Vor genau 75 Jahren also, landete auf dem Flugplatz Sternenfeld ein Bomber mit zwei beschädigten Motoren, einem zerschossenem Rumpf und durchlöcherten Flügeln. Ein viermotoriger US-Liberator-Bomber, der den Rückweg nicht mehr schaffte …
Für das Musée sentimental im Birsfelder Museum erinnerte sich Walter Fiechter:
»Sirenenalarme waren wir gewohnt, die Überflüge von Kriegsflugzeugen gehörten bereits zur Tagesordnung und wurden mit einer gewissen Gelassenheit hingenommen. Als Schulkinder waren wir eingeübt, uns bei Fliegeralarm sofort in den Schutzraum, den sogenannten Suppenkeller, zu begeben. Der 12. Juli 1944, ein Bilderbuchtag, bleibt mir unvergesslich im Gedächtnis haften. Es war just nach der grossen Pause, als ein sich näherndes, mächtiges Brummen die Stille des lauen Sommertags jäh durchschnitt. Etwas hatte sich auf dem nahen Sternenfeld Flugplatz ereignet. Das Warten auf die Entwarnung wurde zur Marter, unsere
Kinderphantasie schlug Purzelbäume.
Ein schwer getroffener amerikanischer Bomber musste notlanden, dies hörten wir bereits beim Verlassen des Schutzkellers. Herr Scheibler, unser Lehrer, konnte uns wunderfitzige 10-jährige nicht mehr zurückhalten. Wir stürmten zum Ort des Geschehens. Im Gemüsegarten, da wo wir Schulkinder sonst die widerlichen Kartoffelkäfer ablesen mussten, stand – nur wenige Meter vor dem letzten Wohnhaus – ein schwer beschädigtes Ungetüm.
Mit nur noch zwei gangbaren Motoren und einem zerschossenen Rumpf und Flügel konnte sich die sechsköpfige Besatzung des 4‑motorigen US Liberator-Bombers glücklich ins Schweizer Hoheitsgebiet retten.«
Der Bomber wurde in einem Hangar untergebracht. Und erst nach Kriegsende am 30. September 1945 der Bevölkerung zur Besichtigung freigegeben (Eintritt: Erwachsene Fr. 1.—, Kinder —.50). Wobei der Bomber nur von aussen besichtigt werden konnte. Das Innere blieb geheim!
Dazu erzählte mir Christoph Gloor für das Musée sentimental die folgende Geschichte:
»Mein Vater hatte hinter der Kaserne, so sagten wir dem Backsteinhaus* am Ende der Hofstrasse (heute durch einen Neubau ersetzt), einen Schrebergarten, dort wo jetzt der Robi-Spielplatz ist. Nachdem der Bomber gelandet war, traten die Flugplatzbewacher in Aktion. Dem Bomber entstieg die Crew, gekleidet in die tollen Bomberjacken: Lederjacken mit Pelz gefüttert. Daneben sahen unsere Soldaten aus wie, na ja …
Die Bomberbesatzung wurde von den Soldaten, mit dem Karabiner im Anschlag, eskortiert – Hofstrasse-Schulstrasse – ich weiss nicht mehr wohin. Aber hinter dem ganzen Züglein marschierte tapfer auch der Xandi** mit. Er hatte seine Tabakpfeife wie einen Revolver in der Hand und half mit, die unbewaffnete Bomberbesatzung in Schach zu halten.«
*Anstelle des Backsteinhauses steht jetzt ein neues Haus mit wunderbar rostiger Fassade.
**Xandi, Bühler Xandi, war ein liebenswerter, weitsichtiger und vor allem origineller Hansdampf in allen Gassen (†1959).