Es ist durchaus auch möglich, dass Nationalratswahlen etwas mit Spinnen zu tun hat, im pathologischen Sinne. Hört man was gewisse Parteien laufend in die Federn der Journalisten diktieren, könnte man meinen, die Schweiz stehe total am Abgrund — oder schon einen Schritt weiter. Darüber sagen wir im Moment nicht mehr und trotzdem haben wir es hier auch mit den Spinnen.
»smartvote« ist eine Online-Plattform die Wählenden helfen will/kann/soll, die Kandidierenden zu finden, die am ehesten ihren eigenen Vorstellungen entsprechen.
Die Kandidierenden füllen einen Fragebogen zu verschiedenen Themen aus, mit denen ihr politisches Profil erstellt wird.
Die Wählenden können den gleichen Fragebogen ausfüllen. Anhand der Resultate wird dann ermittelt, welche Kandidierenden oder welche Liste am nächsten dem Profil des Wählenden entspricht.
Eigentlich eine statistische Methode die grösstmögliche Übereinstimmung zu finden.
Nicht alle Kandidierenden finden es offenbar sinnvoll, den Wählenden diese Informationen anzubieten. Für die National- und Ständeratswahlen fanden folgende Kandidierenden (Stand 7.9.2015), dass die Wählenden nicht mehr Informationen brauchen als auf den Wahlplakaten stehen, nämlich keine:
FDP: Christoph Buser, Christine Frey, Christoph Hiltmann, Rolf Richterich
Junge FDP: Ardian Feseli, Daniela Zumoberhaus
CVP: Remo Franz
BDP: Beat Schmid, Felix Weber: Franziska Were-Imhof
GU: Edmond Bernard, Markus Clauwaert, Esther Maag, Karin Näf, Saskia Olsson, Marie-Louise Rentsch, Jürg Wiedemann
GLP: Peter René Staub
EDU: Christoph Bonsack, Anna Gerber-Pantli, Andreas Herrmann, Salome Schenk-Gerber
SVP Int.: Karl Bachmann, Heinz Keller, Johann Reimann, Richard Martin Schneider
Grüne Panther: Ruth Gonseth, Mariann Völlmin, Hans Wüthrich, Alfred Zimmermann
Junges grünes Bündnis: Jakob Weber
Auffallend: FDP und GU sind die stärksten Verweigerer.
Interessant sind auch die sogenannten »smartspider« (intelligenten Spinnen) eine Art Spinnennetz in dem verschiedene Parameter einen Eindruck der Kandidierenden wiedergeben. Hier zwei Beispiele von Nationalratskandidierenden aus dem Kanton Basel-Landschaft:
Beim Spider links sehen Sie, dass der Kandidierende z.B. eher für eine offene Aussenpolitik steht. Beim Spider rechts ist eine offene Aussenpolitik absolut nicht erwünscht. (Durch klicken aufs Bild können sie es etwas vergrössern.)
Ich frage mich, was Kandidierende veranlassen kann, sich bei Smartvote nicht zu exponieren. Finden sie das einfach Gugus, schätzen sie die Wählenden zu dumm ein um die Resultate zu interpretieren, haben sie eigentlich kein Programm, das so erfasst wird, reiten sie nur auf einem Thema — oder wollen sie sich einfach interessant machen?
Auch diese Interpretation bleibt ihnen überlassen!
Und die Weisheit zur Sache:
Es gibt zwar Unmengen von Informationen, die dank des Internets
leicht zugänglich sind, aber nur weil ich auf etwas Zugriff
haben könnte, weiss ich es noch nicht.
Und schon gar nicht habe ich es verstanden.
(Konrad Paul Liessmann)