Alle Welt spricht von den vor 2 Jahren aufgetauchten, von den Nazis als entartet bezeichneten Bildern, die der Sohn eines verstorbenen Kunsthändlers in einer Wohnung in München gebunkert hatte: Klee, Kandinski, Beckmann u.a. — Jetzt geht die Hatz los, wem gehören die geraubten rund 1500 Werke. Erben, Museen und Auktionshäuser werden sich um den Schatz, dessen Wert auf eine Milliarde geschätzt wird balgen und buhlen. Jahrzehntelang Futter für Kunsthistoriker und Anwälte darf erwartet werden. Vermutlich eine Erklärung, warum die Münchner Behörden den Sensationsfund so lange verdeckt hielten, und erst heute informieren.
Gleichzeitig, in aller Bescheidenheit und Stille, ist auch in Birsfelden eine Kunstsammlung „aufgetaucht“. Ein grosszügiges Geschenk des Birsfelder Malermeisters Willi Stähli ans Birsfelder Archiv, an die Gemeinde Birsfelden. Die birsfälder.li-Redaktion hatte die Möglichkeit, die rund 15 Werke bereits zu sehen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird das Birsfeldermuseum die Werke der Öffentlichkeit zeigen. Zahlreiche Bilder haben eher einen historischen Wert, darunter gibt es aber auch Werke, die selbst hohen künstlerischen Ansprüchen mehr als gerecht werden. Zum Beispiel dieses:
Willi Roth, Rhein vor Flugplatz Sternenfeld, 80 x 65 cm, Oel auf Leinwand, 1931
Das Bild strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Das soll ein Flugplatz sein? Statt hunderten von Schaulustigen, ein einzelner Spaziergänger, der Zeppelin ist noch nicht da oder schon wieder weg; statt Stacheldrahtzaun eine Pferdekoppel; statt Kontrollturm ein Fischergalgen. Nichts bewegt sich, der Rhein fliesst, die Luft ist rein, der Spaziergänger spaziert. Die nahen Juraberge, eingebaut als Kulissen, als könnte man sie hin- und herschieben. Entgegen der damals geltenden Akademielehre kein goldener Schnitt, eine simple Zentrierung im Bildaufbau, so, wie Onkel Alois den Fischergalgen am Sonntagsspaziergang fotografiert hätte. Ruhig und darum frech. GrossARTig.
Dank an Willi Stähli. Dank, dass er beim Erwerb des Bildes dessen künstlerischen Wert erkannt hat, Dank, dass er das unaufdringlich drängende Bild der Gemeinde als Geschenk überlässt.
Die Weisheit zum Artikel:
»Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber andere, die einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln können.«
Pablo Picasso
annacarla
Nov 7, 2013
Schön,dass es von Birsfelden auch einmal etwas Positives zu berichten gibt und, dass Ihr das tut.. Das Bild gefällt mir. Allerdings ist es irgendwie depressiv. Ich verstehe nicht viel von Kunst. Den “goldenen Schnitt” musste ich googeln und komme immer noch nicht draus. Ich dachte, dies sei die Gewinnmarge der Bijoutiers beim Altgoldhandel (ohne jetzt Namen zu nennen).