Die Reise nach Jerusalem, wer immer an einem Kindergeburtstag teilgenommen, als Kind oder als erwachsener Eventveranstalter, kennt die Regeln: Ein Kreis von Stühlen wird gebildet, die Mitspieler stellen sich um den Kreis auf, die Musik spielt, die Teilnehmer umkreisen tanzend den Stuhlkreis, hört die Musik (z.B.: Nationalhymne) auf, setzen sich alle auf den nächstbesten Stuhl. Etwa so. Der Witz ist: Es gibt immer einen Stuhl weniger, als Teilnehmer.
Wer keinen Sitzplatz findet scheidet aus und ärgert sich.
Am 9. Dezember wählt die vereinigte Bundesversammlung den neuen Bundesrat, das Gremium, das die Schweiz in den nächsten 4 Jahren regieren und repräsentieren wird. Die Spielregeln sind hier etwas komplexer. So können zum Beispiel auch Stühle besetzt werden, von Leuten, die gar nicht am Tanz teilnehmen (Beispiele: Tschudi (SP), Ritschard (SP), Stich (SP), Widmer-Schlumpf (SVP). Alles Magristaten, die von deren Parteien nicht vorgeschlagen waren, denoch die anvertraute Arbeit gut ausgeführt haben. Bei der parteiübergreifenden Volksmeinung genossen sie nach ihrem Rücktritt eine nachhaltige Popularität.
Die sieben Mitglieder werden nacheinander in einzelnen Wahlgängen gewählt. Zuerst stellen sich die bisherigen BundesrätInnen zur Wahl. Die Reihenfolge hängt davon ab, wie lange sie bereits im Bundesrat sind (Anciennitätsprinzip).
Am 9. Dezember sieht die Reihenfolge wie folgt aus: Doris Leuthard (CVP), Ueli Maurer (SVP), Didier Burkhalter (FDP), Simonetta Sommaruga (SP), Johann Schneider-Ammann (FDP), Alain Berset (SP). Erst am Schluss wird der freie Sitz von Eveline Widmer-Schlumpf neu besetzt.
Die Wunschprognose der birsfälder.li Redaktion:
Doris Leuthard: gewählt
Ueli Maurer: knapp gewählt
Didier Burkhalter: gewählt
Simonetta Somaruga: gewählt
Heinz Brand (SVP): knapp gewählt
Alain Berset: knapp gewählt (Retourkutsche)
XXX: knapp gewählt
Unser Kommentar zu dieser Wunschprognose:
Mit der Wahl von Heinz Brand an Stelle von Johann Schneider-Ammann wären wir Bürger einen bürgerlichen Langweiler los, die FDP wäre auf ihren Wähleranteil zurückgestuft, Heinz Brand wäre aus dem Schneider, den er sich selbst mit seiner blödsinnigen Verzichtsunterschrift bei der Blocher- und Bauernpartei eingebrockt hat. Aber eben: Die Unterschrift galt für die Ersatzwahl. Weiter erhält die SVP die zu recht reklamierten Sitz im bürgerlichen Feldlager. Die anderen Fraktionen wären frei endlich einen Grünen ins Gremium zu wählen. Zum Beispiel Maya Graf. Damit wäre auch die baselbieter SVP gut bedient, die ja nach hundert Jahren auf einen Kantonsvertreter pocht.
Wer ist gewählt?
Gewählt wird, wer in einem Wahlgang das absolute Mehr erreicht. Das absolute Mehr ist die Hälfte aller abgegebenen Stimmen plus eins. Geben alle NationalrätInnen und StänderätInnen ihre Stimme ab, so wird jene Person in den Bundesrat gewählt, die in einem Wahlgang 124 Stimmen erhält (246 Stimmen durch 2 plus 1).
Wie gesagt, eine Wunschprognose. Ich aber glaube nicht daran, dass ohne Bodenmann und Hämmerle ein so konzertiertes Wahlverhalten der vereinigten Bundesversammlung denkbar ist. Auch weiss ich nicht, wer, wann und wieviel Schokobons (siehe Link oben) auf welchen Stuhl legt. Warten wir‘s ab.
Live zu sehen auf DRS 1 am 9.12. ab 07.30 Uhr.
rugeli
Dez 8, 2015
Das Bündner-Trauma der SVP!
Dass eine Unterschrift unter ein Vereinsstatut mehr Gewicht haben soll, als die Geschäftsordnung der Bundesversammlung, stimmt nachdenklich. Eine Partei führt schon vor der Machtergreifung ein Ermächtigungsgesetz ein und demontiert demokratische Spielregeln.
Übrigens, der Ausschluss aus diesem Verein ist wohl das Beste, was einem recht(s)schaffenden Politiker passieren kann.
Peter Oser
Dez 8, 2015
Für die Messer schwingenden und Säbel rasselnden Akteure in der Nacht der langen Messer hätte ich eine Idee, die überraschen könnte:
Wählt Christoph Blocher; der nimmt die Wahl sicher an und wird dann aus der Partei ausgeschlossen. Das ist für alle das Beste, rechtschaffen oder nicht.
Franz Büchler
Dez 8, 2015
Also ich weiss nicht so recht:
Pest oder Cholera?
hasira
Dez 8, 2015
»Das Zeitalter eines überspitzten linken Intellektualismus ist nun zu Ende, und der Durchbruch der bürgerlichen Revolution hat auch dem schweizerischen Weg wieder die Gasse freigemacht.«
Ein Zitat mit drei kleinen Änderungen. Das Original ist hier nachzulesen: http://www.buecherverbrennung33.de/goebbelsrede.html