Lösungsansatz 2: Rote Lichter
Bevor wir uns an die Detailanalyse des Hiltmann’schen Verkehrsmasterplans machen und noch bevor die Gemeinde über den mit mehrjähriger Spannung erwarteten Massnahmenbericht von ASTRA und Kanton informiert (dieser wurde gemäss unseren Informationen am 29.10.13 dem Gemeinderat präsentiert), widmen wir uns einem schon etwas angegilbten Landratsvorstoss.
Nicht ganz unkalkuliert wahlkampfwirksam am 6. September 2012 eingereicht, fordert die Motion von Claudio Botti von der Regierung im Wortlaut “beim Kreisel oder im Gebiet Hardwald die nötigen Einrichtungen aufzustellen, damit bei Staubildung der Zugangsverkehr durch Birsfelden geregelt wird.”
Konkret hiesse das etwa, dass eine Ampel oder sonst ein geeignetes Stau-Instrument tropfenweise immer nur so viele Autos oder Lastwagen durch die Tore auf Birsfeldens Strassen lassen würde, wie gleichzeitig auch wieder abfliessen können. Damit würde der gemeindeinterne Stau auf der Hauptstrasse und den bekannten Schleichrouten parallel dazu verschwinden. Beim abendlichen Einkaufsbummel an der Hauptstrasse hätte man also endlich seine Ruhe und könnte sogar staufrei mit dem eigenen motorisierten fahrbaren Untersatz innerhalb nützlicher Frist vom Hardhügel ins Fitnessstudio im Bären fahren. Ein Traum wird war! Und günstig wäre es auch, da nur drei Ein- bzw. Ausgänge existieren.
Einen Schönheitsfehler bei dieser Lösungsvariante gibt es aber dennoch: Man könnte sich zwar innerhalb der Gemeinde frei bewegen, doch wie erginge es dem Chemielaborant, der in Kaiseraugst arbeitet und am Abend zurück nach Birsfelden will? Oder der Physiotherapeutin, die ebenfalls in Birsfelden wohnt, aber in Oberwil therapiert. Auch der auswärtig wohnhafte Juniorentrainer der Lokalkicker wartet am Tor und kommt zu spät ins Training.
Es wäre also nur eine reine Symptombekämpfung mit — zugegebenermassen — positiven Aus‑, aber auch negativen Nebenwirkungen. Denn selbst Bus und Tram blieben weiterhin stecken. Einfach nicht mehr im Stau in, sondern vor Birsfelden. Willkommen im verkehrstechnischen Gallierdorf! Errichtet die Pallisaden und bewachet das Tor…
Aber so weit ist es noch nicht ganz: Der Landrat hat die Motion als Postulat an die Regierung überwiesen. Das heisst, Frau Pegoraro muss keinen Lösungsvorschlag als Gesetzes- oder Reglementsentwurf vorlegen, sondern nur prüfen, was sinnvoll wäre. Und da ist sie angeblich schon länger dran. Was konkret vorgeschlagen wird, wissen wir hoffentlich bald. Unter anderem will die “BaZ” vor kurzem von einem Tropfenzähler auf der Autobahn Höhe Pratteln gehört haben. Für das Birsfelder Problem vielleicht etwas sinnvoller, ausser man kommt von weiter her… Warten wir den definitiven Massnahmebericht ab!
wutbürger
Nov 12, 2013
Und jedes Auto transportiert auf den 6–8 Quadratmetern beanspruchter Verkehrsfläche genau eine Person. Wirklich saueffizient! Bravo!
rbroder
Nov 21, 2013
Ich fahre, also staue ich.
Schon seit Jahren bin ich zum Schluss gekommen, dass neue Tunnels, Strassen, Kreisel, Rotlichter, Verkehrstafeln, Schwellen und Gebühren und alle supergescheiten Verkehrskonzepte nur jenen nützen, die in diesen Branchen Geld verdienen. Darum macht unser Gemeindepräsident, der sonst eigentlich einen intelligenten Eindruck macht, einen so durchgeknallten Vorstoss für neue Hochleistungsstrassen (Hoch sind dabei allerdings nur die Baukosten) wahrscheinlich zur Wirtschaftsförderung.
Fast alle Verkehrsmassnahmen führen dazu, dass man allenfalls schneller in einem neuen Stau an einem anderen Ort steht. Solange das Verkehrsvolumen laufend zunimmt, gibt es schlicht keine Lösungen. Der Grund ist einfach: Ob für ÖV oder Individualverkehr gilt, was für viele Infrastrukturleistungen gilt: sie können bestenfalls auf die Durchschnittsbelastung aber keinesfalls auf die Spitzenbelastung ausgerichtet werden. Das wäre ökologischer und ökonomischer Unfug.
Also wird halt gestaut, auch in Birsfelden – aber eben nur zu gewissen Zeiten. Das hat übrigens auch Vorteile: Man kommt besser über die Strasse als bei einem schnell fliessenden Verkehr.
Ich kenne nur zwei effiziente Verkehrsmassnahmen: 1. Laufen und 2. Gelassenheit