Stefan Schmid hat am 7. April 2020 in der bz so quasi unter dem Titel »Wer soll das bezahlen?« gefordert, Senioren sollen finanziell helfen:
»Die Zeche dieser Krise bezahlen nämlich die Erwerbstätigen – sie gehen in Kurzarbeit, sie verlieren ihre Jobs, sie kämpfen in manchen Fällen um die nackte Existenz.Während Renten und AHV-Beiträge vom Staat garantiert sind, brechen den Jungen Arbeitsplätze und Perspektiven weg. Das sind jene Generationen, die mit ihren Löhnen angesichts zu hoher Rentenversprechen in der zweiten Säule bereits seit Jahren die älteren Semester quersubventionieren. Die Umverteilung von jung zu alt wird mit Corona weiter akzentuiert. Das muss korrigiert werden.«
Das heisst, die Senioren sollen dazu schauen, dass all die Kredite, die der Bundesrat momentan verleiht und verschenkt, gefälligst von ihnen refinanziert werden. Begründet wird dies mit dem Wort Solidaritätsabgabe …
Dabei übersieht Stefan Schmid, dass man Solidarität nicht kaufen, nicht bezahlen kann. Wenn für Solidarität bezahlt werden muss, ist es keine Solidarität, sondern ein ganz simples Gegengeschäft. Darüber kann und darf man reden schreiben, diskutieren.
Aber dann über das Gegengeschäft, nicht über Solidarität.
Es gibt in dieser Krise aber nicht nur Verlierer und Verliererinnen. Es gibt auch ganz zünftige Gewinner und Gewinnerinnen.
• Zum Beispiel die Pharmaindustrie, die über Jahrzehnte die Forschung und Herstellung von Mitteln gegen Infektionskrankheiten verschlafen hat, weil diese nicht sehr gewinnbringend sind, dafür vermehrt die Forschung zu Depressionen und Fettleibigkeit forcierte.
• Zum Beispiel die Pharmaindustrie, die nun Mittel gegen verschiedenste Leiden zu Anti-Corona-Mitteln umfunktionieren und vermarkten.
• Zum Beispiel die Zalandos, Amazons, Microspots, etc., die mit all dem nun Handel betreiben, was andere in ihren geschlossenen Geschäften nicht verkaufen dürfen. Die so die Post und andere Zulieferer überlasten und das Personal der Ansteckung aussetzen, was das Verkaufspersonal in den normalen Geschäften nicht darf. Und so grosse Umsatzzahlen generieren und fette Gewinne einstreichen.
Wird von diesen Firmen an Ende des Jahres auch ein »Solidaritätsbeitrag« eingefordert?
Diese Firmen wären doch gehalten, das, was sie an mehr Umsatz und Gewinn gegenüber 2018 machen, mit einer höheren Besteuerung zu kompensieren.
• Wie werden die Firmen belastet, die statt Reserven anzulegen diese auflösen und grosse Dividenden bezahlen (von den Boni sprechen wir für einmal nicht) und nun mit Millionen-Krediten »gerettet« werden müssen?
• Oder die KMUs (die Hälfte in BL zahlt keine Gewinnsteuer), die keinen Gewinn machen, keine Reserven anlegen, weil der mögliche Gewinn jeweils dem Lohn des Besitzenden zugeschlagen wird … und nun natürlich nicht mehr liquid sind und auch »gerettet« werden müssen.
Ich denke, wir sollten zuerst einmal die Gewinner in dieser Sache zur Kasse bitten, bevor wir über »Solidaritätsbeiträge« verhandeln.
Franz Büchler
Apr 14, 2020
Ich hatte Herrn Schmid meine Bedenken auch persönlich geschrieben. Heute bekam ich eine Antwort, die aber mit keinem Wort darauf eingeht und nur am eigenen Produkt festhält:
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»Sehr geehrter Herr Büchler
Besten Dank für Ihre kritische Rückmeldung.
Die Corona-Krise verursacht einmalige und immense Kosten. Ich halte es für legitim, die Frage aufzuwerfen, wie diese Kosten verteilt werden können – auch zwischen den unterschiedlich davon betroffenen Generationen. Bereits heute findet eine massive Umverteilung von jung zu alt statt. Diese Umverteilung wird mit der aktuellen Krise akzentuiert. Das ist eine ungesunde gesellschaftliche Entwicklung, die wir thematisieren sollten.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche und vor allem: gute Gesundheit
Freundliche Grüsse
Stefan Schmid«
ueli kaufmann
Apr 14, 2020
Für alle, die es noch immer nicht gemerkt haben, und dazu gehört offenbar auch Herr Schmid, das alles ist keine Diskussion zwischen Alt und Jung, es ist die Distanz zwischen Arm und Reich.
Leonard Cohen
Apr 14, 2020
Oh yes!
Everybody knows that the dice are loaded
Everybody rolls with their fingers crossed
Everybody knows the war is over
Everybody knows the good guys lost
Everybody knows the fight was fixed
The poor stay poor, the rich get rich
That’s how it goes
Everybody knows