Hier die Auflö­sung des Rät­sels, warum und wie die hyp­no­tis­che Regres­sion von Paula Con­si­dine durch Dr. Whit­ton eine uner­wartete Wen­dung nahm:
An einem Dien­stagabend im April 1974, als sie in tiefer Trance über Martha Paines Leben auf der Farm sprach, fiel Dr. Whit­ton ein, dass er noch weit­ere Details über die let­zten Tage von Mar­garet Camp­bell erfahren wollte. Zunächst unter­brach er seine geschwätzige Gesprächspart­ner­in. Dann sagte er zu ihr: „Geh in das Leben, bevor du Martha warst …”

Dr. Whit­ton erwartete, dass Marthas kindliche Stimme durch die der älteren kanadis­chen Haushäl­terin erset­zt wer­den würde, und wartete einige Minuten auf die ver­traute Aussprache mit franzö­sis­chem Akzent. Aber außer gele­gentlichen Seufz­ern kam kein Ton aus Paulas Mund. Ihre Lip­pen bewegten sich nur mit ständig wech­sel­nden Gesicht­saus­drück­en, die darauf hin­deuteten, dass sie die Ereignisse beobachtete. Aber was waren das für Ereignisse? Da Dr. Whit­ton nicht wusste, in welch­er Zeit sie sich befand, fragte er sich, wo er einen Fehler gemacht hat­te, als Paula seine Ver­wirrung mit einem schnellen Blinzeln unter­brach. Auch ihre Lip­pen bewegten sich wieder­holt, als würde sie nach Worten suchen und keine find­en. Dann verkün­dete sie langsam und mit großer Mühe in einem träumerischen, monot­o­nen Ton­fall:
„Ich bin im Him­mel … Ich kann ein Bauern­haus und eine Sche­une sehen … Es ist früh am Mor­gen. Die Sonne … ste­ht tief und wirft lange Schat­ten über die ver­bran­nten Felder … stop­peli­gen Felder.“… Es wird früh …

Dr. Whit­ton kon­nte kaum glauben, was er hörte. Paula sollte nicht „im Him­mel“ sein. Er musste also einen tech­nis­chen Fehler gemacht haben … aber welchen? Hyp­no­tisierte Per­so­n­en haben viel mit Com­put­er­pro­gram­men gemein­sam, da ihre wun­der­samen Reak­tio­nen auf den wörtlich­sten Befehlen beruhen. Man muss ihnen genau sagen, was sie tun sollen. Ein Fehler, und die Show geht nicht weit­er – zumin­d­est nicht so, wie es der Hyp­no­tiseur erwartet hat. Dr. Whit­ton hat­te Paula gesagt: „Geh zurück in das Leben, bevor du Martha warst.“ Nor­maler­weise hätte er ihr befohlen: „Geh zurück in die Inkar­na­tion, bevor du Martha warst.“ Es gab ein­deutig einen Unter­schied zwis­chen den bei­den.

„Was machst du da oben in der Luft?“, fragte der ver­wirrte Hyp­no­tiseur.
„Ich … warte … darauf, zu sehen, was meine Mut­ter macht. “
„Wo ist deine Mut­ter?“
„Sie ist … draußen an der Pumpe und hat Schwierigkeit­en, den Eimer zu füllen … hat große Schwierigkeit­en …”
„Warum hat sie Schwierigkeit­en?“
„Weil mein Kör­p­er sie nach unten zieht. Sag ihr, sie soll vor­sichtig sein. Um ihretwillen und um meinetwillen …“
„Wie heißt du?“
„Ich habe … keinen … Namen.“

Völ­lig ver­wirrt murmelte Dr. Whit­ton die üblichen Anweisun­gen, um die posthyp­no­tis­che Amne­sie sicherzustellen, und brachte seinen Patien­ten zurück in den gel­ben Raum und ins 20. Jahrhun­dert. Aber seine Gedanken waren woan­ders. Durch seinen Fehler, sich unge­nau auszu­drück­en, war er verse­hentlich in einen unbekan­nten Bere­ich der men­schlichen Erfahrung vorge­drun­gen – die Lücke zwis­chen den Inkar­na­tio­nen. Seine Aufze­ich­nun­gen zeigten, dass zwis­chen dem Tod von Mar­garet Camp­bell und der Geburt von Martha Paine etwa fün­fund­fün­fzig Jahre lagen. Kon­nte es sein, dass Paulas Unter­be­wusst­sein irgend­wie Zugang zum sagenum­wobe­nen Bar­do der alten Tibeter gefun­den hat­te?

