Zuerst kommt die Geschichte, also die Sage:
Eine Sage aus Birsfelden
Sagen sind alte Geschichten, die vor vielen hundert Jahren passiert sind und die man sich immer weitererzählt hat. Durch das Weitererzählen haben sich die Geschichten immer ein wenig verändert, meistens sind sie auch spannender geworden.
Ausserhalb der Stadtmauern, in der Nähe der Birs, lebte einmal ein junger Bursche, der gerne ein Stänzler (= Soldat) geworden wäre. Obwohl er noch nicht alt genug war, meldete er sich in den Dienst der Stadtgarnison. Er war ein kräftiger Kerl, mit einem starken Körper und feuerroten Haaren. Darum haben sie ihn nur „den Kupfrigen“ genannt. Doch bevor er wirklich ins Regiment der Stänzler aufgenommen wurde, musste er, wie es so üblich war, eine Mutprobe machen.
Damals war gerade ein grosser Streit zwischen der Stadt und dem Land ausgebrochen, und Gelterkinden stand auf der Seite der Stadt. Darum haben die Landgesinnten böse in Gelterkinden gewütet und die Stadttreuen vertrieben. Der Pfarrer von Gelterkinden und seine Familie, die auch auf Basels Seite waren, konnten gerade noch rechtzeitig fliehen. Seinem jüngsten Sohn, dem Lukas, hat es aber für die Flucht nicht mehr gereicht. Ein gutherziger Bauer versteckte ihn mitten im Dorf in seiner Scheune und schaute zu ihm, als ob er sein eigener Sohn gewesen wäre. Unserem angehenden Stänzler wurde deshalb die Aufgabe erteilt, diesen Pfarrerssohn unbehelligt von Gelterkinden nach Basel zu bringen.
In einer dunklen Nacht schlich sich unser furchtloser Kerl nach Gelterkinden, hat den Lukas in eine bereitgestellte Hutte (=auf dem Rücken getragener Korb, oben weiter als unten) geladen und sie auf den Buckel genommen. Als die Dämmerung anbrach, war er wieder zurück an der Birs. Schwach von diesem langen Weg, gönnte er sich und dem Buben eine kleine Pause im Hardwald, gleich neben einer Hütte. Als er zum letzten Stück seines Weges ansetzen wollte, tönte es laut aus dem Wald: „Bursche, was hast du in diesem Tragkorb?!“
Ausgerechnet so kurz vor dem Ziel ist er von einem Wachposten der Landschäftler erwischt worden! „Ich habe eine Ziege für den Metzger in Birsfelden!“ gab der Bursche frech zurück. Doch im selben Moment kam die Stimme wieder: „Man lügt nicht!“ Mit einem riesigen Satz rannte unser Stänzler neben den versteckten Wachposten hindurch, durchs Dorf Birsfelden der Stadtmauer von Basel zu.
Mit ein paar Metern Vorsprung vor seinen Verfolgern erreichte er das Birsufer und watete durchs Wasser, und als er die Mitte der Birs, die Grenze zwischen Stadt und Land erreichte, setzte sein Herzschlag vor lauter Aufregung aus. Er stürzte und starb in den Fluten der Birs. Der Pfarrersbub konnte sich gerade noch an einem Ast am Ufer festklammern. Mit letzter Kraft zog er sich ans sichere Basler Ufer.
Der Knabe wie auch die Verfolger sahen wenig später mit Entsetzen, wie der tote Körper das Stänzlers nochmals auftauchte. Dabei überzog sich das Gesicht des Stänzlers mit Kupfer und glänzte hell in der Morgensonne. Dann verschwand er wieder in den Wellen.
Weder der Pfarrerssohn noch die Verfolger haben irgendjemandem etwas von diesem Vorfall berichtet. Aber nach genau hundertfünfzig Jahren, als der Streit zwischen Basel-Stadt und Basel-Land längst beendet war, fand ein rothaariger Knabe beim Baden in der Birs unter einer Schwelle eine kupferige Maske …
Historisches
Die Birsfelder Stafette “Dr kupfrig Stänzler” wurde von Beat Zeuggin und dem “Verein für die Schuljugend” ins Leben gerufen. Sie wurde in der Vergangenheit bisher viermal durchgeführt.
Das erste Mal wurde sie 1984 durchgeführt, dann nochmals 1986 im ähnlichen Format. Erst 1995 und 1998 gab es nochmals eine Stafette in vereinfachter Form. In den letzten 27 Jahren fand somit kein “kupfriger Stänzler” mehr statt.
Die Birsfelder Sage “Dr kupfrig Stänzler” wurde extra für diesen Anlass vom Birsfelder Künstler Beat Zeuggin erfunden, der auch eine kupfrige Maske als Wanderpreis anfertigte. Diese Maske ist jedoch seit 1998 verschwunden. Letzte Sichtung: Während der Schulhaus-Sanierungsarbeiten der Sekundarschule Birsfelden vor ca. 10 Jahren von Felix Jenny (damalige Lehrperson).
Höhepunkt der Stafette war jeweils eine Birsdurchquerung. In einem Streckenabschnitt der Stafette mussten jeweils Kinder durch die Birs waten.
Bei den Stafetten in den Achtzigerjahren gab es noch einige Streckenabschnitte, die heute aus Sicherheitsgründen so nicht mehr durchgeführt werden könnten. So musste zum Beispiel auf dem Rhein eine Strecke auf einem Kanu zurückgelegt, oder eine Velostrecke führte quer durch das Hafengebiet.
Es gab aber viele andere Disziplinen, die nicht so spektakulär waren: Laufstrecken, das Stossen von Seifenkistenautos, Sackhüpfen, Inlineskates fahren, und so weiter.
Bei jeder Durchführung änderten sich die Disziplinen jeweils auch ein wenig.
Und jetzt kommt er wieder, der richtige kupfrige Stänzler
Im Rahmen der Feierlichkeiten “150 Jahre Birsfelden” organisieren die Schulen in Birsfelden eine Revival-Stafette: Kinder der 3. – 6. Klassen der Primarschule sowie der 7. – 9. Klassen der Sekundarschule werden an einer fünften Ausgabe der Stafette teilnehmen.
Die Daten der Stafette sehen Sie auf dem Plakat zuoberst an diesem Artikel.
Die einzelnen Teile bestehen aus Rennen, Gänsemarschschwimmen, Rennen, Tribbeln mit Torschuss, Paarlaufen mit zusammengebundenen Händen, Rennen, Inlineskate laufen, Trottinett fahren, Rennen, Birsdurchquerung, Rennen, Sackhüpfen, Slalomlaufen.
Die Rennstrecke:
• Es nehmen ca. 600 Kinder und Jugendliche an der Stafette teil, die aus etwa 30 verschiedenen Klassen stammen. Sie werden betreut von etwa 80 Mitarbeitenden und Freiwilligen.
• Die Schülerinnen und Schüler sowie alle Helferinnen und Helfer erhalten ein Znüni:
Süsses Weggli in Form eines “Stänzlerkopfes”: Sponsor Bäckerei Weber und
Apfelschorle: Sponsor “Port of Switzerland”
• Die Schülerinnen und Schüler sowie alle Helferinnen und Helfer erhalten ein Andenken in Form eines Pins mit dem Emblem des “kupfrigen Stänzlers”.
• Die Kinder des Kindergartens und der Unterstufe (1. – 2. Klasse) werden am Nachmittag des 5. Juni 2025 den traditionellen “Birslauf” durchführen. Auch hier sind etwa 330 Kinder mit ihren Lehrpersonen und Helfenden unterwegs.
Hasira
Mai 31, 2025
so guet!