Foto: Christian Altorfer
Sie Kennen das. Sie gehen einkaufen und verlassen den Laden mit Gegenständen oder Lebensmitteln, deren Kauf eigentlich gar nicht vorgesehen war. Frauen sollen dafür anfälliger sein, als Männer. Es gibt Untersuchungen.
Ich selbst schütze mich vor dieser Konsumtrottelei, indem ich mir zu Hause eine Einkaufsliste schreibe, hilft zwar nicht immer, aber meistens. Im Supermarkt werde ich zwischen Fumu (funktionaler Musik) auf Sonderrabatte hingewiesen, auf „3 für 2 — Aktionen“, einmalig, nur heute, sale, nur mit Cümülus-Karte, nur bis zum … . Das plätschert zuerst durch meine Ohren und dann von mir ab. Nass werde ich trotzdem und das Bedürfnis nach einer Douche kommt auf.
Meine grösste Gefahrenzonen sind Buchhandlungen und Flohmärkte.
Bei Flohmärkten schütze ich mich, indem ich nur wenig Geld im Portemonnaie mittrage. Dort kann man noch nicht mit Karte bezahlen.
Bei Buchhandlungen schütze ich mich, indem ich die gewünschten Titel telefonisch vorbestelle (In diesem Fall Neuerscheinungen von Eco und Bernstein) und mit halbgeschlossenen Augen zur vorbestimmten Kasse gehe und dort meinen Namen, meine Bestellung sage, und nach getätigtem Einkauf wieder mit halbgeschlossenen Augen den Ausgang finde. Ich kenne die Strecke durchs bibliophile Minenfeld notfalls auch blind.
Da unterrichtet mich der Buchhändler der Buchhandlung am Bankenplatz in Basel kurz vor dem Bezahlen:
„da haben wir noch eine Neuerscheinung von Franz Hohler“.
Was bleibt zu schreiben? Üblicherweise bin ich über Neuerscheinungen von Lieblingsautoren informiert. Hier hatte ich keine Werbung gesehen, keine Besprechungen gelesen, kurz keine Ahnung. Es kam unvermeidlich zum Kollateraleinkauf. Der Gedichtband blieb mit den beiden anderen Titeln fasnachtsbedingt zwei Wochen liegen. Inzwischen habe ich die Gedichtsammlung vier mal gelesen.
Zuerst informativ, dann nachhaltig und laut, anschliessend selektiv, dann, um einen Text auszuwählen, mit dem ich unsere Leser zu einem Kollateraleinkauf motivieren kann. Hier ist er, ohne Fumu.
Betty C.
Mrz 20, 2017
Wie wunderbar ! Dass ich nicht die einzige bin, die Hohler liebt und an Flohmärkten nur wenig Geld mitnimmt. Einzig am Büchergestell müsste ich wieder mal “frühlingsmässig” ran…