Zur Erin­ne­rung:
Im Arti­kel »Spa­ren ist heu­te nicht spa­ren!« for­der­ten wir auf, Vor­schlä­ge für Mehr­ein­nah­men oder Ver­zich­te zu Guns­ten der Gemein­de Birs­fel­den zu machen. Unser Kol­le­ge Franz Büch­ler mach­te den fol­gen­den Vorschlag:

»Die Gemein­de Birs­felden for­dert vom Kan­ton Basel-Land­schaft einen Anteil am Was­ser­zins, wie das für jede Bünd­ner und Wal­liser Gemein­de mit Kraft­werken oder Stau­dämmen ganz selbst­ver­ständ­lich ist.«

Wir haben uns ein biss­chen kun­dig gemacht und kön­nen dazu noch die fol­gen­den Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen liefern.

Zum The­ma:
Der Kan­ton Basel-Land­schaft ver­dient mit dem Kraft­werk Birs­fel­den eini­ges.
So kom­men Fr. 262’500.– Divi­den­de zusam­men und Fr. 2’729’743.– für die Kon­zes­si­on Was­ser­nut­zung für die Ener­gie­er­zeu­gung. Zusam­men macht das Fr. 2’992’243.–. Alle Zah­len aus dem Jah­res­be­richt 2012.

Dem ste­hen Kos­ten von Fr. 580’000.– als Betriebs­kos­ten­an­teil für die Schif­fahrts­an­la­gen ent­ge­gen. War­um der Kan­ton Basel-Land­schaft als Aktio­när die­sen Betriebs­kos­ten­an­teil bezah­len muss und nicht die Kraft­werk Birs­fel­den AG ist uns schlei­er­haft, aber so sind wohl die Abmachung.

Las­sen wir also dem Kan­ton die Divi­den­de unan­ge­tas­tet, zie­hen beim Kon­zes­si­ons­bat­zen die Unkos­ten ab, so blei­ben aus dem »Was­ser­zins« noch immer Fr. 2’467’243.– jähr­lich, manch­mal mehr, manch­mal weni­ger, je nach Wassermenge.

Kraftwerk

Jede Berg­ge­mein­de in der Schweiz, die von einem Was­ser­kraft­werk respek­ti­ve einem Stau­damm betrof­fen ist, bekommt in der Regel ihren Was­ser­zins-Anteil.
Und: Es wäre nicht mehr als recht und bil­lig, wenn auch die Gemein­den Birs­fel­den, Mut­tenz und wei­ter oben auch Augst jeweils ihren Anteil an die­sem Was­ser­zins bekämen.

Lei­der konn­ten wir nicht eru­ie­ren, wie genau der Kan­ton das Recht zu die­sem Was­ser­zins bekam. Einer­seits regelt die Bun­des­ver­fas­sung und ein »Bun­des­ge­setz über die Nutz­bar­ma­chung der Was­ser­kräf­te« die Ver­lei­hung an den Kanton:

»Art. 1
1 Der Bund übt die Ober­auf­sicht aus über die Nutz­bar­ma­chung der Was­ser­kräf­te der öffent­li­chen und der pri­va­ten Gewäs­ser.
2 Als öffent­li­che Gewäs­ser im Sin­ne die­ses Geset­zes gel­ten die Seen, Flüs­se, Bäche und Kanä­le, an denen nicht Pri­vat­ei­gen­tum nach­ge­wie­sen ist und die Gewäs­ser, die zwar im Pri­vat­ei­gen­tum ste­hen, aber von den Kan­to­nen in Bezug auf die Nutz­bar­ma­chung der Was­ser­kräf­te den öffent­li­chen Gewäs­sern gleich­ge­stellt wer­den.
Art. 2
1 Das kan­to­na­le Recht bestimmt, wel­chem Gemein­we­sen (Kan­ton, Bezirk, Gemein­de oder Kör­per­schaft) die Ver­fü­gung über die Was­ser­kraft der öffent­li­chen Gewäs­ser zusteht.
2 Wo das gegen­wär­ti­ge kan­to­na­le Recht die Ver­fü­gung über die Was­ser­kraft öffent­li­cher Gewäs­ser den Ufer­an­stös­sern zuspricht, bleibt es bis zu sei­ner Auf­he­bung durch die Kan­to­ne in Kraft.«

