Am Sams­tag, 30.5.1914 tra­fen sich in Basel deut­sche und fran­zö­si­sche Par­la­men­ta­ri­er, um über Mög­lich­kei­ten zur inter­na­tio­na­len Frie­dens­si­che­rung und zur Ver­bes­se­rung des deutsch-fran­zö­si­schen Ver­hält­nis­ses zu dis­ku­tie­ren. Die ent­spre­chen­den Kon­tak­te wur­den ins­be­son­de­re von den sozia­lis­ti­schen Frak­tio­nen gepflegt; Abge­ord­ne­te aus bei­den Staa­ten hat­ten sich bereits am 11. Mai 1913 in Bern (Schweiz) getrof­fen. Einer der Betei­lig­ten war Fried­rich Naumann.

Nach­fol­gend eini­ge Text­frag­men­te aus »Fried­rich Nau­mann in sei­ner Zeit«
her­aus­ge­ge­ben von Rüdi­ger Vom Bruch (de Gruy­ter) und aus der »Frie­dens­war­te«, der ältes­ten Zeit­schrift für Fra­gen der Frie­dens­si­che­rung im deutsch­spra­chi­gen Raum.
Fried­rich Nau­mann (* 25. März 1860; † 24. August 1919 in Tra­ve­mün­de) war evan­ge­li­scher Theo­lo­ge, libe­ra­ler Poli­ti­ker zur Zeit des Deut­schen Kai­ser­reichs und Mit­be­grün­der des Deut­schen Werkbunds.

»Es muss­te etwas getan wer­den, um die­se Ner­vo­si­tät zu ver­min­dern und somit die Kriegs­ge­fahr abzu­wen­den. Die­se Erkennt­nis bewog deut­sche und fran­zö­si­sche Abge­ord­ne­te, die der Inter­par­la­men­ta­ri­schen Uni­on ange­hör­ten, die­se wich­ti­ge Fra­ge gemein­sam zu bera­ten. Zu die­sem Zweck waren sie schon 1913 in Bern zusam­men­ge­tre­ten. Zu Pfings­ten 1914 (30. Mai/1. Juni 1914) fand in Basel ein zwei­ter deutsch-fran­zö­si­scher Abge­ord­ne­ten­tag statt, an dem sich auch Fried­rich Nau­mann beteiligte.«

»Dass die Fran­zo­sen für den Gedan­ken der deutsch-fran­zö­si­schen Annä­he­rung eine erheb­li­che Kam­mer­mehr­heit haben, war längst bekannt und wur­de durch die Wah­len bekräf­tigt. Neu und bedeut­sam war aber, dass die Deut­schen die­ses Jahr als die Ver­tre­ter einer star­ken Reichs­tags­ma­jo­ri­tät spre­chen durf­ten. Das deutsch-fran­zö­si­sche Komi­tee ist ent­schlos­sen, sei­ne Anstren­gun­gen zu ver­dop­peln, um den Frie­dens­wil­len ins vol­le Licht zu rücken.«

»Fried­rich Nau­mann war vor allem nach Basel gegan­gen um die Bestre­bun­gen der Par­la­men­ta­ri­er klar zu machen. Er ver­ur­teil­te die Äus­se­run­gen von “unver­ant­wort­li­chen” Gene­rä­len und von Zei­tun­gen, die mehr oder weni­ger mit Krupp ver­wandt zu sein schie­nen; die­se Äus­se­run­gen wur­den in Frank­reich auf Rech­nung der offi­zi­el­len Poli­tik gesetzt. Das Zeug­nis deut­scher Abge­ord­ne­ter soll­te ver­hin­dern, dass in Zukunft deut­sche Zei­tun­gen und Kriegs­red­ner den fran­zö­si­schen Abge­ord­ne­ten fal­sche Bil­der vermittelten.«

Angehörige der britischen 55. Division geblendet von Tränengas, 10. April 1918

Ange­hö­ri­ge der bri­ti­schen 55. Divi­si­on geblen­det von Trä­nen­gas, 10. April 1918

1893 schon erklär­te August Bebel im Reichs­tag, wenn nach einem Kriegs­aus­bruch »end­lich auf den Schlacht­fel­dern die Mas­sen­schläch­te­rei­en statt­fin­den, dann mei­ne Her­ren, haben Sie etwas geschaf­fen, an dem mög­li­cher­wei­se Ihre gan­ze Gesell­schaft mit einem Male zu Grun­de geht«.
Sie haben es geschafft, am 28. Juli 1914 schlu­gen die Kriegs­trei­ber und ihre Gene­rä­le los:
17 Mil­lio­nen Tote.

 

Und die Weis­heit zum Artikel:

»Bin­de einen Fet­zen um einen Stock, hal­te ihn hoch,
und du wirst sehen, wie vie­le ihm wie einem Ban­ner fol­gen wer­den.«
Sta­nis­law Jer­zy Lec

29.05.2014
Pfingstspatz 5

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