Bis am 16. März 2018 ist der Kantonale Richtplan (Anpassung 2017) in der Vernehmlassung. Da geht es um Strassen, ÖV und die Freihaltung von Korridoren für zukünftige Strassen und Tram-/Bahnlinien.
Birsfelden kommt in diesem Richtplan nur selten vor: Mit dem Rheintunnel, geplant für den St.-Nimmerleinstag, und dem Tram ins Sternenfeld. Tram ins Sternenfeld?
Schon in den Jahren um 2000 wurde im Kanton Basel-Landschaft ein Richtplan erarbeitet. Dazu gehörte auch die vorausschauende Planung des öffentlichen Verkehrs. Die Planer haben damals ermittelt, dass es eine grosse Nachfrage aus dem Gebiet Sternenfeld geben müsse (inklusive Hafengebiet). Und so planten sie also ein Tram ins Sternenfeld. Dazu gab es zwei Varianten:
• Eine Variante Süd, die eine Verlängerung des Trams von der Endstation Hard via (ungefähr) Burenweg und Sternenfeldstrasse zum Ende der Friedhofstrasse ging. Diese Variante wurde aber verworfen, weil sie kaum durch bewohntes Gebiet führte.
• Eine Variante Nord wurde aufgezeigt: Sie führte von der Station Schulstrasse durch die Schulstrasse-Hofstrasse-Am Stausee-zwischen zwei Hochhäusern durch in die Gärten an der Sternenfeldstrasse (Wendeschlaufe).
• BAZ 20. Februar 2000: Die Bewohner des Sternenfelds wehrten sich gegen dieses Tram (das war auch die Geburtsstunde des Quartiervereins). An einer grossen Podiumsdiskussion in der Aula des Sternenfeldschulhauses wurde eine Stellungnahme verfasst.
Die Bewohner forderten eine Verbesserung der Frequenz der Buslinie 80 und eine Verlängerug zum Bahnhof SBB. Diese Forderung tauchte auch bei den Planern dieser Tramvariante auf. Leider wurde die Forderung bis heute nicht erfüllt.
Und wieder tauchte das Sternenfeld-Tram in einem Richtplan auf:
• Die SP Birsfelden schrieb am 29. Juni 2005 in einer Stellungnahme, adressiert an die Bau- und Umweltschutzdirektion des Kantons BL:
»Im Kantonalen Richtplan wird die Idee wieder aufgenommen, die Tramlinie 3 in Birsfelden zusätzlich über einen Ast durch die Schulstrasse und die Hofstrasse zu einer neuen Endhaltestelle ‘Stausee’ zu führen. Diese Idee wurde schon einmal den Einwohnern vorgestellt und an einer Versammlung diskutiert. Bewohnerinnen und Bewohner des Sternenfeldquartiers lehnen diese Variante entschieden ab. Die Birsfelder Sozialdemokraten sind der gleichen Meinung. Auch künftig besteht kein Bedürfnis für eine Tramlinie 3 ins Wohngebiet Sternenfeld. Das Quartier ist mit der heutigen Buslinie gut bedient. Wir bitten deshalb, die oben beschriebene neue Tramlinie im Kantonalen Richtplan zu streichen. Falls jedoch eine Verlängerung der Tramlinie nötig werden sollte (vielleicht bei einer Umnutzung des Hafengebietes), dann wäre die Variante über die heutige Endhaltestelle hinaus entlang der Sternenfeldstrasse ins Hafengebiet die zweckmässigere Lösung.«
• Auf der Homepage des Kantons BL ist unter “Chronik August 2005” zu lesen:
»Birsfelden; Widerstand gegen Tram: Der Birsfelder Quartierverein wehrt sich mit 1’400 Unterschriften gegen einen zusätzlichen Ast des 3er-Trams. Man hätte lieber eine Buslinie bis zum Bahnhof SBB.”
• Im Birsfelder Anzeiger vom 30. Juni 2006 schreibt Lorenzo Vasella:
»… Im zweiten Entwurf des Kantonalen Richtplans (KRP) ist der Tramast der Linie 3 ins Sternenfeld nicht mehr enthalten. Diesen hatte der Kanton im ersten Entwurf aufgenommen, obwohl der Tramast bereits vor Jahren bei der Quartierbevölkerung auf starke Ablehnung stiess. Die Gemeinde Birsfelden hatte den Kanton in seiner Stellungnahme zum Richtplan denn auch aufgefordert, auf den Tramast zu verzichten.«
• Am Rande:
Das STEK (Stadtentwicklungskonzept) von 2014/15 nahm die Idee des Trams ins Sternenfeld wieder auf.
Stellt sich zum Schluss nur noch die Frage:
Wer hat veranlasst, dass dieses Tram wieder in den Richtplan aufgenommen wurde?
STEKter Tropfen höhlt den Stein?
Walo Wälchli
Mrz 12, 2018
Gemeindepräsident Christof Hiltmann hat mir auf eine entsprechende Anfrage folgendes gemailt: …Die Planungsanweisung zur Tram-Linienführung hat ihren Hintergrund in den Überlegungen zur Hafenentwicklung und bezieht sich daher auf die Anbindung des Hafens und nicht des Sternenfeldes. Daher ist die Bemerkung in der Klammer (“Tram ins Sternenfeld”) irreführend. Wir werden verlangen, dass sie entsprechend rauskommt. Gegen eine vertiefte Prüfung möglicher Anbindungsverbesserungen des Hafens (z ab Endstation) wehren wir uns aber nicht — im Wissen, dass eine Anbindung über das Sternenfeld von den Quartierbewohnern wohl nicht erwünscht ist…
hasira
Mrz 12, 2018
… und dann rattert das Tram, den Hafen anbindend durch die Strasse »Am Stausee«, der Bus wird sistiert und kann direkt aus der Hard zum Bahnhof fahren ⸟⸟