis, eine jüdische Universität zu gründen. Dies war der Beginn einer reichen jüdischen Tradition und gleichzeitig der Verlust von allem, was die Juden gehabt hatten: ihren Staat, ihren Tempel, ihre priesterliche und militärische Bürokratie, ihre Opfertiere und ihre Rituale. Alles war verloren; nichts war ihnen (als Gruppe) geblieben als das Ideal des Seins: Wissen, Lernen, Denken und die Hoffnung auf den Messias. In der nächsten Folge am Freitag, den 3. Mai werfen wir mit Erich Fromm einen Blick auf das Neue Testament. An anderen Serien interessiert? 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Im Februar 2018 landete Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel einen medialen Coup erster Klasse, als er die Einladung von Steve Bannon nach Zürich verkündete. Am 6. März konnten dann in Oerlikon über 1500 Zuhörerinnen und Zuhörer den Ausführungen des vor kurzem von Trump geschassten Wahlkampf-Strategen und Beraters lauschen: Es war Bannons erster Auftritt in Europa — doch der sollte klarmachen: Steve Bannon ist schon lange hier. Alle populistischen Bewegungen, egal ob in Italien, Ungarn, Polen oder der Schweiz gehörten doch zusammen, fand Bannon. Köppel widersprach ihm nicht. Auch nicht als dieser den 77-jährigen SVP-Strategen Christoph Blocher als “Trump before Trump” lobte und erklärte, es habe vielleicht alles in der Schweiz seinen Anfang genommen, damals 1992, als das Land entschied, sich aus dem Projekt Europa herauszuhalten. Bisher hatte die SVP stets darauf bestanden, weder mit Populisten in den Nachbarländern noch mit Trump etwas zu tun zu haben. Jetzt aber wurde begeistert geklatscht, wenn Bannon von den großartigen Errungenschaften von “Doktor Blokker” sprach (aus Süddeutsche Zeitung, 7. März 2018) Dass Trump und Bannon auch nach dem Rauswurf aus dem Weissen Haus in Kontakt blieben, zeigte sich spätestens, als Trump Bannon am letzten Tag seiner Amtszeit begnadigte, nachdem dieser wegen Betrug und Geldwäsche verurteilt worden war. Bannon war inzwischen zu seiner Lieblingsbeschäftigung zurückgekehrt: Mittels seines neu geschaffenen “War Room”- Podcasts die USA auf seine Weltanschauung einzuschwören. Der amerikanische Investigativ-Journalist Isaac Arnsdorf schildert in seinem soeben erschienenen Buch “Finish What We Started. The MAGA-movement’s ground war to end democracy”, wie Bannon bei den Vorbereitungen zum 6. Januar 2021 höchst aktiv mitwirkte: Während Trump also damit beschäftigt war, republikanische Funktionäre in Georgia, Arizona und Michigan anzurufen, um sie zu drängen, ihn zum Sieger zu erklären, und während Trumps Anwälte weit hergeholte Klagen einreichten, um die Ergebnisse für ungültig zu erklären, und Republikaner zusammentrommelten, um sich dem Wahlmännerkollegium vorzuschlagen und Vizepräsident Mike Pence zu beeinflussen, sie als rechtmäßige Wahlmänner zu akzeptieren; und während republikanische Aktivisten im ganzen Land “Stop the Steal”-Kundgebungen organisierten, um gegen die Ergebnisse zu protestieren, und während Milizgruppen Waffen kauften und Angriffspläne für die größte Kundgebung von allen entwarfen, machte Bannon seinen Hunderttausenden von Podcast-Hörern den 6. Januar schmackhaft: “Das ist wichtiger als der 3. November, (Wahltag Präsidentschaft) das ist wichtiger als Trumps Präsidentschaft”, sagte er in der Sendung. “Das ist wichtiger als der Kampf zwischen den Nationalisten und den Globalisten. Das ist wichtiger als der Kampf zwischen den Progressiven und den Konservativen. Er ist wichtiger als der Kampf zwischen Republikanern und Demokraten. Das trifft den Kern — wenn man die römische Geschichte liest, geht das in etwa in die Richtung, wie die Republik unterging und zu einem totalitären oder autoritären Imperium wurde. Wir sind an diesem Punkt angelangt.” Er sagte nicht genau, was alle tun sollten, wenn sie am 6. Januar in