Seit einer guten Woche in Birsfelden zu beobachten: Mit Hilfe von Flaschenzügen wird der Turm der evangelischen Kirche eingerüstet. Hoch hinaus, bis zum Güggel. Man hört: Das Turmdach sei nicht ganz dicht. Wie aus Kirchenkreisen zu erfahren war bedürfe das Kupferdach aus dem Jahr 1935 einer Sanierung. Sowohl das Kupferblech, als auch der hölzerne Dachstock müssen ersetzt werden. Die Renovationskosten sollen sich gegen 1/4 Mio CHF belaufen, Wovon die Hälfte an der Birsfelder Kirchgemeinde hängen bleibt wird.
Im letzten Herbst begannen sich vom Dach des Kirchturms einzelne Kupferplatten zu lösen. Es bestand Gefahr, dass ein Sturm ganze Partien abreissen und an der befahrenen Kreuzung Schaden anrichten kann. Ein Augenschein mit Hebebühne zeigte, dass das kupferne Turmdach aus dem Jahr 1935 einer Sanierung bedarf. Die Kupferbleche hätten wegen witterungsbedingter Erosion ihre ursprüngliche Dicke verloren und erinnern heute eher an Silberpapier, sprich Alu-Folie.
Wie dem auch sei, ausser Sparren und Ziegeln werden auch Kugel und Güggel genau angeschaut und nötigenfalls repariert. Die Kugel wird geöffnet und nachgeschaut, was die Altvorderen der Kirchgemeinde für historisch wichtig Empfundenes weitergeben wollten.
Wann schlägt die Stunde?
Glockenschlag und Geläute sind wochentags (Mo-Fr.) abgestellt (Sa/So wird geläutet).
Was ist zu erwarten?
Der hölzerne Dachstuhl unter dem Unterdach scheint intakt zu sein, wie auch Turmuhr, Zifferblätter und Glocken inkl. Läutmechanismus. Ob der erst 1990 restaurierte Turmhahn überholt werden muss, wird sich zeigen, wenn dieser von nahem einsehbar ist. Im Knauf unterhalb des Hahns wurde und wird traditionsgemäss eine Metallschachtel mit Dingen aus der Bau- oder letzten Restaurierungszeit aufbewahrt — ob das bei “unserem” Güggel auch so ist, wird sich zeigen.
Während der gesamten Arbeiten bleibt die Kirche geschlossen. Sie wird nur zu Gottesdienst- bzw. Konzertzeiten geöffnet. Platzbedingt kommt der elektrische Hebekran direkt vor den Kircheneingang zu stehen, so dass der Zugang darum herum geführt werden muss.
Spannend, was steckt in der Kugel?, welche Kirchen-Kinder-Überraschung? Seit klerikalen Vorzeiten werden in solchen Kugeln historisch interessante Mitteilungen “versteckt”.
Letztlich eine Imitation der Reliquien der katholischen Mutterkirche, (Kreuzholz/Grabtuch/Geknöchel/usw.) vom Erlöser, seiner Entourage oder Jahrhunderte später vom Stellvertreter selig- oder heilig-gesprochener Mitbürger.
Wegen ihrer relativen Unzugänglichkeit galten Turmknäufe oft als sicherer Aufbewahrungsort für historische Zeugnisse aus der Zeit des Baus, etwa Zeitungen oder Münzen der Zeit, die man an die Nachwelt überliefern wollte. Für darin gelagerte Schriftstücke kamen die Namen „Kirchturmknopfakte“ oder „Turmakten“ auf. Zu den darin regelmäßig angetroffenen Textsorten gehören auch Aufzeichnungen der jeweiligen Kirchgemeinde, Auszüge aus Geburts- und Sterberegistern sowie Berichte über besondere Ereignisse zur Bauzeit. Die in einem Turmknopf aufbewahrten Unterlagen könnten durchaus auch heute noch zur Korrektur und Ergänzung historischen Wissens beitragen.
Was Birsfelder Leser natürlich besonders interessiert: Wann findet das Knopffest statt?
Bei größeren Sanierungsarbeiten besonders am Dachstuhl von Türmen sichtet man herkömmlich die historischen Zeugnisse in der Kugel in oft zeremoniellem Rahmen und ergänzt sie mit Zeugnissen der Gegenwart. Eine begleitende Feier heißt Knopffest.
Und was die Leser des birsfälder.li speziell interessiert: Was wird von den Verantwortlichen heute als so wichtig empfunden, dass es der Knopfkugel beigemischt wird.
Wir bleiben am Ball und werden am 21. August über den Kugelinhalt berichten. Der Knopfknauf soll am 20.8. anlässlich eines Gemeindeessens im Kirschgemeindehaus geöffnet werden.
Franz Büchler
Jul 13, 2017
Also ganz sicher im Knauf (der Kugel) ist Lisbeth Wasmer.
Natürlich nicht persönlich, sondern als Unterschrift einer damaligen Konfirmandin 🙂