Wer steckt dahinter?
franz büchler
Ueli Kaufmann über Franz:
»Der gelernte Schriftsetzer, Werber, Grafiker, Lehrer und Redaktor ist manchmal mit seiner analytischen, manchmal zynischen Pedanterie nervig, aber für Freunde und/oder Kollegen immer zuverlässig, hilfsbereit und unersetzlich.«
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Christoph Meury
Mrz 20, 2020
Klingt gut, ist aber ziemlich weltfremd. Kalendersprüche eben.
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Natürlich kann Nils Minkmar das monetäre Denken kritisieren.
Er hat es aber einfach. Er agiert als festangestellter Journalist und wird entlöhnt. Krise hin, Krise her.
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Um bei unserem dörflichen Beispiel zu bleiben: Die Beiz, welche von einer Stunde auf die nächste geschlossen wird, hat unmittelbar ein wirtschaftliches Problem. Ein heftiges Problem.
Dem Beizer ist mit philosophischem Gedudel wenig gedient. Er hat Nulleinnahmen, aber weiterlaufende Ausgaben. Die Pacht muss bezahlt werden, die freigestellten MitarbeiterInnen bekommen weiterhin ihren Lohn. Für diesen Beizer ist die wirtschaftliche Frage akut. Das macht ihn aber nicht zu einem schlechteren Menschen.
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Unser Gesellschaftsmodell funktioniert auch in der Krise ziemlich ordentlich. Den Kranken wird geholfen. Professionell und schnell.
Fakt ist aber auch: Wenn wir die Wirtschaft nicht am laufen halten, ist der volkswirtschaftliche Schaden gewaltig.
Das hochgefahrene Gesundheitswesen wird grosse Summen verschlingen. Der wirtschaftliche (fast) Stillstand ebenfalls.
Also muss man auch über Wirtschaftshilfen und Sanierungsmassnahmen nachdenken. Die Börse ist ein Teil dieser Wirtschaft.
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Nochmals kurz zur Erinnerung: Die Renten finanzieren sich durch den erwirtschaften Mehrwert aus Börsen- und Immobiliengeschäften.
Die Tatsache, dass man nicht selber mit Aktien oder Immobilien handelt, heisst noch lange nicht, dass man (gerade als Rentner) nicht Teil des Börsen- und Immobiliendeals ist.
Franz Büchler
Mrz 20, 2020
Lieber Christoph,
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Du hast ja in manchen Dingen so recht.
Und so, wie gewisse Teile der Wirtschaft still gelegt wurden, müsste jetzt eigentlich auch der Betrieb der Börsen stillgelegt werden. Denn was im Moment an den Börsen passiert ist wetten auf den totalen Niedergang und davon auch noch profitieren — aber kaum für die Pensionskassen.
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Wenn ich heute gewisse PolitikerInnen reden höre, schaudert mich. Denn es sind die Selben, die über Jahrzehnte nach dem Label »Mehr Freiheit und Selbstverantwortung — weniger Staat« gehandelt haben.
Christoph Meury
Mrz 20, 2020
Alle professionellen Anleger (auch die Pensionskassen) werden vom Kursabsturz der Aktien profitieren. Die Meisten sind kurzfristig mit ihren Aktienpaketen ausgestiegen und warten die Baisse ab, um dann, wenn die Kurse steigen, wieder einzusteigen. Das ist Teil des Börsenspiels. Da jassen auch die Pensionskassen mit. Keine Bange! Sauberes Geld, oder saubere Rente: Vergiss es!
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Apropos Profiteure: Auch im Kleinen werden die Geschäftstüchtigen (oder Skrupellosen) mit der Krise ihren Reibach machen. Die Apotheker beispielsweise legen sich bereits mächtig ins Zeug und verkaufen haufenweise Aspirin, Panadol und weitere fiebersenkende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikament. Geldgierig wurden Hamsterkäufe en gros zugelassen. Der Bund musste einschreiten und den Apothekern vorschreiben, dass pro Person nur noch ein Packung verkauft werden darf. Wenn’s ums Geld geht und man Umsätze bolzen kann, kennt auch die edle ApothekerIn keine Moral. Dito die Drogerien: Sie verkaufen jetzt Desinfektionsmittel in winzigsten Tübchen à 60 gr. für sagenhafte 7.80 Franken. Schamlos! Profiteure allesamt.
