Fort­set­zung des Arti­kels aus der NewYork Times vom 21. Juli:

II. Prin­zi­pi­en­treue Füh­rung ist wichtig

Repu­bli­ka­ni­sche Prä­si­den­ten und Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten haben ihre Füh­rungs­qua­li­tä­ten in kri­ti­schen Momen­ten genutzt, um der Gesell­schaft ein Zei­chen zu set­zen. Rea­gan stell­te sich in den 1980er Jah­ren dem Tota­li­ta­ris­mus ent­ge­gen, berief die ers­te Frau in den Obers­ten Gerichts­hof und arbei­te­te mit den Demo­kra­ten an über­par­tei­li­chen Steu­er- und Ein­wan­de­rungs­re­for­men. Geor­ge H.W. Bush unter­zeich­ne­te den Ame­ri­cans With Disa­bi­li­ties Act und ver­tei­dig­te einen Ver­bün­de­ten, Kuwait, ent­schlos­sen gegen die ira­ki­sche Aggres­si­on. Geor­ge W. Bush hat trotz all sei­ner Feh­ler nach dem 11. Sep­tem­ber kei­nen Hass gegen Mus­li­me oder den Islam geschürt oder sie dämonisiert.

Als Kan­di­dat im Jahr 2008 hat sich McCain zu Wort gemel­det, als sei­ne kon­ser­va­ti­ven Kol­le­gen Lügen über sei­nen Geg­ner Barack Oba­ma ver­brei­te­ten. Rom­ney war bereit, sein Anse­hen und sei­nen Ein­fluss in der Par­tei, die er einst als Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat ver­trat, zu opfern, indem er Trumps Ver­säum­nis­se mutig anpran­ger­te und für sei­ne Amts­ent­he­bung stimmte.

Die­se Füh­rungs­qua­li­tä­ten zei­gen, was es bedeu­tet, das Land an die ers­te Stel­le zu set­zen und über sich selbst hinauszuwachsen.

Donald Trump hat sei­ne Ver­ach­tung für die­se ame­ri­ka­ni­schen Idea­le gezeigt. Er bewun­dert Auto­kra­ten, von Vik­tor Orban über Wla­di­mir Putin bis zu Kim Jong-un. Er glaubt an das Modell des star­ken Man­nes an der Macht — ein Füh­rer, der Din­ge durch­set­zen kann, indem er sie for­dert, indem er durch Wil­lens­kraft oder Per­sön­lich­keit Zustim­mung erzwingt. In Wirk­lich­keit regiert ein star­ker Mann durch Angst und den prin­zi­pi­en­lo­sen Ein­satz poli­ti­scher Macht zu eigen­nüt­zi­gen Zwe­cken, indem er eine schlecht durch­dach­te Poli­tik durch­setzt, die Inno­va­ti­on, Unter­neh­mer­geist, Ideen und Hoff­nung erstickt.

Wäh­rend sei­ner vier­jäh­ri­gen Amts­zeit hat Trump ver­sucht, die Ver­ei­nig­ten Staa­ten wie ein star­ker Mann zu regie­ren, indem er auf Twit­ter Befeh­le erteil­te oder Dekre­te erließ. Er kün­dig­te plötz­li­che Ände­run­gen in der Poli­tik an — in der Fra­ge, wer im Mili­tär die­nen darf, in der Han­dels­po­li­tik, im Umgang der Ver­ei­nig­ten Staa­ten mit Nord­ko­rea oder Russ­land — ohne die Exper­ten in sei­nem Stab zu kon­sul­tie­ren, wie sich die­se Ände­run­gen auf Ame­ri­ka aus­wir­ken wür­den. Nir­gend­wo hat er sei­ne poli­ti­schen oder per­sön­li­chen Inter­es­sen so tra­gisch über das natio­na­le Inter­es­se gestellt wie wäh­rend der Pan­de­mie, als er sich durch eine Kri­se mogel­te, indem er Ver­schwö­rungs­theo­rien und Pseu­do­wis­sen­schaf­ten ver­brei­te­te, wäh­rend er den Rat sei­ner eige­nen Exper­ten igno­rier­te und sich grund­le­gen­den Sicher­heits­maß­nah­men wider­setz­te, die Leben geret­tet hätten.

Einen ähn­li­chen Ansatz ver­folg­te er bei den stra­te­gi­schen Bezie­hun­gen der USA im Aus­land. Trump ver­lor das Ver­trau­en von Ame­ri­kas lang­jäh­ri­gen Ver­bün­de­ten, ins­be­son­de­re in der NATO, wodurch Euro­pa unsi­che­rer wur­de und die extre­me Rech­te und auto­ri­tä­re Füh­rer in Euro­pa, Latein­ame­ri­ka und Asi­en gestärkt wur­den. Er ist aus dem Atom­ab­kom­men mit dem Iran aus­ge­stie­gen, wodurch das Land, das ohne­hin schon eine Bedro­hung für die Welt dar­stellt, dank eines wie­der­be­leb­ten Pro­gramms, das fast waf­fen­fä­hi­ges Uran lie­fert, noch gefähr­li­cher gewor­den ist.

