Wenn ich die »Stimme des Volkes«, wie sie von diversen sogenannt bürgerlichen Parteien vermittelt wird, glauben soll, bekomme ich das Gefühl, unser Land werde – neben uns selbst natürlich – nur von kriminellen Ausländern, willkürlichen Beamten, instrumentalisierten Richtern, Sozialhilfebetrügern und unfähigen Regierungen bewohnt.
Wenn ich in der Sonntagszeitung lese, wie unser armes Land und die armen Gemeinden über ihre Probleme mit den Flüchtlingen und deren Kosten jammern, überfällt mich das kalte Grausen.
Wäre nicht Wahljahr müsste ich annehmen, ich lebe in einem Land, das letztes Jahr am Rande des Abgrunds stand und dieses Jahr einen grossen Schritt vorwärts gemacht hat.
Wenn dann noch Phillip Müller (Parteipräsident FDP) ins Land posaunt: »Es fehlt offenbar die Einsicht, dass wir die Probleme Afrikas nicht in Europa und schon gar nicht in der Schweiz lösen können.«, dann frage ich mich, ob im Wahlkampf anstelle von Argumenten nur noch »Gelaber à la Stammtisch« möglich ist.
Aber daran, dass auch die Schweiz beteiligt war, gewisse Probleme in Afrika zu erzeugen und immer noch erzeugt, wird nicht gedacht. Die Schweiz profitiert weiter von Afrika. Ich denke da zum Beispiel an all die Rohstoffmultis, denen die Schweiz Steuerasyl gewährt (da scheint mir, dass Steuerasyl das einzige Asyl ist, das in der Schweiz nicht umstritten ist.)
Der weitaus kleinere Libanon musste bis jetzt eine rund 35%ige Bevölkerungzunahme verkraften mit rund einer Million Flüchtlingen aus Syrien. Und um bei Phillip Müllers Afrika zu bleiben: Eines der ärmsten Länder, Tanzania, hat während verschiedenen ähnlichen Katastrophen in den umliegenden Ländern (Ruanda, Burundi, Kongo, Uganda, Moçambique) hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen.
Wenn die Schweiz nicht fähig ist auf eine anständige Art mit ihrem »Flüchtlingsproblem« fertig zu werden und meint an den paar Tausend zugrunde zu gehen, muss man an den Fähigkeiten von Regierung und Parteien starke Zweifel anmelden.
Und die Weisheit zum Artikel:
Die Schweiz kennt keine Todesstrafe — auch nicht für
papierlose Ausländer.
(Jacques de Haller)
Diego Persenico
Aug 11, 2015
Das »Flüchtlingsproblem« ist auch für unser Land ein Problem. Nein, es wird immer ein grösseres Problem werden und auch ich habe keine gute Lösung, leider.
Franz Büchler
Aug 11, 2015
Die Politik ist ein Versuch der Politiker, zusammen mit dem Volk mit den Problemen fertig zu werden, die das Volk ohne die Politiker niemals gehabt hätte.
(Dieter Hildebrandt)
rugeli
Aug 11, 2015
„Flüchtlingsproblem“ erinnert mich an so idiotische Nazi-Wörter wie „Judenfrage“.
Die Flüchtlinge, die vor Verarmung, Folter, fehlender Krankenversorgung, Religionsfanatikern, Wassermangel, mittelalterlicher Rechtsprechung usw. fliehen, tun das nicht freiwillig. Sie fliehen vor den autokratisch Marionettenregierungen in Afrika. Aus Ländern die im Gegensatz
zur Schweiz auf unbezahlbaren Rohstoffen sitzen (Afrika), oder Ländern, wo statt Wasser Erdöl aus den Hahnen tropft, Frauen nicht Autofahren dürfen, Töchter zwangsverheiratet werden, Daran verdienen sich in den Kantonen Zug, Schwyz und …. , die internationalen Freibeuterfirmen seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, eine goldene Nase.
Wie wäre es, wenn die Schweiz die Grenzen für Flüchtlinge öffnen würde? Die hilfsbedürftigen Menschen nach einem Schlüssel verteilen würde, der sich an den Kantons- und Gemeindesteuern orientiert. Je tiefer die Steuern, umso mehr Gäste.
Tschuldigung. Ich habe mich ausgekotzt und beim Kotzen kommt halt der ganz Inhalt ziemlich unsortiert.
hasira
Aug 13, 2015
Falls du noch nicht im Süden in den Ferien warst, dies aber demnächst vielleicht mit deinem Privatwagen tust, gäbe es da eine Idee: http://www.fluchthelfer.in/
Zu Kalten-Kriegs-Zeiten waren die FluchhelferInnen ja HeldInnen!
hasira
Aug 13, 2015
Und noch ein Beitrag zur Asylbereichfinanzierung:
http://www.blickamabend.ch/kolumnen/fadegrad/schuld-suehne-id4056579.html
hasira
Aug 14, 2015
Die neuen Zahlen der Schweiz:
Im Juli wurden 3896 neue Asylgesuche registriert, 91 mehr als im Juni. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2015 stellten somit 15 769 Personen ein Asylgesuch, 2580 mehr als in der gleichen Zeitperiode des Vorjahres (+20 %).
Der Anstieg der Asylgesuchszahlen in der Schweiz verläuft im Vergleich zu Gesamteuropa weiterhin moderat. Von Januar bis Juni 2015 wurden in allen EU/EFTA-Staaten rund 425 000 Gesuche gestellt. Das entspricht einem Zuwachs von 71 % im Vergleich zur selben Periode 2014 (248 000 Gesuche).
Zur Erinnerung:
Insel Kos (Griechenland) 7000 Flüchtlinge bei 30’000 Einwohnern.
Franz Büchler
Aug 15, 2015
Johann Wolfgang von Goethe:
»Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.«
Und dazu hat Matthias Zehnder in der bz einen Wochenkommentar geschrieben: http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/kommentare-basel/zehnders-zettelkasten/edel-sei-der-mensch-hilfreich-und-gut-129444737