Auf Umwegen ist auch die Stellungnahme des Natur- und Vogelschutzvereins Birsfelden, des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands und der Pro Natura Baselland eingetroffen. Dies wohl die radikalste und ehrlichste Stellungnahme, die sinngemäss besagt: Das wollen wir einfach nicht. »Camillo« kanns nicht sein, »You’ll never walk alone« vielleicht noch am ehesten.
Hier die Stellungnahme:
Mir scheint, hier ist nur Grün der Vater oder die Mutter des Gedankens. Andere Sichtweisen ausser Grün kommen hier nicht vor. Dass das zweitplatzierte Projekt »You’ll never walk alone« favorisiert wird, hat wohl mit den vielen grünen Flächen zu tun und den vielen 3–4 m schmalen Weglein zu tun, auf denen der Langsamverkehr und die Fussgänger sich begegnen sollen. Das ASTRA empfiehlt für Velowege (neu Velobahnen) eine mindestbreite von 4 m, da ist für Fussgänger im gleichen Bereich noch kein Platz mitberechnet!
Dass sich die Grünlobbysten auf die sogenannte Grünachse des STEK beziehen, die dort durch die Hofstrasse führt und die Achse nicht westlich der Migros über die Wiese und weiter zu den Bebauungen an der Rheinstrasse, verstehe ich nicht. Ganz klar aber die Absage an Camillo.
Das Gutachten der Verbände scheint sehr viel Gefälligkeit zu enthalten.
Irgendwie finde ich, sollten alle, die sich mit dem neuen Zentrum befassen auch einmal mit dem alten Begriff »Erwägung« auseinandersetzen.
Meury Christoph
Juni 25, 2018
Das Positionspapier der Naturschutzorganisationen ist mangelhaft und in vielen Punkten wenig plausibel
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Ohne die vorhandenen Grünflächen zu differenzieren und adäquat zu qualifizieren, wird die Gesamtfläche als ökologisch wertvoll und erhaltenswert bewertet.
Eine ökologisch völlig uninteressante, mehrere hundert Quadratmeter grosse Grünfläche wird kritiklos in die Gesamtbilanz aufgenommen.
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Als ökologisch interessant und erhaltenswert können Flächen nur gewertet werden, wenn dadurch für Kleintiere und seltene Pflanzen ein Lebensraum erhalten werden kann. Das ist im Zentrum nur bei sehr kleinen und begrenzten Grünräumen (Biotop und kleine Magerwiese, beide bis dato nicht vernetzt!) begründbar.
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Vollständig ignoriert wird die Möglichkeit neue Grünräume zu schaffen. Sämtlich Neubauten bieten die Möglichkeit von Dachbegrünungen. Mit Dachgärten können wertvolle Ersatzlebensräume für Fauna und Flora geschaffen werden. Dank der ungestörten Lage können hier sogar seltene Pflanzen und Tierarten ansiedeln. Vögel nutzen solche hochgelegenen Biotope zur Futtersuche oder sogar als Brutplätze.
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In Städten sind begrünte Dächer eine wahre Wohltat: Aufgeheizte Strassen und Gebäudeflächen machen die urbanen Zentren im Hochsommer zu «Wärmeinseln».
Grünflächen können den Wärmeüberschuss dank Absorption und Wasserverdunstung abbauen und tragen so zu einer Abkühlung bei. Zudem filtern Dachbegrünungen Schadstoffpartikel und Staub aus der Luft heraus. Klimaverbesserung durch Flachdach-Begrünungen.
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Das Gutachten würdigt das Verschwinden der oberirdischen Parkplätze in keiner Weise. Das geplante Parkhaus (mit rund 278 Parkplätzen) stellt für die Zukunft aber ein bedeutender ökologischer Mehrwert dar.
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Das vorliegende Gutachten präferiert unmissverständlich das zweitplatzierte Projekt »You’ll never walk alone«, begründet die Wahl aber ausschliesslich ökologisch (allerdings mangelhaft!).
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Apropos Projektauswahl: Eine professionelle und paritätische Jury hat die Projekte gewertet und ausgewählt. Ein transparenter und demokratisch sanktionierter Vorgang.
