Zusät­zlich zu den Zielset­zun­gen gibt es im Stu­di­en­auf­trag auf Seite 19 auch noch Erwä­gun­gen zum Pro­gramm.
Eine Erwä­gung ist eine prüfende Über­legung, das prüfende Nach­denken über etwas oder ver­schiedene Möglichkeit­en, wobei auch die Fol­gen zu bedenken sind.

Zu 6.1. Städte­bau
Dazu ist in den Zielset­zun­gen schon fast alles gesagt. Auf­fal­l­end: Zu den gemein­deeige­nen Parzellen mit Schul­nutzung müssen die Gebäude- und Gren­z­ab­stände nicht einge­hal­ten wer­den. Der direk­te Blick in die Wohnküche oder das Schulz­im­mer?

Zu 6.2. Zen­trum­splatz
Warum der Zen­trum­splatz zur lär­mi­gen Haupt­strasse unbe­d­ingt offen sein muss, ist mir nicht klar. In der Pub­lika­tion »Klangqual­ität für öffentliche Stadt- und Sied­lungsräume« von Andreas Bosshard sagt er:
»Ich bin sog­ar der Auf­fas­sung, dass eine gute Akustik im öffentlichen Raum ele­men­tar für eine funk­tion­ierende Demokratie ist … In ein­er Strasse redet man miteinan­der, wenn es zu laut ist, ist das nicht mehr möglich. Ich bin überzeugt, dass das Gespräch ein Grundw­ert des demokratis­chen Miteinan­ders ist.«
Der Zen­trum­splatz soll eine frei nutzbare Frei­fläche für die Bevölkerung sein (Märk­te, Fes­tiv­itäten, Dol­ce­farniente, etc.). Hmm, wo kommt dann die Chilbi hin?
Es soll eine Atmo­sphäre sein, die zum Aufen­thalt ein­lädt. Davon wie sich diese Aktiv­itäten mit dem angren­zen­den Wohn­raum ver­tra­gen kön­nen, müssen, dür­fen, ist nicht die Rede. Die Gestal­tung des Platzes (Hart­be­lag, Bäume, etc.) wird den Plan­ern über­lassen.
Zur Grösse des Platzes:
Das Titel­bild zeigt mit der roten Fläche die max­i­mal angestrebte Grösse von ca. 2000 m2. Der heutige Park­platz (asphaltierte Fläche ohne Velostän­der) ist ca. 1700 m2. Der Stan­dort ist aber durch diese Grössendarstel­lung nicht fest­gelegt.

Zu 6.4.4 Wohn­nutzung
Die angestrebten 200 bis 250 möglichst attrak­tiv­en Woh­nun­gen sind wohl hoch gegrif­f­en. Die Wohn­nutzun­gen im Parterre kön­nten wohl nur auf der von der Freiraumverbindung Rhein-Birs abge­wandten Seite sin­nvoll sein, da die starke Nutzung der Verbindung auch lärm­be­lastet ist. Da wären wohl höch­stens Hoch­parterre-Woh­nun­gen ange­sagt. Ob sich das mit attrak­tivem Wohn­raum verträgt?

Zu 6.4.5. Raumpro­gramm öffentliche Nutzung
Für weg­fal­l­ende öffentliche Gebäude (alte Schul­häuser, alte Turn­halle) muss in den neuen Gebäu­den Ersatz geschaf­fen wer­den. Das wären laut Stu­di­en­auf­trag rund 3500 m2. Wenn ich für die Gemein­de­v­er­wal­tung ohne Keller 1700 m² sehe, gegenüber dem heuti­gen Gebäude mit etwa 3000 m2, sieht das nach Gedränge aus.
Das Muse­um hat heute rund 350 m2 zur Ver­fü­gung, dabei ist aber das Lager in der Gemein­de­v­er­wal­tung nicht enthal­ten.
Die Vere­in­snutzung wird mit 500 m2 ver­an­schlagt, das wäre etwa die Fläche der alten Turn­halle. Wo wird Judo unterge­bracht, wo das Kün­st­lerin­nenate­lier aus dem Lava?
Die Jugend­nutzung ist mit 800 m2 wahrschein­lich etwa auf dem heuti­gen Stand.
Für mich stellt sich die Frage: Wer­den die »Gemein­de­nutzun­gen« in zukün­fti­gen Gebäu­den eingemietet oder entste­ht so etwas wie ein Gemein­de­haus? Da erwarte ich ges­pan­nt die Lösun­gen der Pla­nen­den.

Und die Weisheit zur Sache:

Die Möglichkeit­en sind das, was unter der Ober­fläche
der Wirk­lichkeit an Alter­na­tiv­en schlum­mert; an alter­na­tiv­en
Wirk­lichkeit­en von mor­gen, welche, wenn wir sie anstreben wollen,
unser heutiges poli­tis­ches Han­deln erfordern.
Ernst Bloch

 

 

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