Heiliger St. Florian verschon’ mein Haus, zünd’ andre an.
Aus https://geschichtedergegenwart.ch/:
»Die Felder verbrannten diesen Sommer unter der Glut, und die Bauern hatten so etwas wie ein Wahrnehmungsproblem. Sie wussten nicht, ob sie die Risse auf den Feldern und die schrumpelnden Äpfel an den Bäumen als eine vorübergehende Laune der Natur deuten wollten oder als Folge des menschengemachten Klimawandels. Der Schweizerische Bauernverband, der ihre Interessen vertritt, betont zwar, dass „die Schadensbekämpfung gegen die Folgen des Klimawandels“ ein „wichtiges Thema“ sei; aber bei den Massnahmen hört das Engagement dann auf. Treibhausgase sollen nur „freiwillig“ reduziert werden, und in Sachen Klimaschutz soll der „Sonderrolle“ der Landwirtschaft als Nahrungsproduzentin Rechnung getragen werden.
So ambivalent argumentieren alle. Der Autoimporteurverband auto-schweiz „bekennt sich zum Umweltschutz“, tut sich aber schwer mit einschneidenden Senkungen von CO2 im Verkehr, während die Schweizerische Erdölvereinigung „die Notwendigkeit anerkennt, Massnahmen zur Reduktion des globalen CO2-Ausstosses zu ergreifen“, aber die Verschärfung des CO2-Gesetzes vehement bekämpft.«
Und so sind wir wieder einmal beim Sankt-Florian-Prinzip gelandet. Ganz genau, auch schon als Pfadi im Pfingstlager gesungen: »Oh heiliger St. Florian, oh heiliger St. Florian, verschone unsere Zelte, seich lieber andere an.« Eine Variante aus dem Lied »Die Pinzgauer wollten Wallfahrten gehn«.
Und seit Jahrzehnten handelt die ganze Welt, insbesondere aber die westliche Welt nach dem Sankt-Florian-Prinzip. Ein Beleg? Hier aus eine Kolumne von Elke Schmitter aus Der Spiegel:
»Das Thema, über das ich zu sprechen habe, ist ganz neu», so begann der Soziologe Niklas Luhmann einen Vortrag im Jahre 1985: »Erst seit etwa 20 Jahren spricht man im Tone steigender Besorgnis und mit Aussicht auf katastophale Entwicklungen von ökologischen Problemen.«
Nach dieser Zeitrechnung sind wir nun schon gut 50 Jahre weiter. Was ist passiert?
Ausser dass prominente Schweizer Klimaleugner in der Presse grassieren, ganz, ganz wenig. Bleibt die Hoffnung auf den neuen Nationalrat und den Durchhaltewillen der »Klimajugend«. Und vielleicht auch das Erwachen einiger Erwachsener …
Und das Absurde bei der Sache:
Und während die Regierungen dran scheiterten, eine starke und verpflichtende Rechtsarchitektur zur Reduktion von Emissionen aufzubauen, weil die Zusammenarbeit angeblich zu schwierig sei, gelang es ihnen gleichzeitig, die Welthandelsorganisation zu gründen — einen hochkomplexen Apparat, der den weltweiten Fluss von Waren und Dienstleistungen regelt, mit klaren Vorschriften und schweren Sanktionen für Verstösse.
Naomi Klein