Den Namen “Lance Wall­nau” schon mal gehört? Wahrschein­lich nicht, auss­er die geneigte Leserin oder der geneigte Leser hat die let­zte Folge dieser Serie über die Gefahr, die von Don­ald Trump aus­ge­ht, gele­sen:
Wall­nau ist ein evan­ge­likaler Predi­ger, der seit vie­len Jahren die Wer­be­trom­mel für Trump rührt. Auf sein­er Web­site stellt er sich in der drit­ten Per­son vor:

USA Today beschrieb ihn als einen von nur drei evan­ge­likalen Führern, die Don­ald Trumps Präsi­dentschaft von Beginn sein­er Kam­pagne an richtig voraus­sagten. Sein Best­seller „God’s Chaos Can­di­date“ und seine Beiträge in den Medi­en bee­in­flussten 3 bis 5 Mil­lio­nen unentschlossene evan­ge­likale Wäh­ler.

Seine Vorher­sage, dass Trump ein mod­ern­er Cyrus sein würde, wurde von linken Nachricht­e­na­gen­turen angezweifelt, aber am 5. März 2018 bestätigt, als Pre­mier­min­is­ter Netan­jahu sich mit Präsi­dent Trump im Weißen Haus traf, um ihm für seine his­torische Entschei­dung bezüglich der Botschaft zu danken, und ihn mit Cyrus in Verbindung brachte. In einem Gastkom­men­tar in der New York Times wird Lance zitiert: „Kön­nte Trump Gottes Cyrus sein?“

Man mag über solche kindliche Gedanken­spiele lächeln, aber weniger zum Lächeln ist sein Pro­gramm “The Sev­en Mountain(s) Man­date”, für dessen Ver­wirk­lichung er mit vie­len Gesin­nungsgenossen uner­müdlich kämpft:
Die USA sollen in einen theokratis­chen Staat umge­wan­delt wer­den, in dem die sieben gesellschaftlichen “Sphären” Fam­i­lie, Reli­gion, Bil­dung, Medi­en, Kun­st und Unter­hal­tung, Wirtschaft und Regierung pseu­do-christlich kon­trol­liert und gle­ichgeschal­tet wer­den sollen.

Mit diesem Pro­gramm sind dessen Vertreter inner­halb der ungezählten christlichen Kirchen in den USA zum Glück noch eine — allerd­ings laut­starke — Min­der­heit. Aber das kön­nte sich sehr bald ändern, falls es Don­ald Trump

in weni­gen Wochen tat­säch­lich gelin­gen sollte, wieder an die Macht zu kom­men. Immer­hin war ein Mit­glied dieser Bewe­gung, Paula White, die “spir­ituelle Bera­terin” Trumps während sein­er Präsi­dentschaft. Und Trump lässt sich nicht zweimal bit­ten, hat er doch seinen evan­ge­likalen Anhängern augen­zwinkernd ver­sichert, bei seinem Sieg bräucht­en sie nie mehr wählen zu gehen …

Und so rühren Lance Wall­nau und seine Fre­unde mit ihrer “Courage Tour” — ein Mix zwis­chen evan­ge­likaler Erweck­ungs­be­we­gung und poli­tis­ch­er Agi­ta­tion — seit Monat­en die Wer­be­trom­mel für Trump:
„Dies ist keine poli­tis­che Ver­samm­lung“, sagte Lance Wall­nau von der Bühne ein­er Kon­gresshalle in Mon­roeville, außer­halb von Pitts­burgh, Penn­syl­va­nia. “Es ist ganz anders als ein Erweck­ungstr­e­f­fen, es ist eine neue Art von Ver­anstal­tung. Hier brin­gen die Men­schen Gottes, die Bürg­er des Him­mels, den Him­mel auf die Erde.“
Wall­nau, ein ehe­ma­liger Ver­mark­ter in der Ölin­dus­trie, der zum charis­ma­tis­chen christlichen Autor und ein­er Medi­en­fig­ur wurde, war kür­zlich dort, auf der sech­sten Sta­tion sein­er Courage Tour durch die Swing States. Ziel der Tour ist es, den Mut der Teil­nehmer zu stärken, ihre Mei­n­ung poli­tisch zu äußern, und sie als Wahlhelfer und Wahlbeobachter zu gewin­nen.

Zwei Tage lang beteten die Zuschauer, wiegten sich mit erhobe­nen Hän­den zu ansteigen­der Lobpreis­musik, nah­men an Lek­tio­nen über die amerikanis­che Geschichte, Poli­tik und die Bibel teil und wur­den vom Vizepräsi­dentschaft­skan­di­dat­en und US-Sen­a­tor J.D. Vance besucht. Wall­nau und seine Frau Annabelle sind nur zwei von vie­len christlichen Führern der Recht­en, die diese erweck­ungsar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen aus­richt­en, bei denen Trump als Gottes gesalbter Kan­di­dat gilt, so Matthew Tay­lor, ein lei­t­en­der Wis­senschaftler am Insti­tute for Islam­ic, Chris­t­ian and Jew­ish Stud­ies. (Bericht aus ein­er amerikanis­chen Online-Zeitung)

Nicht ganz zufäl­lig dürfte die Tat­sache sein, dass auch auf katholis­ch­er Seite ultra-kon­ser­v­a­tive Kräfte, gebün­delt in der Organ­i­sa­tion Opus Dei, auf eine Rück­kehr Trumps im Weis­sen Haus hinar­beit­en.

Fort­set­zung am kom­menden Don­ner­stag, den 24. Okto­ber

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