Washington ankamen. Er wies darauf hin, dass seine Zuhörer, die “War Room Posse”, dabei sein müssten, sie sollten das nicht verpassen. Sie mussten dort sein. Ihr Erfolg hänge davon ab. “Ich weiß, dass die Leute Arbeit, Familie, Kinder, Schule und so weiter haben — aber solche Tage gibt es in der Geschichte unseres Landes nur sehr selten. Das ist etwas, an dem man teilnehmen kann. Das ist etwas, wovon sie ihren Kindern und Enkeln erzählen können, denn das wird Geschichte sein. Lebendige Geschichte.” Als der Tag endlich anbrach und die Menge, die er heraufbeschworen hatte, Gestalt annahm, staunte Bannon darüber, wie sein Plan Gestalt annahm, wie die unsichtbaren Schallwellen seines Podcasts, die physische, menschliche Form annahmen. (…) In den folgenden Wochen wurde Bannons Sendung von YouTube entfernt, Trump wurde von Twitter verbannt, Randalierer wurden verhaftet, Trump wurde angeklagt, Biden wurde in sein Amt eingeführt, und in letzter Minute vor seinem Ausscheiden aus dem Amt begnadigte Trump Bannon. Die Begnadigung rettete Bannon nicht nur vor der strafrechtlichen Gefahr (seine Mitangeklagten in der Betrugsaffäre sind übrigens immer noch angeklagt), sondern stellte auch Trumps Imprimatur wieder her. Ungeachtet ihrer Meinungsverschiedenheiten im Laufe der Jahre (“Steve Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun”, sagte Trump 2018, “er hat den Verstand verloren”), muss Bannon etwas getan haben, das es wert war, belohnt zu werden, oder er hat einen gewissen Wert für Trump behalten. Während Trump sich nach Mar-a-Lago zurückzog, wurde Bannon immer mehr zur wichtigen Stimme des MAGA-Universums. Das Pro-Trump-Medienökosystem zersplitterte in alternative Plattformen und Randwebsites wie Rumble, Telegram und BitChute. MyPillow-Patenschaften für alle. Aber Bannon stach in jeder Hinsicht aus der Masse heraus: Er erreichte mehr Zuhörer, hatte die gefragtesten Gäste, produzierte mehr Inhalte und bestimmte die Agenda. Er verbreitete seine Sendungen weiterhin über die Podcast-App von Apple und erreichte wiederholt die Spitzenposition in den Charts. Er streamte seine Episoden auch als Videos, und sein War Room wurde zu einer Art rechtsextremem Meet the Press, dem bevorzugten Interviewpartner für Prominente und aufstrebende Kandidaten aus der Trump-Welt. Bannon behauptet, über 60 Millionen würden heute seinen Podcasts folgen. Auch wenn die Zahl stark übertrieben sein sollte: In diesem Jahr wird seine erneute Rolle im Kampf um die zweite Präsidentschaft Trumps nicht zu unterschätzen sein. Nächste Folge am kommenden Donnerstag, den 2. Mai An anderen Serien interessiert? 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Das Urteil zur Beschwerde der Klimaseniorinnen in Strassburg ist durchaus bemerkenswert und hat sehr viel ausgelöst. Für den Klimaschutz und die Zusammenarbeit Schweiz-Europa wirds aber eher kontraproduktiv gewesen sein, wenn man die Reaktionen so sieht und hört. Zu sehen bei uns diese Woche gab es: Lichtblick Mattiello am Mittwoch 24/16 Helvetia — quo vadis? 23 Die Reichsidee 128 Aldous Huxley — Wahrheitssucher 29
12 Jahre nach “Science, Liberty and Peace” erschien 1958 ein weiterer Band mit zwölf gesellschaftskritischen Essays unter dem Titel “Brave New World Revisited”, auf deutsch “Wiedersehen mit der Schönen Neuen Welt”. Schon 1946 hatte er im Vorwort zur Neuausgabe des Weltbestsellers “Brave New World” geschrieben, er empfinde es inzwischen als Defekt, dass er John Savage am Ende nur zwei Auswege offenlässt, beide ungesunde Alternativen: entweder der utopische Irrsinn des totalitären Staates oder der primitive Stumpfsinn der Wildnis. Heute würde er Savage einen dritten Weg anbieten: den der geistigen Gesundheit und der Vernunft. Er umreisst ein konkretes Bild dieses dritten Wegs: Es wäre eine Gesellschaft, die wirtschaftlich und politisch dezentralistisch, lokal, kooperativ, mit