Jetzt hängen sie wieder! Eidgenössische Parlamentswahlen 2019: Fröhliche Gesichter lachen uns an, ab und zu auch mal staatsmännisch sinnend. Erneut strahlt uns das herzige Sünneli der patriotischsten Partei entgegen (und erst noch in Schweizer Qualität!!) und erfüllt unsere Herzen mit Freude und Zuversicht.
Auch die Public-Relations-Agenturen haben sich mächtig ins Zeug gelegt. “Mache, was wichtig isch!” — Na klar, das muss sein. (Erinnert mich allerdings an den alten Spruch: “Der Mann tut, was er tun muss. Die Frau sagt ihm, was es ist”, — aber das ist natürlich subversiv gedacht, also vergessen wir’s gleich). Trotzdem: Was ist für den Kandidaten denn nun eigentlich wichtig? Und decken sich seine Prioritäten mit den meinigen?
“Frei und sicher”!! — Wer kann denn da dagegen sein? Vielleicht höchstens all die vaterlandslosen Parteien, die gerade daran sind, den saftigen Schweizer Apfel in perfider Weise auszuhöhlen! Aber: Was versteht die Partei dieses Kandidaten unter Freiheit? Wie definiert sie Sicherheit?
Und dann beschleichen mich langsam Zweifel: Kenne ich den Herrn mit dem staatsmännisch sorgenvollen Blick eigentlich? Sicher, er gehört zum Sünneli, das schafft schon mal ziemlich Vertrauen. Aber: Wie ist er als Mensch? Was sind seine tieferen Wertvorstellungen hinter der “Sünneli”-Fassade?
Und die beiden Damen auf den Plakaten, die sich christlichen Werten verpflichtet fühlen. Was sind denn eigentlich christliche Werte für sie? Würden sie z.B. die anstehende Konzerverantwortungsinitiative unterstützen, wo es unter anderem um die konsequente Durchsetzung der Menschenrechte auf dieser Erde geht? Oder würden sie vielleicht doch eher dem “Business first”-Prinzip anhangen?
Na gut, vielleicht bin ich nach der Lektüre von Oswald Sigg’s Buch “Die käufliche Schweiz” und Viktor Parma’s Buch “Machtgier. Wer die Schweiz wirklich regiert” einfach etwas verunsichert. (Für jüngere Semester: Oswald Sigg war von 2005 bis 2009 Vizekanzler und Bundesratssprecher, Viktor Parma langjähriger Bundeshausjournalist)
Im Klappentext von Parma’s Buch steht: “Politik ist Show. Die Politiker gaukeln ihren Wählern durch die Inszenierung in den Medien eine Bedeutung vor, die sie gar nicht mehr haben. Die Wucht der Globalisierung verändert und verformt auch die direkte Demokratie der Schweiz”.
Das regt schon etwas zum Nachdenken an … Warten wir also einfach mal ruhig auf die Parteiprogramme, die uns sehr bald in die Briefkästen flattern. Vielleicht schaffen die mehr Klarheit? Fortsetzung folgt …