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Bei der Zentrumsplanung gilt es auch andere Vorgaben und Eckwerte zu berücksichtigen. Insofern braucht es immer eine Güterabwägung und in der Folge sinnvolle Kompromisse. Alle anderen Kriterien auszuklammern, disqualifiziert das eigene Positionspapier (Tunnelblick). Auch die NaturschützerInnen müssen sich um den Wohnungsbau kümmern und die gewünschten Zentrumsleistungen (Dienstleistungen) adäquat berücksichtigen. Fazit: Nach eingehendem Studium des Positionspapiers beurteile ich das Papier der Naturschutzorganisationen als ungenügend und wenig plausibel.
florian
Juni 25, 2018
Müssen für dich wirklich immer alle offensichtlichen Punkte wiederholt werden? Bei der SP der Wohnungsbau, hier die Parkplätze. Natürlich begrüssen wir das, aber das Dokument sollte, anders als deine Kommentare, noch etwas dünner sein als ein Brockhaus.
florian
Juni 25, 2018
Mit dem Verweis auf das zweitplatzierte Projekt wollen wir nur zeigen, dass mehr Grünflächen möglich sind. Hier kommt wieder die Frage, ob einfach das ökologische Ziel fallen gelassen wird, während die anderen erfüllt werden.
Und gut, das nächste Mal beschäftigen sich die Naturschutzorganisationen mit den idealen Wohnungsgrössen, Baurechtszinsen und wo welche öffentlichen Nutzungen am besten platziert werden. 😀 Um Anliegen der Natur im Siedlungsgebiet kümmern sich dann andere.
Meury Christoph
Juni 25, 2018
@Florian
Das Papier der Naturschutzorganisationen heisst »Positionspapier Zentrumsentwicklung«. Ergo muss auch die Kritik am Projekt Camillo die ganze Komplexität einer solchen Planung abbilden. Wer mit einem Tunnelblick nur Teilaspekte zur Disposition stellt, macht es sich zu einfach.
PS.: Mit Polemik weichst Du einer sachlichen Diskussion aus. Und bitte nicht auf den Mann spielen. Danke!
florian
Juni 25, 2018
Nein, Christoph, der Titel ist «Positionspapier der Naturschutzorganisationen zur Zentrumsentwicklung Birsfelden».
Hier geht es aber noch nicht um eine politische Entscheidung, die steht frühestens im Herbst an. Deshalb ist auch keine Gesamtschau nötig. Dafür war im Gespräch mit dem Gemeinderat und der Verwaltung auch keine Zeit. Und darum haben wir ein konzises Papier geschrieben.
Der Rasen ist (absichtlich) nicht enthalten in unserem Papier, auch wenn du das jetzt bereits zum zweiten Mal behauptest.
Und noch zwei fachliche Dinge: Dachbegrünungen als Ersatz für den verbauten Boden sind, wenn gut gemacht, super. Aber sie sind nicht vernetzt, genauso wie die anderen Flächen in diesem Projekt. Die Hecke muss auf dem Perimeter ersetzt werden, so verlangt es das NLG.
Meury Christoph
Juni 25, 2018
Divide et impera! Daher: Ja, keine Gesamtsicht. Partikularinteressen lassen sich plakativer bewirtschaften. Ziel: Planungskredit kippen. Also, viele Nein-Stimmen aus dem Pot der diversen Unzufriedenheiten generieren. Abstimmung (vielleicht) gewinnen. Dann aber möglicherweise die grosse Enttäuschung. Das Potpourri der BedenkenträgerInnen fügt sich niemals zu einem Ganzen. Ergo, Projekt zu Grabe tragen und Planungsgelder (Steuergelder) auf Nimmerwiedersehen versenken. Ziel der Übung: Erhalt des Status Quo. Schön haben wir darüber gesprochen…
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Politik ist die Kunst des Möglichen. Mit maximal Forderungen wird man kein partizipatives Projekt realisieren können.
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PS.: Meine Dachbegrünung an der Hardstrasse ist nicht vernetzt. Muss ich den Dachgarten jetzt abbauen?