Wie stark könnten denn die Parteien sein?
Wie stark sind die Wählerinnen und Wähler in Bewegung?
Wir schauen uns dazu nur die Parteiwählerzahlen, respektive die Parteistimmenzahlen an.
Ja, zugegeben, die beiden Tabellen sind klein. Sie können sie auf den Schreibtisch ziehen und dort vergrössern …
Betrachten wir die jeweils im Frühling stattfindenden Landratswahlen:
Im Vergleich zu 2015 waren glp, evp und CVP die stabilsten Parteien.
Die SVP verlor rund 2400 Stimmen, die FDP verlor rund 1100 Stimmen.
Dazu gewonnen hat die SP rund 630 Stimmen und die Grünen glänzten mit einem Plus von rund 3500 Stimmen.
Bei den Nationalratswahlen wird die Sache dank den vielen Zusatzlisten etwas kniffliger:
Im Vergleich zu 2015 gewannen die evp rund 60, die Grünen rund 180 Stimmen.
Stimmen verloren haben die CVP rund 240, die SP rund 450, die FDP rund 1300 und die SVP rund 1400.
Stärkste Parteien waren SP und SVP, auf dem dritten Platz sind nun die Grünen.
Auf Platz 4 folgt die FDP, dann die CVP.
Würde man nun für die Wahl der Gemeindekommission die Stimmen von CVP und evp addieren (sie haben ja eine gemeinsame Liste), lägen sie als Gruppierung noch rund 500 Stimmen vor der FDP.
Man darf sich hier schon fragen, was die FDP angetrieben hat mit zwei Sprengkandidaten aufzufahren. Irgendwie kursierte, die Bisherigen tendierten zu einer Stillen Wahl. Aber entweder hatten die FDPler eine markant bessere Einschätzung als das Birsfälderpünggtli — oder der Birsfelder Löwe hat sie intensiv angebrüllt … Gut gebrüllt, Löwe!
Nun, machen Sie sich ihre eigene Wahlanalyse und lesen Sie sorgfältig den Kaffeesatz.
Ein Sommernachtstraum, 1. Szene 5. Akt:
Theseus:
Mich nimmt wunder, ob der Löwe sprechen wird.
Christoph Meury
Jan 16, 2020
Auch wenn die FDP mit zwei Sprengkandidaten antritt, brüllen weder auf der einen, noch auf der anderen Seite die Löwen. Es bleibt ruhig, weil alle insgeheim wissen, dass sich gar nichts verändern wird. Die drei FDP-Kandidaten werden vielleicht etwas stärker mobilisieren können, damit könnten sie aber im günstigsten Fall den Wählerschwund kompensieren. Mehr nicht! Es sind vermutlich letztlich auch die falschen Macht- und Mehrheitsfragen, welche hier gestellt werden. Ob sich eine Partei kurzfristig mit ein paar Stimmen aufplustert kann, ist irrelevant. Das System bewegt sich weiterhin in einer Blase. Relevant wäre die Frage nach der Wahlbeteiligung, welche beispielsweise bei den letzten Regierungsratswahlen im BL bei 34,14% lag. Was heisst: Lediglich ein klitzekleines Drittel der StimmbürgerInnen ist weiterhin bereit die ausgetrampelten Polit-Pfade zu gehen. Zwei Drittel haben sich verabschiedet. Das müsste zu denken geben! Tut es aber nicht. Klar: Les absents ont toujours tort! Aber genügt uns das? Reicht es, dass wir uns mit dieser minimalen Gefolgschaft in der Bubble bewegen können? Wo bleibt da die politische Legitimation? In Zeiten in denen wir die grossen Weltprobleme nur gemeinsam und im Rahmen von Allianzen lösen können, sollten wir uns auch lokal nicht von den Mehrheiten der AbstimmungsverweigerInnen & Ausgeschlossenen, aber anwesenden EinwohnerInnen (beispielsweise auch den MigrantInnen), verabschieden und uns damit begnügen, mit der eigenen Partei und einer handvollen StammwählerInnen knapp die Quote zu erreichen, um unsere KandidatIn, mit einer lächerlichen Mehrheit, ins Ziel zu retten. Wir haben uns auf ein System des Ausschlusses eingependelt und sind damit zufrieden. Damit sind wir aber definitiv zu schwach um lösungsorientiert zu funktionieren und zu marginal, um beispielsweise bei Hafenentwicklung prominent und stark agieren und interagieren zu können. Daher kann ich mir auch das Handlungs- und Kommunikationsdefizit unsere kandidierenden GemeindepolitikerInnen erklären: Umshimmelswillen ja, keine grossen und komplexen Probleme anpacken, dafür müsste man Mehrheiten gewinnen, Allianzen schmieden, das ist nicht nur anstrengend, sondern diese Mehrheiten haben sich längstens pulverisiert und sind zu partizipativen Handeln mit dem klassischen Politsystem nicht mehr erreichbar. Daher, lieber Franz, können wir das Erbsenzählen & Kaffeesatzlesen lassen. Die Zukunft funktioniert anders. Aber das ist eine andere Geschichte….
Franz Büchler
Jan 17, 2020
Zur Ergänzung
Hier die Zahlen zur Wahlbeteiligung in Birsfelden. Bei den kantonalen Wahlen war der Kantonsdurchschnitt in der Regel höher als in Birsfelden.
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Wahlbeteiligung Gemeinderatswahlen
2000 eine Wahlbeteiligung von 37,03
2004 eine Wahlbeteiligung von 42,40%
2008 eine Wahlbeteiligung von 34,80%
2012 eine Wahlbeteiligung von 34,29
2016 eine Wahlbeteiligung von 40,42%
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Wahlbeteiligung Regierungsratswahlen in Birsfelden
2007 ergab eine Wahlbeteiligung von 34,24%
2011 ergab eine Wahlbeteiligung von 28,80%
2015 ergab eine Wahlbeteiligung von 27,01%
2019 ergab eine Wahlbeteiligung von 27,14%
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Wahlbeteiligung Landratswahlen in Birsfelden
2007 ergab eine Wahlbeteiligung von 33,61%
2011 ergab eine Wahlbeteiligung von 32,59%
2015 ergab eine Wahlbeteiligung von 28,84%
2019 ergab eine Wahlbeteiligung von 33,93%