Über 10.000 Unterschriften wurden in wenigen Tagen digital gesammelt, morgen geht es analog richtig los. An zahlreichen Veranstaltungen können wir das Referendum gegen die geplante rund um die Uhr-Überwachung vermeintlicher Sozialhilfebetrüger unterzeichnen.
Dabei geht es der bürgerlichen Mehrheit des Nationalrats um weit mehr. Hier werden Freiheiten aufgeweicht. Die nächsten Schritte sind in den Schubladen der Schnüffler bereits geplant:
Die STEK kontrolliert Alleinerziehende Mütter.
Arbeitgeber bedrohen mit Drohnen krankgeschriebene Mitarbeiter.
Kinder erhalten wie Haustiere einen Chip unter die Haut plantiert, können jederzeit von Eltern geortet werden, als Schulkinder später vom Lehrer beim Schwänzen.
Eifersüchtige Eheleute freuen sich auf neue Kontrollperspektiven.
Krimiautoren müssen auf die standard Tatort-Fragen verzichten:
„Wo waren Sie letzten Freitag um 21.15 Uhr?“
„Gibt es dafür Zeugen?“
„Wir werden das überprüfen!“
Wer es nicht schon digital getan hat, kann auf zahlreichen Plätzen der Schweiz morgen eigenhändig und analog mit seiner Unterschrift seinen Widerwillen kundtun und eine öffentliche Diskussion über Wanzen und Drohnen fordern. In der DDR nannte man das noch „Guck und Horch“. (oder: “Horch und Guck”?)
Z.M.
Apr 30, 2018
Haltet den Dieb , schreit der Dieb !
Alex Gasser
Apr 30, 2018
Ich habe soeben die definitive Steuerrechnung 2017 aus dem Briefkasten genommen. Wenn ich das Total der Rechnung betrachte, dann fühle ich mich bei jeder Meldung über Sozial- und IV-Betrüger verarscht.
Wenn ich meinen Abfall korrekt mit Vignetten versehe und zeitempfohlen vors Haus stelle, dann fühle ich beim täglichen Littering bei den Glascontainern verarscht.
Ist es daher erstaunlich, dass viele verärgerte Bürgerinnen und Bürger sich eine Überwachung wünschen?
Oder sollen diejenigen, die wie ich, sich korrekt verhalten, einfach “ufs Muul hogge”?
ueli kaufmann
Apr 30, 2018
Lieber Alex
Mit allem einverstanden! Auch ich zahle Steuern, auch ich fühle mich verarscht von Sozial-Betrügern. Auch ich klebe die Vignetten auf meinen Abfall und stelle diesen „zeitempfohlen“ vors Haus. Seit ich nicht mehr rauche, gibt’s auch garantiert keine Kippen mehr von mir auf dem Trottoir. Früher gab’s das, Asche auf mein Haupt.
Aber hier geht es um etwas ganz anderes, auch wenn die Befürworter auf dem rechten Flügel das verneinen.
Es geht darum, dass der Staat die Schnüffelei an Private übergibt, notgedrungen notgedrungen offenbar auf ein staatliches Monopol verzichtet, da ihm seit der Schnüffleraffäre die Hände gebunden sind. Cincera machte das seinerzeit noch ohne Erlaubnis. Hier wird aber die Erlaubnis zum Schnüffeln offiziell an Private Firmen, (Versicherungen) vergeben. Achtung, auch an Versicherungen, die ihren Sitz im Ausland haben, sic!
Derweil schwimmen die Fettaugen der Steuerhinterzieher durch den Panama-Kanal und um die Kanal-Inseln, lassen sich auf den LL-Inseln (Luxembourg/Liechtenstein) nieder und betreiben von dort aus ihre Inkasso-Büros. Da fühle ich mich verarscht, und um Deine durchaus angebrachte Wortwahl zu übernehmen, das scheisst mich an.
Gerne können wir das bei mir oder in der ROXY-Bar bei einem Glas Wein, einem Bier, einem Kaffee (je nach Tageszeit) ausdiskutieren.
Melde Dich!
Alex Gasser
Apr 30, 2018
Zu befehl, werde ich machen
ueli kaufmann
Apr 30, 2018
Ich gebe keine Befehle, ich mache Vorschläge.
Alex Gasser
Apr 30, 2018
Lieber Ueli, du hast geschrieben: „melde dich!“. Das Ausrufezeichen setzt man in der Regel bei Befehlen. Gruss alex
Meury Christoph
Mai 1, 2018
Die von den Bürgerlichen gerne beschworene Steuerehrlichkeit in der Schweiz ist ein Mythos. Auch hierzulande wird der Fiskus kräftig übers Ohr gehauen. Genaue Zahlen gibt es aus naheliegenden Gründen nicht, doch die Hinterziehungsquote wird laut NZZ auf 5 bis 20 Prozent geschätzt (Schattenwirtschaft & Steuerhinterziehung).
Nationalrätin Margaret Kiener Nellen (SP) hat dies über alle Stationen (Bund, Kantone, Gemeinden, etc.) hochgerechnet. Die Einbussen betragen schlappe 20,3 Milliarden pro Jahr (2016).
Die wenigen Sozialbezüger, welche bescheissen, sind dagegen Peanuts. Die Missbrauchsquote im Sozialbereich liegt bei etwa 2 bis 10 Prozent.
@Alex Gasser: Handlungsbedarf erkannt, aber prioritär bei der Herstellung einer allgemein gültigen, gesamtschweizerischen Steuergerechtigkeit.
Franz Büchler
Mai 2, 2018
Ich finde den Vorschlag zum Lastenausgleich von Christian Stocker aus Allschwil sehr interessant:
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Die Unternehmenssteuern werden um 30% angehoben.
Nur wer nachweisen kann, dass keine Preisabsprachen, Falschbilanzierungen, Geldwäsche, Insiderhandel, Insolvenzdelikte, Korruption, Subventionsbetrug, Unterschlagungen und so weiter begangen wurden, kann eine Reduktion der Steuer erlangen.
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Und somit wäre die Gerechtigkeit zum Teil wieder hergestellt.