“Hoffen auf Trump”, “Trump ist Europas bester Freund”, waren Schlagzeilen in kürzlichen Weltwoche-Ausgaben. Ein Weltwoche-Journalist versorgte uns mit den neuesten Vorgängen in Mar-a-Lago nach Trumps Triumph. Wo die Sympathien dieser Wochenzeitschrift unter Chefredaktor Roger Köppel stehen, ist seit 2016 klar, als selbiger nach Trumps Wahlerfolg vor Freude ausgelassen in seinem Büro herumtanzte.
Die Weltwoche-Redaktion trommelt also seit Jahren für Donald Trump, so wie sie das auch für Putin, Orban, Vucic und alle rechtsgerichteten bis rechtsradikalen Parteien in Europa tut. Das ist selbstverständlich ihr gutes Recht. Damit allerdings ihr Anspruch, ein unabhängiges und kritisches Medium zu sein, nicht vollends zur Farce gerät, verirrt sich ab und zu ein “Feigenblatt”-Artikel in die Zeitschrift. So geschehen in der letzten Ausgabe mit einem Beitrag des amerikanischen Journalisten David Remnick mit dem Titel
Hier drei Auszüge:
So wie Obama Mühe hatte, die sozialen und politischen Wurzeln des Trumpismus zu verstehen, gelang es vielen Amerikanern nicht, Trumps Charakter und das Ausmass seiner Bösartigkeit vollständig zu erfassen. Es war ihnen unmöglich zu begreifen, welche Bedrohung er für internationale Bündnisse und nationale Institutionen darstellte, wie sehr er die Wahrheit, die Wissenschaft, die Presse und so viele seiner Mitbürger verachtete. Sicherlich sei seine extreme Rhetorik nur gespielt. Sicherlich würde er «in das Amt hineinwachsen». (…)
Er ist die am wenigsten mysteriöse Persönlichkeit des öffentlichen Lebens; er hat jede seiner beunruhigenden Neigungen seit Jahrzehnten unerbittlich und öffentlich ausgelebt. Wer, ob Befürworter oder Kritiker, erkennt nicht zumindest bis zu einem gewissen Grad seinen Zynismus und seine Missachtung selbstloser Opfer an? Für ihn sind gefallene amerikanische Soldaten «Trottel». Viele seiner ehemaligen engsten Berater – Vizepräsident Mike Pence, sein Stabschef John Kelly und Mark Milley, der Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff – haben ihn als ungeeignet, instabil und, im Fall von Kelly und Milley, als «Faschisten» bezeichnet. (…)
Niemand wird sagen können, er habe nicht kommen sehen, was eine zweite Trump-Präsidentschaft bringen wird: die Massenabschiebung von Einwanderern ohne Papiere. Eine Bundesregierung, die mit Mittelmässigen besetzt ist, deren höchste Qualifikation die Treue zum grossen Führer ist. Eine Verachtung für Klimapolitik, Menschenrechte und Waffenkontrolle. Eine Schwächung der Nato. Ein noch reaktionärerer Oberster Gerichtshof und eine noch reaktionärere Bundesjustiz. Ein Anschlag auf die Presse. Dies sind keine Einbildungen eines Paranoikers. Dies sind Wahlversprechen, die vom Podium aus verkündet wurden.
Oha lätz!! Da ist Remnick bei den Weltwoche-Lesern aber an die falschen geraten, und sie tun es in ihren Kommentaren auch lauthals kund:
“Mein Fazit über das ellenlange Gelaber dieses linken Schreiberlings … Null Substanz. Null Fakten.”
“Trump ist die grosse Hoffnung zur Aufarbeitung der Covid und der Klimascharlatanerie. Trump wird die Welt verbessern, da kann er gerne pöbeln.”
“Diese “Trumpphobie” in Europa geht mir allmählich auf den Keks. USA hat ihn gewählt. Basta.”
“Unser tägliches Trump-Bashing, heute mal in der Weltwoche. Den Text vom New Yorker habe ich nicht gelesen, werde es auch nicht tun. Wenn ich Schwachsinn lesen will, greife ich auf den Tagi oder Blick zurück.”
“Ein Zeitzeugnis schizoider Narrative, nahezu frei von jeglichen Sachargumenten.”
“Was für ein selbstgefälliger, blauäugiger Text.”
“Liebe Weltwoche, verschonen Sie uns bitte mit Weisheiten solcher Typen wie dieser Remnick. Das ist ja nicht auszuhalten!”
Deshalb der Geheimtipp des birsfaelder.li-Schreiberlings an den Chefredaktor: Um die strapazierten Nerven dieser Weltwoche-Leser zu schonen, in Zukunft keine solche verstörenden Texte mehr bringen 😉
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