Wegweisend wird die Entscheidung sein, die die Gemeindeversammlung am 13.12. fällen wird. Soll die jahrelange Planungsarbeit (sauber dokumentiert in diesem Artikel) nun definitiv in die Realität umgesetzt werden oder bleibt doch alles im Status quo? Eine so wichtige Abstimmung gab es in der Gemeinde schon lange nicht mehr.
Seitens Gemeinderat rührt man schon länger die Werbetrommel. Das passiert recht diskret, aber doch sehr bestimmt und gut überlegt. Neben der Infoveranstaltung im Oktober gibt es bald nochmals ein Kennenlernen der Investoren im Rahmen eines Marktplatzes. Auch auf der Projekte-Homepage der Gemeinde kann man Pandemie-konform mittels Kurzvideos Bekanntschaft schliessen mit den teilweise doch schon vertrauten Namen und ihren Ideen. Ja, der Bonus mit den bereits verankerten Genossenschaften und dem vielfältigen Wohnungsangebot spielen die Verantwortlichen gekonnt aus. Da fällt der persönliche Brief des geschlossenen Gemeinderates im letzten Anzeiger eher etwas ab. Vielleicht bewusst.
Schade ist, dass bei der Tragweite des Projekts bisher keine richtige Diskussion entstanden ist. Es gibt sie nämlich, die unterschiedlichen Meinungen. Warum hatte keine der Lokalparteien den Mut, eine Podiumsdiskussion zu veranstalten? Das Virus als Ausrede?
Dabei sind eigentlich alle “grossen” Parteien für das Projekt. Zumindest hat sich noch keine als Gegnerin zu erkennen gegeben. Beim Kraftwerkhochhaus war das übrigens auch so. Herausgekommen ist eine bittere Niederlage.
Aber blicken wir nach vorne und fassen doch mal zusammen, was wir über die Haltung der verschiedenen Organisationen und Meinungsträger so wissen. Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und darf gerne mittels Kommentaren ergänzt bzw. korrigiert werden.
Parteimeinungen
Partei | Haltung | Kommentar |
FDP Birsfelden | pro | Die Partei stützt damit natürlich auch die Position ihres wichtigsten Exponenten: dem für das Projekt verantwortlichen Gemeindepräsidenten |
SP Birsfelden | pro | mit zwei Vertretern im Gemeinderat mitverantwortlich im politischen Prozess |
CVP Birsfelden | pro | Die bladige Mitte möchte dieses neue Zentrum und unterstützt damit ihren Gemeinderat |
EVP Birsfelden | pro | Zwar keine offizielle Parole, aber die Exponenten der Familie Fritz mischeln bei der IG pro Birsfelden im Zentrum mit |
SVP Birsfelden | ? | Scheint implodiert zu sein nach dem Wegzug Bänzigers |
Grüne Birsfelden | ? | Enweder noch nicht entschieden oder sich noch nicht damit auseinandergesetzt |
Interessengruppierungen
Gruppe | Haltung | Kommentar |
IG Blätzbums | pro | Ob neben Meury, der selber als Investor auftritt, sonst noch jemand zur IG der Birsfelder Optimisten gehört, ist uns nicht bekannt. Vermutlich weitere Familienmitglieder. |
IG pro Birsfelden im Zentrum | pro | Wer? Ein überparteiliches Komitee aus dem Dunstkreis der Politik und Zugewandten. |
Schulrat und Schulleitung | kontra | Die Nähe gewisser Bauten zum Schulhaus Birspark I sei zu gering. |
Gewerbeverein | pro | Ja, es gibt ihn noch. Vielleicht mit mehr Mitgliedern, wenn das Projekt die Attraktivität des Zentrums so zu steigern vermag, wie es sich der Gewerbeverein vorstellt. |
Komitee für ein grünes Zentrum | kontra | Die Gruppierung hätte gerne einen “Central Park” und bemängelt die hohe Dichte und die aus ihrer Sicht wirkungslose Mitwirkung. |
Vorstand Hauseigentümerverein | pro | Es sei ausgewogen, meinen die Hauseigentümer. Und dass trotz Rekordanteil an Genossenschaften… |
Meury Christoph
Nov 22, 2021
Nachdem im Birsfälderpünktli nun auch nicht die lebendigste Diskussionskultur abgebildet wird, ist es natürlich frivol von Florian Dettwiler, wenn er mehr öffentlichen Disput einfordert.
.
Aber klar, im Grundsatz hat Dettwiler recht. Sei’s drum. Hier ein kurzes Argumentarium, um die Plausibilität des Zentrumsprojektes nochmals kurz und bündig auf den Punkt zu bringen.
.
Engagement für ein lebendiges Birsfelder Herz
Was die designierten Bauträger zum Birsfelder Zentrum beitragen möchten
.
Das Zentrumsprojekt ist ein vielfältiges, buntes und zukunftsgerichtetes Generationenprojekt – ein kluges und gut austariertes Projekt, welches Vieles möglich macht und Neues schafft.
