Plöt­zlich waren sie im Wald: Grosse Haufen von Wurzel­stöck­en. Sie stam­men von ein­er Baustelle weit­er südöstlich. Dort wird im Tage­bau ein Tun­nel vom Mut­ten­z­er Bahn­hof zum Auhafen gebaut. Dazu mussten Bäume gerodet wer­den. Ist der Tun­nel gebaut, wird er wieder zugedeckt und neue Bäume wer­den gepflanzt. Soviel zur Herkun­ft der Wurzel­stöcke.
Doch was sollen die im Hard­wald?

Das ist wieder eine neue Geschichte:
Die seit Jahrzehn­ten fast ungenutzte Staats­grube will die Besitzerin, der Kan­ton Basel-Stadt, endlich nutzen und — sagen wir mal immo­bilien­tech­nisch — aufw­erten.
Dazu wollte sie den gewach­se­nen Wald am Rande roden. Aber Wald kann man nicht ein­fach roden. Und so brauchte es eine Zonen­plan­mu­ta­tion, damit der Wald ver­schoben wer­den kon­nte. Dem hat die Birs­felder Gemein­de­v­er­samm­lung zuges­timmt, das birsfälder.li berichtete darüber.

Aber das genügte noch nicht. Der durch die Nutzung zer­störte Leben­sraum der Amphi­bi­en muss eben­falls erset­zt wer­den. Dazu kön­nen wir dem Jahres­bericht 2013 des Basel­land­schaftlichen Natur- und Vogelschutz BNV ent­nehmen:

»Staats­grube Birs­felden
Wird ein schützenswert­er Leben­sraum zer­stört, so muss er nach Gesetz wieder­hergestellt oder erset­zt wer­den. Dass die Erfül­lung dieser Pflicht nicht immer erstrit­ten wer­den muss, zeigt das erfreuliche Beispiel Staats­grube in Birs­felden.
Die Ein­wohn­erge­meinde Basel-Stadt ist Eigen­tümerin der 3,4 ha grossen Staats­grube in Birs­felden. Das Grund­stück liegt in der Indus­triezone und wurde früher als Kies­grube und Kiesum­schlag­platz genutzt. Durch die exten­sive gewerbliche Nutzung ent­stand ein kleines Amphi­bi­en­laichge­bi­et mit den Arten Erd- und Geburtshelfer­kröte, Gras­frosch und Bergmolch.
Im ver­gan­genen Jahr kon­tak­tierte die Eigen­tümerin die regionalen Naturschutzver­bände und legte ihnen die zukün­fti­gen Nutzungsab­sicht­en dar. Damit wäre der grösste Teil der Grube für die Amphi­bi­en ver­loren gewe­sen. Die vorgeschla­ge­nen Ersatz­mass­nah­men stuften wir als genü­gend ein. Im Ver­lauf der Diskus­sion wurde die Idee geboren, anstatt am Rand des Are­als und somit auf kle­in­stem Raum die erforder­lichen Ersatzflächen zu schaf­fen, kön­nte der benach­barte Hard­wald für die Geburtshelfer­kröte aufgew­ertet wer­den, wo bere­its diverse Wei­her für Amphi­bi­en beste­hen. Von einem Ökobüro liessen der BNV und Pro Natu­ra Basel­land ein Grobkonzept zur Förderung der Geburtshelfer­kröte ausar­beit­en. Ausser­dem machte die Eigen­tümerin der Staats­grube die Zusage, einen Teil der Umset­zungskosten zu übernehmen.
Das Beispiel hat gezeigt, dass es nicht immer zielführend ist, mit Ein­sprachen bzw. Starrsinn unlieb­same Pro­jek­te zu bekämpfen, son­dern dass mit guten Ideen, überzeu­gen­den Argu­menten und einem offe­nen Ohr für andere Mei­n­un­gen manch­mal mehr für die Natur her­auszu­holen ist.«

Und so wird nun im Hard­wald der ökol­o­gis­che Aus­gle­ich geschaf­fen: viele Holzhaufen und neu jet­zt auch die Haufen mit Wurzel­stöck­en in der Umge­bung der sowieso vorhan­de­nen Ver­sickerungswei­her dienen dem Glög­glifrosch (Geburtshelfer­kröte) als Unter­schlupf. Seine Fortpflanzungs­sai­son dauert von März bis August. Die Tiere sind däm­merungs- und nach­tak­tiv. Die Män­nchen begin­nen bevorzugt an feucht­war­men Aben­den aus ihren Ver­steck­en an Land zu rufen. Die Paarung find­et an Land statt.

 

Man kann sich allerd­ings nur schw­er­lich vorstellen, dass der Glög­glifrosch so riesige Wurzel­stock­haufen braucht, wie z.B. ein­er am Wal­daus­gang bei der Gren­zach­er­strasse ste­ht …

Die Weisheit zur Sache:

Glög­glifrösch (m.)
1. ein­fälltiger Bursche, Narr, Dumm­schwätzer
2. Geburtshelfer­kröte
aus berndeutsch.ch

 

 

 

 

Lange GVS in Kurzform
Tür.li 12 (2017)

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