Die Gemeinde, respektive der Gemeinderat, will den Leistungsauftrag neu (und wahrscheinlich besser?) fassen. Dazu gibt es wieder einmal eine Vernehmlassung während der Hauptferienzeit! Vom 1. Juni bis am 31. Juli. Dabei künden sich auch einige Verschlimmbesserungen an.
Im Leistungsauftrag werden ja immer auch die Wirkungen beschrieben, welche die Arbeit von Behörden, Verwaltung und Institutionen haben soll. Diese Wirkung wird dann im Geschäftsbericht mit »erreicht« oder »nicht erreicht« bewertet.
In der alten Version wurde für den Aufgabenbereich »Verwaltungsführung und Querschnittfunktionen« als Wirkung angeführt:
Für interne Leistungen werden keine Wirkungen definiert.
Na ja, manchmal wird man diesen Eindruck ja auch fast nicht los …
Heute berichten wir über den Bereich Stadtbüro:
Die Einwohnerdienste werden nun in Stadtbüro umbenannt. Die Umbenennung wurde schon vor einiger Zeit vollzogen. Doch schauen wir uns doch die Wirkungen an (links Einwohnerdienste alt, rechts Stadtbüro neu):
Das sieht ja nach einem gewaltigen Leistungsabbau aus. Links sehe ich was ich bekommen konnte, ziemlich eindeutig. Rechts habe ich zwar ein Stadtbüro, was dieses aber bewirken soll/muss steht in den Sternen. Wird da nicht Leistungserbringer und Wirkung verwechselt? Im Tätigkeitsbericht der GPK 2014 steht:
»Die GPK hält den IAFP grundsätzlich für ein gutes Instrument. Voraussetzungen dafür sind sinnvolle, zielführende und einfach messbare Indikatoren und Zielvorgaben. In diesem Sinne begrüsst die GPK, dass der Gemeinderat sich im Jahr 2014 die Überarbeitung dieser Indikatoren und Zielvorgaben vorgenommen hat. Bei dieser Überarbeitung ist aus Sicht der GPK auch zwingend neu zu definieren, wie resp. durch wen die Zielerreichung gemessen wird.« Ob das vorliegende Papier nun den Vorstellungen der GPK gerecht wird?
In der alten Fassung sind die Wirkungen einzeln registriert. Und im Geschäftsbericht gibt es dann auch einen Indikator mit dem bestimmt wird, ob ein Ziel erreicht ist. Zwei Beispiele aus dem Geschäftsbericht 2014:
Wirkungsziel: Die Hundehalter und die Hunde sind lückenlos registriert.
Indikator: Nicht registrierte Hunde bei Kontrollen.
R 2014 (Rechnung 2014): 0 (das heisst null nicht registrierte Hunde wurden bei Kontrollen gefunden)
Zielerreichung: erreicht.
Wirkungsziel: Die Angehörigen eine/r Verstorbenen fühlen sich kompetent unterstützt.
Indikator: Negative Rückmeldungen.
R 2014 (Rechnung 2014): 1 (das heisst: Es gab eine negative Rückmeldung)
Zielerreichung: nicht erreicht.
Was bedeuten denn nun diese Zahlen? Zum Beispiel bei den Hunden? Wieviele Kontrollen wurden denn 2014 durchgeführt? Und wer hat die Kontrollen durchgeführt? Nehmen wir einmal an, es wurden keine Kontrollen durchgeführt. Ist es dann nicht ein Witz zu sagen, das Ziel sei erreicht? Aber vielleicht melden sich ja die Hundebesitzer, die 2014 kontrolliert wurden …
Ich frage mich, was nach Inkrafttreten des neuen Leistungsauftrag in den Kolonnen stehen wird. Steht dann im Geschäftsbericht:
Wirkungsziel: Der Bevölkerung steht ein professionelles und kundenorientiertes Stadtbüro zur Verfügung.
Indikator: 5 geöffnete Tage pro Woche
R 2015: 3
Zielerreichung: nicht erreicht
Wirkungsziel: Die Stimmberechtigten können ihre politischen Rechte wahrnehmen.
Indikator: Stimmbeteiligung mindestens 70%
R 2015: >50%
Zielerreichung: nicht erreicht.
Ich glaube hier müssten die Birsfelder Parteien und ihre GPKler einmal ganz stark über die Bücher gehen und ganz genau hinschauen. Ist diese Art der Wirkungsbearbeitung sinnvoll, ist es sinnvoll, dass Behörden und Verwaltung sich praktisch selbst beurteilen? Sind diese Beurteilungen transparent?
Sie haben es in der Hand, anlässlich dieser Vernehmlassung ihre Vorstellungen kund zu tun!
Moser Hans-Peter
Jun 18, 2015
Ich stand dem IAFP von Anfang kritisch gegenüber. Die globale Budgetierung barg für mich zu viele Gefahren bezüglich Übersicht der Geldströme und der Erfolgskontrollen.
Die Zielsetzungenvorgaben, vorgenommen durch die Budgetverantwortlichen und der Verwaltung, waren von Anfang an ein Buch mit mindestens sieben Siegeln und für den Einwohner nur schwerlich durchschaubar und verständlich. Jedoch sind natürlich selbstgesetzte Ziele einfacher zu erreichen.
Vorteile dieser Globalbudgetierung sind für uns kaum feststellbar. Einzig dem Gemeinderat und der Verwaltung nützen die vermeintlichen Freiheiten. Trotz immer wiederkehrender, ausgewiesener Zielerreichung, war keine Verbesserung spürbar. Eher haperte es je länger desto mehr mit internen Qualitätskontrollen. Unter anderem lief doch Einiges in den Abteilungen Bau, Ortsplanung und Dienstleistungsbetrieb nicht so, wie es eigentlich gemäss Vorgaben sollte.
Anstelle einer Verbesserung dieser Situation, soll nun dieses ganze Budgetkonstrukt verschlimmbessert werden. Die zweifelhaften Zielvorgaben, immerhin gibt es solche, sollen nun aus dem Reglement betreffend globalem Leistungsauftrag gestrichen werden. Folglich wird der Erfolg nur noch am Betrag des ausgegebenen Geldes gemessen.
Das gesamte Getriebe bedarf einer gründlichen Revision, nur so könnten erfolgreich die Ziele zu unserem Wohl erreicht werden.
Zitat: Der Steinmetz braucht ein spitzes Eisen
so kommt der Stein zu seiner Form
18.6.2015
Hans-Peter Moser