.
Viele öffentliche Nutzungen mitten in Birsfelden
Das Zentrumsprojekt dient allen BirsfelderInnen. Flanieren und bummeln, «lädele» und entdecken: Alle Aussenräume sind auch öffentliche Räume. Die Wege, Gassen und Plätze sind Teil des Birsfelder Zentrums. Hier finden wichtige gesellschaftliche Ereignisse wie Märkte, Chilbi, Konzerte etc. statt. Das öffentliche Leben ist integraler Bestandteil des neuen Zentrums. Die neuen BewohnerInnen sind eine Bereicherung und werden ihren Teil zur Belebung des Zentrums beitragen.
.
Ins Zentrum des Zentrums rücken zahlreiche öffentliche Aktivitäten. Bibliothek, Ludothek, Familienzentrum, Spitex, Informations- und Beratungsstelle für Altersfragen, schulische und schulergänzende Nutzungen, Jugendhaus und Vereinsräume: Sie alle erhalten zeitgemässe, attraktive Flächen und können ihre Dienstleistungen dort anbieten, wo sie auch gebraucht werden – an zentraler Lage, für Jung und Alt gut erreichbar.
.
Das neue Zentrum wird stark begrünt sein. Neben den begrünten Fassaden und Dächern werden die Gassen, Nischen und öffentlichen Plätze mit einer neuen, standortgerechten und klimaresistenten Bepflanzung zum Verweilen einladen. Nicht nur die neuen BewohnerInnen sollen sich hier wohl fühlen, sondern alle BirsfelderInnen. Hier trifft man sich. Hier geht man zum Einkauf und trinkt seinen Café.
.
Günstiger Wohnraum für Generationen
Die acht involvierten BaurechtsnehmerInnen – grossmehrheitlich gemeinnützige und genossenschaftliche Wohnbauträger – garantieren, dass im Zentrum von Birsfelden in den nächsten 5 Jahren rund 180 günstige Wohnungen entstehen. Sie sind Garanten, dass die Wohnungen bezahlbar sind und im Rahmen von Kostenmieten kalkuliert werden. Alle beteiligten BaurechtsnehmerInnen bringen ein grosses Mass an Erfahrung und Know-how nach Birsfelden. Sie haben in der Region bereits Wohnbauprojekte realisiert und stehen für nachhaltige und ökologisch hochstehende Projekte.
.
Die Vielfalt ist durch die acht unterschiedlichsten Bauträger garantiert. Das wird sich auch in der Architektur niederschlagen. Die 13 vorgegebenen Baufelder werden von verschiedenen ArchitektInnen, entlang der ökologischen Vorgaben der BaurechtsnehmerInnen, realisiert und werden bunte Akzente setzen.
.
Das Zentrumsprojekt ist aber auch integrativ und inklusive. Der Wohnungsmix ist vielfältig und bietet Wohnraum für Jung und Alt. Weil ein Grossteil der Wohnungen barrierefrei oder sogar rollstuhlgängig ausgelegt ist, können auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität hier eine neue Wohnung finden. Die involvierten BaurechtsnehmerInnen legen einen hohen Wert auf die soziale Nachhaltigkeit des Zentrumsprojekts und werden sich entsprechend engagieren. Bereits jetzt wird dem partnerschaftlichen und kooperativen Austausch ein hoher Stellenwert beigemessen.
.
Durch die Aufhebung des bisherigen Parkplatzes für rund 50 Autos und die Verlegung der Abstellplätze in eine grosszügige Einstellhalle wird Platz frei – und das Zentrum autofrei. Das gibt Ruhe und Sicherheit und schafft Platz für das sich neu entfaltende gesellschaftliche Leben.
.
Ein wirtschaftlicher Impuls
Für das lokale Gewerbe wird das neue und belebte Zentrum einen wichtigen Impuls geben. 180 neue Wohnungen sind auch 180 neue Haushalte und folglich neue KundInnen. Dieser Schub lässt nicht nur die Kassen klingeln, sondern wird auch neue Läden und Dienstleistungsbetriebe nach Birsfelden bringen.
.
Last but not least: Das neuen Zentrumsprojekt bringt der Gemeinde Birsfelden Einnahmen. Jährlich werden 800’000.- zusätzliche Franken an Baurechtszinsen dazu beitragen, dass die Gemeinde weiterhin ihre Pflichten erfüllen kann und ihr für Bildung und Soziales genügend Geld zur Verfügung steht. Das Projekt bedeutet aber auch rund 300 neue SteuerzahlerInnen, was für Birsfelden nicht unerheblich ist. Da die neuen BewohnerInnen auch KonsumentInnen sind, wird das lokale Gewerbe davon profitieren. Von einer prosperierenden Gemeinde profitieren letztlich alle.
.
