Die Aktion »Wort des Jahres« wird seit 2003 unter der Federführung von SRF 3 durchgeführt. Dazu gehört jeweils auch das »Unwort des Jahres« und der »Satz des Jahres«. 2003 passte auch der »Satz des Jahres«, nämlich: »Wählt Blocher! Er hat die Strafe verdient.«
2015, anlässlich der wieder anstehenden Bundesratswahlen wurde das Wort ein weiteres Mal arg strapaziert. Und es scheint so, als wäre das Wort diesmal ein Unwort.
Mal ganz einfach: Die Konkordanz kommt vom Lateinischen und bedeutet »übereinstimmen«. In der Soziologie, Psychologie bedeutet sie die Übereinstimmung der Beobachter. In der Medizin die Übereinstimmung von Messungen und Beurteilungen. In der Genetik z.B. die Übereinstimmung der Merkmale von Zwillingen. Usw.
In der Schweizerischen Politik wird das aber offenbar anders gesehen. Da ist nicht eine Übereinstimmung der Ideen, Meinungen und Ziele gefragt, sondern offenbar einzig und allein die Übereinstimmung der Parteistärken mit der Anzahl der Vertretenden im Bundesrat.
Interessant wird es, wenn Konkordanz von SVP-Parteichef Toni Brunner interpretiert wird:
»Die SVP-Fraktion erachtet die arithmetische Konkordanz als den besten Weg für die Lösung der anstehenden Probleme in unserem Land: Alle politisch relevanten Kräfte sollen gemäss ihrer Stärke in der Regierung vertreten sein. Die grössten Parteien mit je zwei Vertretern, die kleinste mit einem Vertreter.«
»Die arithmetische Konkordanz bindet die vier grössten Parteien in diesem Lande ein. Alle zusammen tragen Verantwortung für die zu fällenden Entscheide. Die Konkordanz beinhaltet den gemeinsamen Willen und auch den Auftrag, die dringendsten Fragen gemeinsam zu lösen. Wenn wir an unser Land denken und wenn wir daran denken, wie wir die riesigen Probleme am besten lösen können, so wäre die Ideallösung diese Konkordanz.«
Also: Immerhin ist auch für Toni Brunner nicht nur die Arthmetik wichtig, sondern auch der gemeinsame Wille!
Das heisst, dass nicht nur der Wille der SVP wichtig ist, sondern der gemeinsame Wille!
Ob die SVP das wohl bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und anderen diskutablen Geschäften bei Gelegenheit erkennen lässt? Das wählende Parlament hat ja nun dieser arithmtischen Konkordanz Genüge getan. Oder wie dies der/die »hasira« kommentierte: Das Parlament hat sich selbst verzwergt!
Die Weisheit zur Sache:
»Vor Augen die Instant-Ideas von Parteiprogrammen,
die sofort löslich sind.«
Hugo Loetscher