Öffentlich blieb Dr. Whit­ton unbeein­druckt. Er hielt sich strikt an die ursprünglichen Richtlin­ien des Exper­i­ments, und seine endgülti­gen Ergeb­nisse, in denen die schwebende Wesen­heit, die auf ihre Geburt wartete, keine Erwäh­nung fand, waren äußerst objek­tiv. „Es gibt bis­lang keinen Grund zu der Annahme, dass Hyp­nose den Beweis für die Reinkar­na­tion erbrin­gen kann“, erk­lärte er in seinem Bericht in der Zeitschrift der New Hori­zons Research Foun­da­tion. „Die unter Hyp­nose gewonnenen Erin­nerun­gen der aktuellen Probandin sind bestätigt: Ihre Herkun­ft ist ein Rät­sel. Anhänger der Reinkar­na­tion wer­den darauf beste­hen, dass die Erin­nerun­gen wahr sind und sich auf ver­gan­gene Leben beziehen; Skep­tik­er wer­den darauf beste­hen, dass die Erin­nerun­gen Fan­tasie sind. Nicht zu glauben ist natür­lich nicht gle­ichbe­deu­tend mit wider­legen, und zu glauben ist nicht gle­ichbe­deu­tend mit beweisen.“

Hin­ter dieser Nebel­wand der Zwei­deutigkeit akzep­tierte Dr. Whit­ton pri­vat Paulas Erin­nerun­gen als echte Erin­nerun­gen an frühere Leben, auch wenn ihre Erin­nerung an das kör­per­lose Bewusst­sein über dem ländlichen Mary­land ihn über die Möglichkeit ein­er kör­per­losen Exis­tenz nach­denken ließ. Indem sie die Sor­gen und Gefüh­le eines Erwach­se­nen zum Aus­druck brachte, hat­te Martha gezeigt, dass sie vor dem Ein­tritt in ihren eige­nen physis­chen Kör­p­er sehr lebendig war. Und ihre kör­per­lose Seele, die schützend über ihrer zukün­fti­gen Mut­ter schwebte, ver­fügte über ein Bewusst­sein, das weit über das eines inkarnierten Men­schen hin­aus­ging.

Seit Jahrhun­derten gab es vere­inzelte Berichte von Men­schen, die nach dem Wieder­erlan­gen des Bewusst­seins, nach­dem sie für klin­isch „tot“ erk­lärt wor­den waren, davon sprachen, ihren Kör­p­er auf einem Kranken­haus­bett oder möglicher­weise am Unfal­lort „sehen“ zu kön­nen. Dr. Whit­ton schien es, als wür­den solche Aus­sagen Paulas Erin­nerung daran, „im Him­mel” lebendig gewe­sen zu sein, wider­spiegeln, mit dem einzi­gen Unter­schied, dass diejeni­gen, die ihre Erfahrun­gen nach der Wieder­bele­bung beschrieben, sich in den weni­gen Sekun­den oder Minuten nach dem „Tod” selb­st bewusst waren und nicht in den Tagen oder Wochen vor der Geburt.

Anstatt sich in neue Ver­suche zu stürzen, um die Frage nach dem kör­per­losen Bewusst­sein zu erforschen, begann Dr. Whit­ton nach Hin­weisen zu suchen, die auf ein uraltes Gegen­stück zur schweben­den Seele hin­deuten kön­nten. Im Tibetis­chen Toten­buch fand er eine passende Beschrei­bung des men­schlichen Wesens in seinem kör­per­losen Zus­tand zwis­chen zwei Inkar­na­tio­nen …
„… du hast keinen physis­chen Kör­p­er aus Fleisch und Blut, daher kön­nen dir keine Geräusche, Far­ben und Licht­strahlen etwas anhab­en und du kannst nicht ster­ben … Wisse, dass dies der Bar­do-Zus­tand ist.”
In ähn­lich­er Weise erk­lärte die Katha Upan­ishad aus Indi­en, die aus dem sech­sten Jahrhun­dert v. Chr. stammt:
„Das Selb­st … stirbt nicht, wenn der Kör­p­er stirbt. Ver­bor­gen im Herzen aller Wesen liegt das Atma, der Geist, das Selb­st; klein­er als das kle­in­ste Atom, größer als die größten Räume.“

Inzwis­chen ist die Unter­suchung dieses Zus­tandes zwis­chen zwei Inkar­na­tio­nen — wie wir noch sehen wer­den — ein gutes Stück weit­er vor­angeschrit­ten, aber wir bleiben in den näch­sten Fol­gen noch bei Dr. Whit­ton und seinen Erfahrun­gen. Dies wie immer am kom­menden Fre­itag, den 22. August

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