Nun ist es also hochoffiziell
Die Redaktion des birsfälder.li hat es schon vor einer Woche mitgeteilt: Der Reinhardt-Verlag, Herausgeber des Birsfelder Anzeigers, trennt sich von der in der Gemeinde beliebten und geschätzten Redaktorin. Auch wir bedauern dies, hatten wir doch mehrfach Informationen oder Bildmaterial ausgetauscht, geplant und gelacht, und waren uns immer einig, dass wir nicht Konkurrenten sind, sondern Partner, da wir beide etwas ganz anderes in und für Birsfelden machen, etwas Ganzanderes.
Das Ganzandere fällt nun weg.
Im Birsfelder Anzeiger von gestern, 12.7. teilt uns der Verlag diese Tatsache mit.
Im Birsfelder Anzeiger von gestern, 12.7. begründet der Gemeinderat seine Nichteinmischung.
Im Birsfelder Anzeiger von gestern, 12.7. bedauert Leserbrief-Profi Persenico.
Im Birsfelder Anzeiger von gestern, 12.7. gibt der Chronist des Sternenfelds seine Feder zurück und Birsfelden wird notgedrungen auf seine Beobachtungen und die Meinung seiner Göttergattin verzichten müssen.
Der Verlag fragte unseren Redaktor an, warum und woher wir das bereits eine Woche vor der offiziellen Mitteilung wussten, veröffentlichen und kommentieren konnten? Eben, wir haben das Ohr und den Blick und die Nase an der Gemeinde, der Reinhard Verlag interessierte sich nur für ein redaktionelles Umfeld um sich für die Gewerbetreibenden interessant darzustellen und sich für deren Inserate aufzuplustern. Ob das in der neuen Besetzung gelingen wird? Wir werden das beobachten.
Wir werden auch beobachten, ob neben W.W. auch weitere Kolumnisten gehen oder eben bleiben werden.
Wir werden auch beobachten, wie langfristig (Sport und andere) Vereine auf diesen Entscheid reagieren.
Wir werden beobachten, was Parteien und Landeskirchen und Vereine dazu sagen.
Am spannendsten werden natürlich die gemeinderätlichen Reaktionen sein. Immerhin mit 75.000.- Franken Steuergeldern p.a. Subventionsausschüttung für den Verlag beteiligt. Gemeindemitteilungen, Zivilstandsmeldungen, Grundbuch- und Handänderungen, das kann die Gemeinde locker auf ihrer eigenen Internetseite garantieren.
Und die Weisheit
“Schaun wir mal”
Franz Beckenbauer
franz
Jul 13, 2019
So wird also auch der Birsfelder Anzeiger Schritt für Schritt zur Mantelzeitung. Ein grosser Teil wird von der Zentralredaktion gesteuert, ein kleiner Teil wird durch Vereine und LeserInnen beigesteuert. Dazu der Gemeindeteil, der keine redaktionelle Leistung erfordet und so quasi als Inserate funktioniert.
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Das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) sagt in seinem Jahrbuch zu den Zeitungsmänteln: »Insgesamt wird der publizistische Wettbewerb, eine unverzichtbare Voraussetzung für Qualität, durch redaktionelle Verbundsysteme stark beeinträchtigt. Dadurch wächst die Gefahr publizistischer Fehlleistungen, weil die intermediale Kontrollfunktion geschwächt wird.«
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Und so werden dann die Menschen in Allschwil, Birsfelden, Muttenz, Pratteln, Riehen und im Birsigtal alle etwa das gleiche Menü bekommen. Zum Dessert gibt es dann etwas gemeindeeigenen Sport und Leserbriefe.
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Na ja …
Christoph Meury
Jul 13, 2019
Stellungnahme des Gemeinderates: Nicht einmischen ist natürlich immer eine feine Sache. Klingt so ein bisschen nach unabhängiger Neutralität. Da die Gemeinde aber mit 75’000.- Franken Teil des Projektes ist, kann sie diese vornehme Haltung nicht einnehmen. Man wird dies als Führungsschwäche interpretieren. Proaktiv müsste die Gemeinde kommunizieren, welchen Informationsstandart man vom Verlag erwartet, um eine Kooperation weiterhin aufrecht zu erhalten.
Ansonst: Für die reine gemeinderätliche Information reicht in diesem Fall auch eine redaktionell betreute Internetseite.