11. November 2021 Christoph Meury, Andreas Courvoisier
hasira
Nov 23, 2021
Gut gibt es Wiki:
Plausibilität ist kein objektives Beurteilungskriterium, da eine Aussage für eine Person plausibel sein kann, für eine andere hingegen nicht. Plausibel ist daher ein Relationsbegriff, der eine gemeinsame Bezugsgrösse verlangt, vor der eine Beurteilung von Aussagen jeweils erst möglich wird.
Hans-Peter Moser
Nov 25, 2021
Alternative
Der Perimeter des QP Zentrum wurde seinerzeit der Bauzone Öffentliche Werke und Schulen zugeteilt. In weiser Voraussicht wollte die Bevölkerung diese letzte freie Fläche zu Gunsten aller Einwohner und nächster Generationen zum gemeinschaftlichen Nutzen schützen. Das ursprüngliche Ziel dieser aktuellen Quartierplanung war nebst einer neuen Gemeindeverwaltung das Zentrum zu einem Mittelpunkt zu gestalten. Der nun vorliegende QP ist jedoch ein Vielfaches dieser ursprünglichen Idee. Aus vorwiegend oekonomischen Gründen ist daraus ein stark verdichtetes Wohnquartier von der Hauptstrasse bis zur Kirchstrasse geplant. Begreiflich wurde dieses Angebot der Gemeinde mit Interesse von den Wohnbaugenossenschaften aufgenommen. Genossenschaftliches Bauen liegt im heutigen Trend und ist entsprechend zu fördern. Nur kann dies den Verlust von Freiraum im dichtbesiedelten Birsfelden zu Gunsten der Schulen und aller Einwohner*innen nicht wettmachen. Die oekologische Bilanz kann weder mit computergezeichneten Bildern noch mit begrünten Dachflächen verbessert werden. Eine während der Mitwirkungsphase geforderte Reduktion der Verdichtung wäre eine Alternative. Auch bei einem der heutigen Zeit entsprechendem (Klimawandel) reduzierten Fussabdruck könnten die Genossenschaften beteiligt werden. Es wäre eine Chance, die Balance zwischen Oekologie und Oekonomie einigermassen ins Gleichgewicht zu bringen. Die Lebensqualität für alle Beteiligten würde somit gesteigert. Damit es ein Generationenprojekt geben würde, müssten wirklich alle Einwohner aber auch die Schulen etwas gewinnen. Dieser Weg zu einer Alternative kann jedoch leider nur über ein Nein an der Gemeindeversammlung oder an der Urne beschritten werden.
Komitee für ein grünes Zentrum
Hans-Peter Moser
Christoph Meury
Nov 25, 2021
Die Zeit läuft weiter. Der Diskurs hat sich differenziert. Die Voraussetzungen haben sich verändert. Die Bedürfnisse auch.
.
Das Zentrumsprojekt ist ein Generationenprojekt und der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum hat sich akzentuiert. Das Zentrum orientiert sich an der Zukunft und schafft ein neues Zentrum für Jung & Alt. Der Diskurs war wichtig: Das Zentrum ist ökologischer, nachhaltiger, grüner, bunter und vielfältiger geworden.
.
Wichtig: Ein faktenfreier Diskurs umdribbelt mit gefühlten Annahmen die zu lösenden Probleme. Daher erlaube ich mir ein paar Fakten beizusteuern.
.
Der Birsfelder Siedlungsraum bietet seinen EinwohnerInnen reichlich öffentliche Nutzungsräume: Spiel- und Sportanlagen 68’207 m², Schulareale: 26’509 m², Friedhof/Werkhof: 21’243 m², Robinsonspielplatz: 5’546 m², Spielplatz: 1’701 m², öffentliche Grünzonen: 105’079 m², Spezialzone Kraftwerk und Erholungseinrichtungen: 132’096 m², Spezialzone für Familiengärten: 36’096 m², Spezialzone Naturschutz Hagnau: 23’377 m², Wald: 37’657 m². Total: 457’511 m². Heisst: Allen EinwohnerInnen stehen durchschnittlich 43.5 m² öffentliche Räume zur Verfügung. Der offene Zugang zu Rhein und Birs und die Nutzung der grossflächigen Grünräume ist für Birsfelden ein unschätzbarer Mehrwert und ein Alleinstellungsmerkmal von höchster Güte. In diesen Verhältnissen muss jemand denken, wenn er das Zentrumsprojekt kritisch würdigen will. Das neue Zentrumsprojekt bringt uns neue qualitativ hochstehende Aussenräume. Auch in Zukunft werden im Zentrum 7’300 m² Wege und Plätze, sowie 7000 m² hochwertige Grünflächen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
.
Fazit: Das Zentrumsprojekt nimmt uns nichts weg, sondern beschenkt uns mit einer Neugestaltung und Aufwertung. Durch die Verdichtung und Neukonzeptionierung wird reichlich Wohnraum (180 neue Wohnungen) für kommende Generationen geschaffen. Dadurch wird das Zentrum vielfälliger, bunter und lebendiger. Das ist zu begrüssen!