Dani­el Graf von der Demo­kra­tie-Platt­form WeCollect schreibt:

»Der COVID-Virus trifft unse­re direk­te Demo­kra­tie im Her­zen. Mit der Pan­de­mie sind Unter­schrif­ten-Samm­lun­gen unsi­che­rer, auf­wen­di­ger und teu­rer gewor­den. Die Rede ist bereits von einem “Initia­tiv-Ster­ben”. Stark betrof­fen sind auch Refe­ren­den, bei denen der Zeit­druck sehr hoch ist.
Um vor der dro­hen­den Demo­kra­tie­kri­se zu war­nen, hat die Stif­tung für direk­te Demo­kra­tie – die WeCollect betreibt – einen offe­nen Brief an Bun­des­prä­si­den­tin Simo­net­ta Som­mar­gua veröffentlicht.
Geplant ist, den Brief nächs­te Woche Bun­des­prä­si­den­tin Som­ma­ru­ga zu über­rei­chen. Wir wür­den uns sehr freu­en, wenn Sie mit­un­ter­zeich­nen und Ihren Freun­des­kreis dar­auf auf­merk­sam machen.«

Und hier der Brief mit kon­struk­ti­ven Vorschlägen:

Basel, 28. August 2020

Offe­ner Brief an Bun­des­prä­si­den­tin Simo­net­ta Som­ma­ru­ga: COVID-19 bedroht unse­re direk­te Demokratie.

Sehr geehr­te Frau Bundespräsidentin

Das COVID-19-Virus ist nicht nur eine aku­te Bedro­hung für die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung und das Funk­tio­nie­ren der Wirt­schaft, son­dern trifft auch unse­re direk­te Demo­kra­tie im Her­zen. Die unter­zeich­nen­den Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind sehr besorgt über die nega­ti­ven und teil­wei­se noch nicht abseh­ba­ren Fol­gen der Pan­de­mie für die Volksrechte.

Unter­schrif­ten­samm­lung: unsi­che­rer, auf­wen­di­ger und teurer

Mit den not­wen­di­gen Schutz­mass­nah­men im öffent­li­chen Raum ist die Unter­schrif­ten­samm­lung für Volks­in­itia­ti­ven und Refe­ren­den unsi­che­rer, auf­wen­di­ger und teu­rer gewor­den. Daher schie­ben Komi­tees bereits geplan­te Pro­jek­te auf oder sehen davon ab. So wur­de wegen COVID-19 im letz­ten hal­ben Jahr kei­ne ein­zi­ge natio­na­le Initia­ti­ve lanciert.

Im Fal­le von Refe­ren­den ist die Lage noch pre­kä­rer: Die knap­pe Sam­mel­frist von 100 Tagen führt dazu, dass ange­sichts der Unsi­cher­heit, ob die erfor­der­li­chen Unter­schrif­ten unter den stark erschwer­ten und nicht vor­her­seh­ba­ren COVID-19-Bedin­gun­gen frist­ge­recht gesam­melt wer­den kön­nen, auf Refe­ren­dums­be­geh­ren ver­zich­tet wird. Es ist bereits jetzt abseh­bar, dass gegen Geset­ze, die das Par­la­ment wäh­rend der Pan­de­mie ver­ab­schie­det, weit weni­ger häu­fig das Refe­ren­dum ergrif­fen und dar­über abge­stimmt wer­den wird.

Die Unter­zeich­nen­den bit­ten Sie daher, sehr geehr­te Frau Bun­des­prä­si­den­tin, dem Bun­des­rat dring­li­che Mass­nah­men zu unter­brei­ten, um – in enger Zusam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen – die Volks­rech­te zu schüt­zen und die COVID-19-bedingt gestie­ge­nen Hür­den für Initia­ti­ven und Refe­ren­den zu sen­ken. Wir schla­gen hier­zu drei Mass­nah­men vor:

1. Beschei­ni­gung der Unter­schrif­ten­lis­ten nach Einreichung

Als wirk­sa­me Sofort­mass­nah­me könn­te eine Erleich­te­rung bei der auf­wän­di­gen Beschei­ni­gung der Unter­schrif­ten ein­ge­räumt wer­den. Auf Bun­des­ebe­ne müs­sen die Unter­schrif­ten­lis­ten vor der Ein­rei­chung durch das Komi­tee bei über 2’000 Gemein­de­kanz­lei­en beschei­nigt wer­den. Die­ses Erfor­der­nis führt dazu, dass ein Teil der gesam­mel­ten Unter­schrif­ten nicht in der Frist von 100 Tagen beschei­nigt wer­den kann.