Adnan Tanglay
Mrz 20, 2020
Lieber Franz
Lieber Herr Meury
Ich würde mich gerne bei der nächsten Gelegenheit und einem Glas Wein über das Thema Pensionskasse unterhalten anstatt hier jetzt darüber in der Öffentlichkeit zu schreiben. Als Stiftungsrat der Zusatzvorsorge und ehemaliger Vizepräsident der Mitarbeitergewinnbeteiligung einer mächtigen Pensionskasse habe ich eine ganz andere Sichtweise als die hier propagierten Stammtischparolen.
Franz Büchler
Mrz 20, 2020
Lieber Adnan
Natürlich trinke ich mit dir ein Glas — oder auch zwei. Im Moment das spontan zu machen ist mir nicht erlaubt.
Gerne, wenn der ganze Corona-Mist vorbei ist.
Aber: Stammtisch ist eigentlich eine Beleidigung …
Christoph Meury
Mrz 20, 2020
An Adnan Tanglay
Der Diskurs ist eröffnet.
Also wo bleibt die Replik? Wir wollen doch die LeserInnen des Blogs daran teilhaben lassen. Diese Form der Kommunikation ist nicht nur aktuelles Schicksal, sondern auch eine Chance um Inhalte und Meinungen zu teilen. Da wir gehalten sind jetzt nicht Gassi zu gehen, ist der Blog der Stammtisch und das Glas Wein steht neben dem Computer.
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Also los geht’s!
Adnan Tanglay
Mrz 21, 2020
Momentan sieht es so aus, dass die Pensionskassen einen deutlichen Verlust durch den Börsenabsturz eingefahren haben, denn der Absturz kam so schnell und unerwartet, dass ein Verkauf der Aktienanteile gar nicht mehr rentabel gewesen wäre. So ist die Rendite, die im letzten Jahr erzielt wurde praktisch zunichte gemacht worden.
Dadurch ist der Deckungsgrad deutlich unter 100 gerutscht, so dass die Pensionskassen überlegen müssen, wie sie die Renten an ihre Destinatäre ausbezahlen können. Also werden darunter wieder die noch jüngeren Mitarbeitenden leiden, denn der Umwandlungssatz wird sicher wieder gekürzt werden müssen, da die Performance der Pensionskassen mit der jetzigen Anlagestrategie niemals hochgehalten werden kann. Die bereits Pensionierten haben einen garantierten und gesicherten relativ hohen Umwandlungssatz. Hier stellt sich für mich die Frage, ob diese Pensionierten aus Solidarität mit den Jüngeren bereit wären, auf einen Teil ihrer Bezüge zu verzichten damit auch diese zu einem halbwegs vernünftigen Umwandlungssatz kommen, der sich bereits jetzt auf einem sehr niedrigen Niveau zwischen 4,75–5,0% bewegt.
Das nur kurz als aktuelle Info.
Das Glas Wein trinken wir dann hoffentlich im Mai zusammen
Mit einem lieben Gruss, bleibt gesund
Adnan
Christoph Meury
Mrz 21, 2020
Genau, es braucht solchermassen qualifizierte Einwürfe. Danke!
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Wir dürfen nicht vergessen, dass man mit den Aktien in den letzten paar Jahre ordentlich Geld verdienen konnte. Daher sind die Reichen immer reicher geworden und deshalb haben sich die Millionäre wie Pilze vermehrt. Die Pensionskassen haben dabei ebenfalls tüchtig mitverdient. Jetzt ist die Börse kurzfristig abgestürzt. Das wird aber ein kurzer Taucher sein. Sobald die Corona-Krise halbwegs ausgestanden ist, werden die meisten Aktien wieder durch die Decke schiessen. Allen voran die Firmen, welche einen Impfstoff gegen den Virus oder allfällige Testverfahren entwickelt haben.
Zudem: Geld verdienen kann man defacto nur noch mit Aktien und Fonds. Bei den Immobilien gibt es einen Sättigungsgrad und wenig Handlungsspielräume, sprich kaum Landreserven für lukrative Überbauungen.
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Dass die Pensionierten aus Solidarität auf einen Rententeil verzichten, das ist reines Wunschdenken. Die Boomer sind die Generation, welche extrem das Gefühl hat Anrecht auf eine hohe Rente zu haben. Man hat (vermeintlich) ein Leben lang dafür geschufftet (?), ergo gibt’s hier kein Verhandlungsspielraum. Boomer sind die Generation, welche Solidarität als Einbahnstrasse zu ihren Gunsten versteht. Natürlich werden die Jüngeren die Rechnung bezahlen müssen! Zudem: Rein abstimmungstechnisch sind die Boomer in der Mehrheit. Konkret: Die nächste Generation wird mit einer hohen Staatsverschuldung und tiefen Umwandlungssätzen für die Renten ins Rennen steigen.
Dies meine Sicht der Dinge.