Mehr Schein als Sein”, so kön­nte man das Phänomen Trump auf den Punkt brin­gen. Und es ist phänom­e­nal, wieviele Men­schen auf diesen Schein hereinge­fall­en sind und noch here­in­fall­en. Hart­mann ver­sucht sich an ein­er Erk­lärung, warum sich Trump trotz all sein­er Pleit­en und gescheit­erten Pro­jek­ten als erfol­gre­ich­es Genie auftreten kon­nte:
Jed­er Mis­ser­folg wurde bei­seite geschoben oder als Erfolg umgedeutet, denn bei Trumps Geschäftsmod­ell ging es nicht um Leis­tung, son­dern um Pro­jek­tion. Der Anschein von Erfolg war wichtiger als tat­säch­lich­er Erfolg. Der ver­gold­ete Name war wertvoller als das min­der­w­er­tige Pro­dukt, das dahin­ter stand. Die Pressekon­ferenz, auf der das Pro­jekt angekündigt wurde, gener­ierte mehr Wert als das Pro­jekt selb­st.
Das war kein Erfolg. Es war die Sim­u­la­tion von Erfolg, eine Sim­u­la­tion, die so überzeu­gend war, dass selb­st Trump selb­st nicht mehr zwis­chen sein­er Mytholo­gie und der Real­ität unter­schei­den kon­nte. (sämtliche Auszüge aus dem Buch von Thom Hart­mann, The Last Amer­i­can Pres­i­dent)

Es ist schon erstaunlich: Nicht ein­mal das mut­masslich krim­inelle Unternehmen ein­er Trump-Uni­ver­sität, das grandios scheit­erte, ver­mochte seinem Nim­bus etwas anzuhaben:
Weit ent­fer­nt von ein­er Uni­ver­sität han­delte es sich um eine Rei­he nicht akkred­i­tiert­er Sem­i­nare, die ver­sprachen, gewöhn­lichen Amerikan­ern Trumps „Geheimnisse” im Immo­bilien­bere­ich beizubrin­gen. Die Stu­den­ten, von denen viele älter oder finanziell schwach waren, zahlten bis zu 35.000 Dol­lar für Kurse, die ehe­ma­lige Mitar­beit­er später als „betrügerisches Sys­tem” beze­ich­neten, das darauf abzielte, „Men­schen um ihr Geld zu brin­gen”. Dies führte zu mehreren Kla­gen wegen Betrugs, die 2018 in einem Ver­gle­ich in Höhe von 25 Mil­lio­nen Dol­lar gipfel­ten, durch den über sech­stausend ehe­ma­lige Stu­den­ten eine Rück­er­stat­tung erhiel­ten.

Der defin­i­tive Nim­bus von Erfolg, Reich­tum und Genie wurde schliesslich durch die Serie “The Appren­tice” gefes­tigt.
The Appren­tice, das im Jan­u­ar 2004 auf NBC Pre­miere feierte, war die Idee des Pro­duzen­ten Mark Bur­nett, der in Trump die per­fek­te Haup­tfigur für eine Real­i­ty-Show über den Wet­tbe­werb in der Geschäftswelt sah. Die Show war sofort ein Hit und zog bis zu 28 Mil­lio­nen Zuschauer zum Finale der ersten Staffel. (…)  .… wie schon „The Art of the Deal“ zuvor war auch „The Appren­tice“ ein Werk der Fik­tion. Der Sitzungssaal, in dem Trump seine berühmten Urteile fällte, war nicht sein tat­säch­lich­es Büro, son­dern ein für die Show gebautes Set. Der Hub­schrauber und die Lim­ou­sine waren Req­ui­siten. Die den Gewin­nern ange­bote­nen „Jobs“ waren oft eher zer­e­monielle Posi­tio­nen, die für die Show geschaf­fen wur­den, als tat­säch­liche Führungspo­si­tio­nen.

Am bedeu­tend­sten war jedoch, dass die Show Trump als den Chef eines flori­eren­den, expandieren­den Geschäft­sim­peri­ums darstellte, und das genau zu ein­er Zeit, als sein tat­säch­lich­es Geschäft in ein­er schwieri­gen Lage war. Bis 2004 hat­te Trump bere­its dreimal Insol­venz angemeldet. Sein Kasi­noun­ternehmen Trump Hotels & Casi­no Resorts meldete im sel­ben Jahr zum vierten Mal Insol­venz an, woraufhin Trump als CEO zurück­trat. Was „The Appren­tice“ erre­ichte, war bemerkenswert: Es ver­wan­delte Trump von ein­er Boule­vardfigur, die mit protzigem Überfluss und geschäftlichem Mis­ser­folg in Verbindung gebracht wurde, in ein autoritäres Sym­bol für amerikanis­chen Geschäftssinn. Für die Mil­lio­nen Amerikan­er, die die Show sahen, war Trump nicht der Mann, der Auf­trag­nehmer bet­rog und Casi­nos in den Bankrott trieb. Er war der mil­liar­den­schwere Chef, der Inkom­pe­tenz mit Flair entließ.

Es war nicht nur so, dass die Zuschauer die fiktive Darstel­lung von Trump glaubten. Die Fik­tion wurde prak­tisch zur Real­ität. Wie Ivan­ka Trump 2010 einem Doku­men­tarfilmer sagte: „Von da an wurde er in jedem Artikel als ‚Mil­liardär Don­ald Trump‘ beze­ich­net. Alles drehte sich um Mil­liar­den, Mil­liar­den, Mil­liar­den. Und ich glaube, dass das sein­er Marke und seinen Immo­bilien enorm geholfen hat.

Die Real­ität: Im Mai 2019 titelte die NY Times eine Unter­suchung zu Trumps Finanzen mit:
Ein Jahrzehnt in den roten Zahlen: Trumps Steuerzahlen zeigen Geschäftsver­luste von über 1 Mil­liarde Dol­lar.“ (…)
Dies waren nicht nur geschäftliche Rückschläge. Sie stell­ten ein Aus­maß an finanzieller Mis­s­wirtschaft dar, das so gravierend war, dass Trump in diesem Zeitraum mehr Geld ver­lor als fast jed­er andere amerikanis­che Steuerzahler. Und doch trat Trump während dieser katas­trophalen Jahre im Fernse­hen, in Zeitschriften und in Zeitun­gen als Inbe­griff des geschäftlichen Erfol­gs auf. Hin­ter der ver­gold­e­ten Fas­sade ver­barg sich in Wirk­lichkeit ein Geschäfts­mann, dessen Unternehmungen regelmäßig scheit­erten und der sich nur dank des Geldes seines Vaters, dank der Banken, die zu viel investiert hat­ten, um ihn scheit­ern zu lassen, und schließlich dank der Ver­gabe von Lizen­zen für seinen Namen an Immo­bilien und Pro­duk­te, die er wed­er gebaut noch geschaf­fen hat­te, über Wass­er hal­ten kon­nte.

Fort­set­zung am kom­menden Don­ner­stag, den 13. Novem­ber

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