Kei­ne ande­re Gemein­de wäre durch den Bau des Rhein­tun­nels so betrof­fen wie Birs­fel­den. Des­halb wird das birsfaelder.li sich regel­mäs­sig mit der Jahr­hun­dert­bau­stel­le, falls es denn soweit kom­men soll­te, beschäf­ti­gen. Selbst­ver­ständ­lich wie immer  par­tei­unge­bun­den, aber tendenziös.

Ver­trei­bung aus dem klei­nen Paradies
Dem Bau des Rhein­tun­nels fal­len in Birs­fel­den mehr als 150 Fami­li­en­gär­ten zum Opfer. Damit wird eine über Jahr­zehn­te ent­stan­de­ne Arten­viel­falt vernichtet.

Der Prä­si­dent des Ver­bands Schwei­zer Fami­li­en­gär­ten (SFGV), Otmar Half­mann, sagt es deut­lich: «Unse­re Gar­ten­area­le sind bedroht.» Wegen unter­schied­li­cher Vor­ha­ben, haupt­säch­lich wegen Bau­pro­jek­ten, gin­gen in den nächs­ten Jah­ren diver­se Gar­ten­an­la­gen in der Schweiz ver­lo­ren. «Dabei ist die Nach­fra­ge nach einem Gar­ten wie­der sehr gestie­gen, rund 5000 Men­schen war­ten der­zeit auf eine Par­zel­le.» Das Bedürf­nis, sich ein eige­nes klei­nes Natur­pa­ra­dies zu schaf­fen, ist logi­scher­wei­se in den Städ­ten und der Agglo­me­ra­ti­on beson­ders gross – dort, wo man eng bei­sam­men wohnt und Grün­flä­chen rar sind.

Oth­mar Halfmann

Das gilt auch für die Regi­on Basel, wo der vom Bund geplan­te Rhein­tun­nel viel Grün­flä­che zer­stö­ren wird. Von den lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen des mas­si­ven Aus­baus zuguns­ten des Auto­ver­kehrs ganz zu schwei­gen. Beson­ders stark durch die­sen unsin­ni­gen Stras­sen­aus­bau in Mit­lei­den­schaft gezo­gen, wird die Bevöl­ke­rung Birs­fel­dens. Zehn lan­ge Jah­re lang soll sie die Aus­wir­kun­gen die­ser Gross­bau­stel­le ertra­gen müs­sen: Lärm und Dreck durch Schwer­ver­kehr und Bau­ma­schi­nen. Dar­über hin­aus gehen mehr als 150 Fami­li­en­gär­ten unwie­der­bring­lich ver­lo­ren. Die meis­ten (110) auf dem Scheu­er­rain, wo die Tun­nel­bohr­ma­schi­ne sowie wei­te­re Gerä­te auf­ge­baut wer­den sollen.

Wich­ti­ger Bei­trag zur Begrünung
Geop­fert wer­den Natur­oa­sen mit einer «hohen Arten­viel­falt», wie SFGV-Prä­si­dent Half­mann sagt. Denn: «Die Gar­ten­area­le sind eine Art Mosa­ik aus klei­nen grü­nen, unter­schied­lich bepflanz­ten Inseln. Und in die­sem über Jahr­zehn­te gewach­se­nen <Cha­os> ent­stand eine unver­gleich­lich hohe Bio­di­ver­si­tät, wie sie in einem wohl­ge­plan­ten Park kaum zu fin­den ist.» Des­halb leis­te­ten die Gar­ten­area­le einen wich­ti­gen Bei­trag zur not­wen­di­gen Begrü­nung der Städ­te und Bal­lungs­zen­tren. Umso unver­ständ­li­cher ist für Half­mann, dass man die­se grü­nen Inseln so leicht­fer­tig zu opfern bereit ist.
Die Gefühls­la­ge der Päch­te­rin­nen und Päch­ter der Gär­ten, die dem Bau wei­chen müs­sen, fasst Angie Mei­er so zusam­men: «Sie sind total frus­triert.» Mei­er ist Prä­si­den­tin des Fami­li­en­gar­ten­ver­eins Birs­fel­den, der unter ande­rem das Are­al auf dem Scheu­er­rain ver­wal­tet. Die Leu­te fühl­ten sich von den Behör­den im Stich gelas­sen, nie­mand aus­ser dem Ver­ein schei­ne nach­voll­zie­hen zu kön­nen, was die Gär­ten für sie bedeu­te, sagt sie. «Man­che von ihnen gärt­nern schon in der drit­ten, vier­ten Gene­ra­ti­on, kön­nen sich ein Leben ohne ihren Gar­ten nicht vorstellen.»

War­te­lis­ten für Gär­ten sind lang
Die Hoff­nung, an einem ande­ren Stand­ort wie­der einen zu bekom­men, ist klein. Zum einen sind die Gar­ten­area­le nicht gesetz­lich geschützt. Die Ver­pflich­tung, ein weg­fal­len­des Gar­ten­are­al durch einen gleich­wer­ti­gen Ersatz zu kom­pen­sie­ren, gibt es schweiz­weit ein­zig im Kan­ton Basel-Stadt. Zum ande­ren ist vor allem die Fra­ge nach dem Wo? Denn schon bei dem aktu­el­len Bestand gibt es laut Angie Mei­er eine lan­ge War­te­lis­te in Birs­fel­den: «Min­des­tens dreis­sig Leu­te war­ten sehn­lichst auf einen Gar­ten.» Aber einen auf dem Scheu­er­rain, wo sie nicht wis­sen, wie lan­ge es geht, bis die Bau­ma­schi­nen auf­fah­ren, möch­te nie­mand. «Wer will schon in einen Gar­ten inves­tie­ren, wenn er ihn nur kur­ze Zeit haben darf?», so die rhe­to­ri­sche Fra­ge von Angie Meier.
Es gibt nur eine Ant­wort: Die­ser Rhein­tun­nel muss ver­hin­dert wer­den! Das Refe­ren­dum gegen den Auto­bahn-Wahn ist ein Anfang!
https://www.autobahnwahn.ch/

Helvetia - quo vadis? 13
Die Reichsidee 110

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