Es ist zwar nicht ganz so offensichtlich, wie im Titel beschrieben und auch die Parteien werden es verneinen. Effektiv wird jedoch die Reduktion des Gemeinderates um zwei Sitze in etwa dies als einzig wirklich spürbare Auswirkung haben.
Doch beginnen wir von vorne. Es ist ein alter Hut, dass man “Sparideen” — man nennt sie heute auch “Sanierungspakete” — besser vermarkten kann, wenn man sie glaubwürdig verkauft. Dazu zählt zum Beispiel auch, dass man sämtliche “Sparpotentiale” auslotet, auch wenn es um den eigenen Kuchen geht. Ganz schlecht kommt zum Beispiel an, wenn Gemeinderäte Hallenbäder schliessen und gleichzeitig auf Kosten der Steuerzahler in Vals Familienbadewochenenden verbringt. Das scheint nun auch der Gemeinderat entdeckt zu haben und deshalb schlägt er als neue Innovation vor, mit der Exekutierung Streichung von zwei Exekutivsitzen jährlich Fr. 50’000.- zu sparen.
Hätte man vor drei bis vier Jahren die extern erzwungene “Innovation” einer Reduktion der Gemeinderatssaläre etwas ernsthafter angeschaut, wären mittlerweile gut Fr. 100’000.- mehr auf dem Gemeindekonto. Doch damals hatten weder Gemeinderat noch Parteien dafür ein Gehör. Trotzdem: Mit der Sitzreduktion kommt nun eine Vorlage, die einen vergleichbaren finanziellen Effekt aufweist. Ob der gleichlautende Vorschlag aus dem reichen Reinach den Gemeinderat zum Umdenken gebracht hat? Oder ist gar das illustere und äusserst effiziente Fünfergrüppchen der Kantonsregierung das grosse Vorbild?
Das verleitet zum Einschub: Unfähige Bildungsverantwortliche, trickreiche Finanzchefs, Marionettenverkehrsminister,… Die Parallelen sind nicht abzustreiten.
Wie im Titel angekündigt, gibt es eben auch bei dieser “Sparübung” Leidtragende (um die Worte “Opfer” und “Opfersymmetrie” zu vermeiden, was mir hiermit leider nicht gelungen ist). Neben dem überschaubaren Mehraufwand für die verbleibenden fünf Regierenden nach der geordneten Abwahl des ohnehin wirkungslosen Oberbecks und einer Neuverteilung der diversen Sicherheits‑, Verkehrs- und Kulturaspekte, sind es vor allem die Parteien, die parteibudgetrelevante Auswirkungen spüren werden. Die über Fr. 30’000.- Entschädigung pro regulärem Gemeinderat (inkl. Sitzungsgelder) bringen der sitzhaltenden Partei je nach Mandatssteuersatz bis zu Fr. 5’000.- jährlich. Darauf müsste der immer kleiner werdende Kreis von Parteimitgliedern künftig also verzichten. Deshalb darf man auf die Vernehmlassungsantworten der möglicherweise beim nächsten Urnengang betroffenen Parteien (wir nennen jetzt hier mal die CVP und SP) gespannt sein.
Natürlich bringt die Reduktion auch demokratisch gesehen gewisse Änderungen. Über mögliche Konkordanzmodelle, neue Departementszuordnungen und weitere Aussichten eines Fünfergremiums diskutieren wir aber ein anderes Mal.
Fazit:
Qualität des Vorschlags: Besser spät als nie
Eingesparte Summe: ca. CHF 50’000.— pro Jahr
Betroffen: zwei überflüssige Gemeinderäte und die Parteibudgets
Kompetenz: Gemeindeversammlung und Urnenvolk via Änderung der Gemeindeordnung
Umsetzungschancen: realistischer als der Rest des Sanierungspäcklis
Kommentar der Redaktion: Bei künftigen Wahlkämpfen ist also nicht nur wegen der Sitzreduktion, sondern vor allem auch infolge der sinkenden Parteibeiträge mit weniger Plakaten zu rechnen.
Diego Persenico
Jul 26, 2014
Ich wurde vor wenigen Jahren an der Gemeindeversammlung verspottet, als ich genau diesen Antrag stellte. Aber eben besser spät als nie. Oder„Nach em Räge schiint Sunne“ au in Birsfelden!
hasira
Jul 26, 2014
Also, was der immer schon einmal gesagt hat.
hasira
Jul 26, 2014
Einer der Ausschlusskandidaten wurde ja schon erwähnt. Wer ist der/die andere?