Refe­ren­dums­ko­mi­tees soll­te es vor­über­ge­hend ermög­licht wer­den, Unter­schrif­ten­lis­ten ohne Beschei­ni­gung bei der Bun­des­kanz­lei ein­zu­rei­chen, die die Beschei­ni­gung danach ihrer­seits selbst ein­holt. Das Sys­tem «Beschei­ni­gung nach Ein­rei­chung» hat sich in ver­schie­de­nen Kan­to­nen wie Zürich, Basel-Stadt, Basel-Land, Genf, Schwyz, Appen­zell-Aus­ser­rho­den, Obwal­den und Frei­burg bewährt.

2. Elek­tro­ni­sche Unter­schrift anerkennen

Eine wei­te­re unter­stüt­zen­de Mass­nah­me wäre, für eine befris­te­te Zeit Unter­schrif­ten auf Touch­screens als recht­mäs­sig anzu­er­ken­nen. Die­se Form der elek­tro­ni­schen Unter­schrift, die wir von der Schwei­ze­ri­schen Post ken­nen, wür­de den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern erlau­ben, digi­ta­le Unter­schrif­ten­bo­gen von Volks­in­itia­ti­ven und Refe­ren­den ein­fa­cher, siche­rer und kos­ten­güns­ti­ger auf per­sön­li­chen Gerä­ten wie Smart­pho­nes und Tablets zu unter­zeich­nen und den Komi­tees ohne Por­to­kos­ten zu retour­nie­ren. Eben­so könn­ten qua­li­fi­zier­te elek­tro­ni­sche Unter­schrif­ten (Art. 14 II bis OR, in Ver­bin­dung mit Zer­tES) als rechts­mäs­si­ge Unter­schrift für Volks­in­itia­ti­ven und Refe­ren­den aner­kannt werden.

3. Pilot­pro­jek­te für E‑Collecting starten

Das digi­ta­le Unter­zeich­nen von Initia­ti­ven und Refe­ren­den ist seit 2011 ein fes­ter Bestand­teil der «Vote électronique»-Strategie des Bun­des­ra­tes. Um die Digi­ta­li­sie­rung der direk­ten Demo­kra­tie mit der COVID-19-Erfah­rung vor­an­zu­trei­ben und E‑Collecting mög­lichst bald ein­zu­füh­ren, bit­ten die Unter­zeich­nen­den den Bun­des­rat, gestützt auf Art. 27q der Ver­ord­nung über die poli­ti­schen Rech­te, ent­spre­chen­de Pilot­pro­jek­te mit den Kan­to­nen zu star­ten und so das nöti­ge Wis­sen und die Erfah­rung aufzubauen.

Mit bes­tem Dank für Ihre Auf­merk­sam­keit und im Ver­trau­en, dass der Bun­des­rat und das Par­la­ment in Zusam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen grif­fi­ge Mass­nah­men zum Erhalt der Volks­rech­te erlas­sen wer­den, ver­blei­ben wir mit freund­li­chen Grüssen

Sophie Fürst, Clau­dio Kus­ter, Lucy Koech­lin, Mar­co Kist­ler und Dani­el Graf
Stif­tung für direk­te Demokratie

 

Ich fin­de die­sen Brief und die dar­in ent­hal­te­nen For­de­run­gen sehr sinn­voll und konstruktiv.
Auf die­ser Web­site kön­nen Sie schon 654 Mit­un­ter­zeich­nen­de kennenlernen.
Schön, wenn Sie auch unterschreiben.

 

Aufgefallen: Echtzeitübertragung
... und dies vergessen ...

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