So kam der Kan­ton zum Recht die Kon­zes­si­on zu ertei­len. Im Kan­to­na­len Recht ist »SGS 493, Ver­lei­hung für die Errich­tung einer Was­ser­kraft­an­la­ge im Rhein bei Birs­fel­den« zustän­dig und sagt:

»Arti­kel 19 Ver­lei­hungs­ge­bühr und Was­ser­zins«
Das Kraft­werks­un­ter­neh­men hat den Kan­to­nen Basel-Stadt und Basel-Land­schaft im Ver­hält­nis ihrer Kraft­an­tei­le eine ein­ma­li­ge Gebühr und einen jähr­li­chen Was­ser­zins zu ent­rich­ten, wel­che die bei­den Kan­to­ne im Rah­men der für das Kraft­werk Alb­bruck-Dogern gel­ten­den Bestim­mun­gen fest­set­zen. Die Höhe des Was­ser­zin­ses ist jedoch um den Betrag einer all­fäl­li­gen Son­der­steu­er auf Was­ser­kräf­te oder dar­aus erzeug­ter Ener­gie zu vermindern.«

Die Gemein­den sind hier eigent­lich nicht aus­ge­schlos­sen. Aber der Kan­ton hat sie wohl geflis­sent­lich über­se­hen … Wo hier nun die Gemein­den Birs­fel­den und Mut­tenz ste­hen müss­ten, über­las­sen wir den fin­di­gen Juris­ten, sie wer­den schon einen Weg wissen.

Wie wir am 27. März 2014 aus der bz Basel erfah­ren, wur­de der Kan­ton Basel-Land­schaft als viert­letz­ter Kan­ton ins Bun­des­in­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der ISOS auf­ge­nom­men. Dies habe so lan­ge gedau­ert, weil zäh ums Kraft­werk Birs­fel­den gerun­gen wur­de. Pegor­a­ro: »Wir haben in zähen Ver­hand­lun­gen erreicht, dass wir für das Kraft­werk Birs­fel­den die bun­des­rät­li­che Zusi­che­rung erhal­ten haben, dass die Unter­schutz­stel­lung nicht allen ande­ren Inter­es­sen vor­geht.« Dabei ging es vor allem um die Aus­tie­fung der Rhein­soh­le. Die Kon­zes­si­on für das Kraft­werk Birs­fel­den läuft 2034 aus. Die Kon­zes­si­on muss also neu aus­ge­han­delt wer­den. Spä­tes­tens bis dann soll­te auch Birs­fel­den ein­be­zo­gen wer­den. Viel bes­ser aber wäre schon vor­her, wenn der Kan­ton guten Wil­lens ist.

Die Auf­for­de­rung geht also an unse­re Gemein­de­rä­te und ‑rätin und selbst­ver­ständ­lich auch an Frau Sara Fritz, die ja alle auch im Land­rat zuhau­se sind, even­tu­ell in Zusam­men­ar­beit mit den and­ren betrof­fe­nen Gemein­den, einen Anteil an die­sem Was­ser­zins einzufordern.

So etwa 700’000.– wären doch den Ein­satz wert …

Sie kön­nen die­sen Vor­schlag bewer­ten. Im ers­ten ange­häng­ten Kom­men­tar heisst Dau­men rauf: Fin­de ich gut. Und Dau­men run­ter: Fin­de ich nicht gut.
Sie kön­nen aber auch eige­ne Kom­men­ta­re schrei­ben und wei­te­re Ver­zichts- oder Mehr­ein­nah­men-Vor­schlä­ge machen.

14.06.2014
Pfingstspatz Ausrede Oser

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