Seinen Namen verdankt der Siebenschläfertag einer alten Legende. Danach hatten sieben junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249–251) in einer Berghöhle nahe Ephesus Zuflucht gesucht. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert. Der Legende nach starben sie nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, wachten auf, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und starben wenig später.
Die Legende wird erstmals im 6. Jahrhundert schriftlich dokumentiert, Gregor von Tours (538–594) übersetzte sie erstmals ins Lateinische. Es gibt mehrere syrische und griechische Varianten. Auch der Islam (Koran, Sure 18, „Die Höhle“) erzählt eine Version dieser Geschichte. Mit dem Nagetier Siebenschläfer besteht kein Zusammenhang.
Und wie immer gibt es zu diesem speziellen Tag auch Wetterregeln:
Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt. Wenn’s am Siebenschläfer regnet, sind wir sieben Wochen mit Regen gesegnet. Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag. Wie’s Wetter am Siebenschläfertag, so der Juli werden mag. Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.
Der Siebenschläfer ist aber auch ein putziges,
mausähnliches, nachtaktives Tier, wie etwa 20% der Menschheit auch und macht einen langen Winterschlaf (September-Mai). Hier auf dem Bild macht er einen recht munteren Eindruck. Das ist klar, denn er hat den ganzen Tag geschlafen!
Seit dem Jahr 2000 gibt es den Tag des Schlafens, am 21. Juni. Wenn dann aber alles nur auf Gesundheit und Leistung ausgerichtet wird, wie etwa das erste Motto: »Gestörter Schlaf – Konsequenzen für die moderne Leistungsgesellschaft« ist es verständlich, dass dies von der Interessenvertretung der Eulen, also der Langschläfer am Morgen, nicht gewürdigt werden kann und als Missbrauch der Profitstreber bezeichnet wird.
In Deutschland propagiert darum Delta‑t. – Verein für Zweitnormalität e.V. den Tag des Ausschlafens. Das ist ein Verein für zeitversetzt und langschlafende Menschen, Spätmenschen, Eulen eben.
Eulen muss man nicht erklären, was es bedeutet, schon als Kind im Winter, wenn es noch dunkel ist, in die Schule zu müssen, womöglich mit der ersten Stunde Sport oder Schwimmen. Das ist Morgengrauen. Das ist Morgenstund ist aller Laster Anfang!
Und darum wird nun der 27. Juni seit 2013 zum Tag des Ausschlafend proklamiert.
In Dänemark wurde ein Verein gegründet. Der Verein erhielt sehr schnell die Unterstützung von Politikern und Arbeitgebern.
In Deutschland und auch in der Schweiz fehlt diese Unterstützung, wie die vor einiger Zeit geführte Diskussion in den Medien zum zu frühen Schulbeginn gezeigt hat.
So müssen wir erfahren, dass Professor Zulleys These, Frühaufstehen sei zu grossen Teilen mit Tagesschläfrigkeit erkauft, zutrifft. Jetzt dürfen wir zumindest hoffen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, denn die Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit dänischer Volksvertreter findet auch in den deutschen Medien positive Erwähnung. Höchste Zeit also für die deutschen und schweizerischen Kollegen, lieber mal auszuschlafen und dann ebenso wach Gesellschaftsströmungen wahrzunehmen und umzusetzen.
Also: Am 27. Juni, dieses Jahr ein Freitag (warum hat man eigentlich an einem Freitag nicht frei?) liegen bleiben am Morgen, ausschlafen ohne Wecker und ohne schlechtes Gewissen, und erst dann an die Arbeit!
Und die Weisheit zum Artikel:
»Morgenstund ist aller Laster Anfang.«
unbekannt