Achtung für die Allmende organisiert wäre. Wissenschaft und Technologie wären strikt den Bedürfnissen der Menschen unterworfen und nicht umgekehrt. Und Religion schliesslich wäre “die gezielte und intelligente Erforschung des letzten Sinns und Zwecks menschlichen Daseins, die Uranfängliche Einheit und Immanenz des Tao beziehungsweise die Gesamtsicht des Logos, göttliche Transzendenz beziehungsweise Brahman” (Rasch, Wagner: Aldous Huxley) Im Vorwort von “Brave New World Revisited” hielt er nun u.a. fest: Das Thema der Freiheit und ihrer Feinde ist unerschöpflich, und was ich hier geschrieben habe, ist sicherlich zu kurz, um ihm gerecht zu werden, aber ich habe wenigstens viele Seiten des Problems berührt. Jede dieser Seiten ist in der Darlegung vielleicht ein wenig zu sehr vereinfacht worden; diese aufeinanderfolgenden übermäßigen Vereinfachungen summieren sich jedoch zu einem Bild, welches, wie ich hoffe, eine Andeutung des Ausmaßes und der Vielfältigkeit der Sache selbst vermittelt. Nicht berücksichtigt in diesem Bild … sind die mechanischen und militärischen Feinde der Freiheit – die Waffen und Werkzeuge, welche die Macht der Weltbeherrscher über ihre Untertanen so außerordentlich verstärkt haben, und die immer ruinöseren kostspieligen Vorbereitungen für immer sinnlosere und selbstmörderischere Kriege. Beim Lesen der folgenden Kapitel sollte man sich als Hintergrund den ungarischen Aufstand und seine Niederschlagung (1956) denken, die Wasserstoffbomben, die Kosten dessen, was jede Nation »Verteidigung« nennt, und jene endlosen Kolonnen uniformierter junger Männer, weißer, schwarzer, brauner und gelber Hautfarbe, die gehorsam dem gemeinsamen Massengrab entgegenmarschieren. Im Vordergrund stand also erneut die Frage nach wahrer Freiheit und deren vielfältiger Bedrohungen. Wieder zeigt sich die erstaunliche Aktualität seiner Analysen, wenn er im ersten Kapitel feststellt: Siebenundzwanzig Jahre danach, in diesem dritten Viertel des 20. Jahrhunderts n. Chr. und lange vor dem Ende des 1. Jahrhunderts n. F. (“nach Ford”, der neuen Zeitrechnung), denke ich beträchtlich weniger optimistisch denn damals, als ich Schöne neue Welt schrieb. Die Prophezeiungen von 1931 werden viel früher wahr, als ich dachte. Die selige Zeit zwischen zu wenig Ordnung und dem Albtraum aus zu viel Ordnung hat nicht begonnen und scheint nicht beginnen zu wollen. Zwar erfreuen sich die Menschen im Westen vereinzelt noch immer eines großen Maßes an Freiheit. Aber auch in jenen Ländern, die seit jeher demokratisch regiert werden, scheint diese Freiheit und sogar das Verlangen danach im Schwinden zu sein. In der übrigen Welt ist die Freiheit des Individuums schon verschwunden oder ganz offensichtlich unmittelbar im Verschwinden begriffen. Der Albtraum totaler Organisation, den ich ins 7. Jahrhundert n. F. verlegt hatte, ist aus der ungefährlich fernen Zukunft herausgetreten und erwartet uns nun unmittelbar vor unserer Tür. Und das tut sie heute mehr denn je. Wir werden uns deshalb in den nächsten Folgen mit den Gedanken Huxleys in diesen Essays auseinandersetzen, die für uns 66 Jahre nach deren Erscheinen hilfreich sein könnten, — und dies wie immer am kommenden Samstag, den 27. April An anderen Serien interessiert? Wilhelm Tell / Ignaz Troxler / Heiner Koechlin / Simone Weil / Gustav Meyrink / Narrengeschichten / Bede Griffiths / Graf Cagliostro /Salina Raurica / Die Weltwoche und Donald Trump / Die Weltwoche und der Klimawandel / Die Weltwoche und der liebe Gott /Lebendige Birs / Aus meiner Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reichsidee /Vogesen / Aus meiner Bücherkiste / Ralph Waldo Emerson / Fritz Brupbacher / A Basic Call to Consciousness / Leonhard Ragaz / Christentum und Gnosis / Helvetia — quo vadis? / Aldous Huxley / Dle WW und die Katholische Kirche / Trump Dämmerung