Da haben wir als gute Nach­barn in den letz­ten Wochen inter­es­siert gele­sen, dass in uns­rer west­li­chen Nach­bar­ge­mein­de die Namen von Stras­sen dem inter­es­sier­ten Fuss­volk erklärt wer­den sol­len. Der Immi­grant “de Wet­te” wur­de gross auf­ge­bla­sen, drei Regie­rungs­rä­te hat­ten die Schild­mon­ta­ge in ihrer Agen­da. Ehre, wem Ehre gebührt. Was in der loka­len Medi­en­land­schaft Rang und Namen, Schall und Rauch hat­te, war zuge­gen und erstat­te­te Bericht, wie es sich gehört.

Dabei war es den rüh­ri­gen Regie­rungs­rä­ten und eif­ri­gen Medi­en-Kol­le­gen ent­gan­gen, dass auch die bekann­tes­te Stras­se Basels ein paar erklä­ren­de Wor­te erhal­ten hat­te. Die Freie Stras­se, schweiz­weit bekannt als Basels teu­ers­tes Immo­bi­li­en­pflas­ter durch das Früh­erzie­hungs-Wür­fel­spiel MONOPOLY.
Früh übt sich was Spe­ku­lant, Bau­lö­we oder Immo­hai wer­den will. oder:
Was Häns­chen nicht lernt…

Aber schau­en wir doch noch­mal genau hin. Die bei­den ers­ten Zei­len, nichts ein­zu­wen­den. Die drit­te Zei­le ist natür­lich über­ir­di­scher Quatsch, oder:
“Ver­zell  Du das em Fäärimaa”.

 

Die drit­te Zei­le unter­stellt, dass alle ande­ren Stras­sen Basels, die das Wort “frei” nicht in ihrem Namen tra­gen, pri­vat oder halb­privat gewe­sen sind.

Das erin­nert mich an mei­nen Geschichts­leh­rer, den His­to­ri­ker Dr. M.M., der für den Namen die­ser Stras­se eine ganz ande­re und plau­si­ble Erklä­rung hat­te. Zuge­ge­ben, das war vor +/- 55 Jah­ren. Er erklär­te den Namen so:

„Das Gedrän­ge auf der ers­ten und ein­zi­gen Rhein­brü­cke zwi­schen Boden­see unsd Nord­see sei jah­res­zeit­lich so gross gewor­den, dass es nicht mehr mög­lich war, den Brü­cken­zoll für Waren aller Art gen Nor­den, gen Süden und/oder umge­kehrt, innert nütz­li­cher Frist zu berechnen.
Aus ver­kehrs­tech­ni­schen Über­le­gun­gen wur­de die heu­ti­ge Freie Stras­se, direk­ter Zubrin­ger zur ein­zi­gen (noch nicht mitt­le­ren) Rhein­brü­cke, so zum ers­ten Zoll­frei­la­ger der Schweiz erklärt, oder zum ers­ten Zoll­frei­la­ger über­haupt.  Also: Wer die Brü­cke nach Nor­den über­que­ren woll­te, oder nach Süden bereits über­quert hat­te, konn­te sei­ne Ware auf die­ser Stras­se zoll­frei lagern, die Wagen gra­tis und zoll­frei par­kie­ren, bis der Brü­cken­zoll berech­net und abge­gol­ten war. Dar­um: Freie Strasse.“

Stras­sen­na­men: Wir blei­ben dran.

 

Tür.li 14 (2017)
Tür.li 15 (2017)

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