In einer zwei­ten Amts­zeit wür­de sei­ne Bereit­schaft, Putin zu beschwich­ti­gen, die Zukunft der Ukrai­ne als demo­kra­ti­sches und unab­hän­gi­ges Land in Fra­ge stel­len. Donald Trump deu­tet an, dass er den kata­stro­pha­len Krieg im Gaza­strei­fen im Allein­gang been­den könn­te, hat aber kei­nen wirk­li­chen Plan. Er hat ange­deu­tet, dass er in einer zwei­ten Amts­zeit die Zöl­le auf chi­ne­si­sche Waren auf 60 Pro­zent oder mehr erhö­hen und auf alle impor­tier­ten Waren einen Zoll von 10 Pro­zent erhe­ben wür­de, was die Prei­se für die ame­ri­ka­ni­schen Ver­brau­cher in die Höhe trei­ben und die Inno­va­ti­on brem­sen wür­de, da die US-Indus­trie statt­des­sen auf Pro­tek­tio­nis­mus set­zen würde.

Die schlimms­ten Maß­nah­men der Trump-Admi­nis­tra­ti­on wur­den oft vom Kon­gress, von Gerich­ten und durch die Ein­wän­de ehren­wer­ter Beam­ter blo­ckiert, die ein­grif­fen, um sei­ne For­de­run­gen zu ver­ei­teln, wenn sie unver­ant­wort­lich waren oder nicht dem Gesetz ent­spra­chen. Als Donald Trump das Ende von Oba­mac­a­re woll­te, ret­te­te es ein ein­zi­ger repu­bli­ka­ni­scher Sena­tor, John McCain, und bewahr­te so die Gesund­heits­ver­sor­gung für Mil­lio­nen von Ame­ri­ka­nern. Trump ver­lang­te von James Comey, sei­nem FBI-Direk­tor, dass er ihm Loya­li­tät schwö­re und die Ermitt­lun­gen gegen einen poli­ti­schen Ver­bün­de­ten ein­stel­le; Comey wei­ger­te sich. Wis­sen­schaft­ler und Ver­tre­ter des öffent­li­chen Gesund­heits­we­sens haben sei­ne Fehl­in­for­ma­tio­nen über die Kli­ma­wis­sen­schaft und Covid ange­pran­gert und kor­ri­giert. Der Obers­te Gerichts­hof hat sich so oft gegen die Trump-Regie­rung gestellt wie gegen kei­nen ande­ren Prä­si­den­ten min­des­tens seit Frank­lin D. Roosevelt.

Eine zwei­te Trump-Regie­rung wür­de anders aus­se­hen. Er beab­sich­tigt, sei­ne Ver­wal­tung mit Krie­chern zu beset­zen, mit Men­schen, die sich bereit gezeigt haben, Trumps For­de­run­gen zu gehor­chen, oder mit Men­schen, die nicht die Kraft haben, sich ihm ent­ge­gen­zu­stel­len. Er will die­je­ni­gen aus dem Weg räu­men, die sei­ner Agen­da im Wege ste­hen, indem er eine Ver­ord­nung erlässt, die es leich­ter macht, Beam­te zu ent­las­sen und durch loya­le­re Mit­ar­bei­ter zu ersetzen.

Das bedeu­tet nicht nur, dass die Ame­ri­ka­ner nicht mehr von ihrem Fach­wis­sen pro­fi­tie­ren kön­nen, son­dern auch, dass Ame­ri­ka in einem Kli­ma der Angst regiert wird, in dem die Regie­rungs­mit­ar­bei­ter eher den Inter­es­sen des Prä­si­den­ten als denen der Öffent­lich­keit die­nen müs­sen. Alle Kabi­netts­se­kre­tä­re fol­gen der Füh­rung des Prä­si­den­ten, aber Donald Trump stellt sich eine Nati­on vor, in wel­cher der öffent­li­che Dienst, wie ihn die Ame­ri­ka­ner ver­ste­hen, nicht mehr exis­tie­ren wür­de — in der ein­zel­ne Beam­te und Abtei­lun­gen kei­ne unab­hän­gi­gen Ent­schei­dun­gen mehr tref­fen könn­ten und in der die For­schun­gen von Wis­sen­schaft­lern und Gesund­heits­exper­ten sowie die Ermitt­lun­gen des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums und ande­rer Bun­des­be­am­ter den For­de­run­gen des Wei­ßen Hau­ses stär­ker ange­passt würden.

Eine wei­te­re Amts­zeit unter der Füh­rung von Herrn Trump wür­de die Gefahr ber­gen, unse­rer Regie­rung dau­er­haf­ten Scha­den zuzu­fü­gen. Wie James Comey, ein lang­jäh­ri­ger Repu­bli­ka­ner, in einem Gast­bei­trag für Times Opi­ni­on im Jahr 2019 schrieb: “Men­schen, denen es an inne­rer Stär­ke man­gelt, kön­nen den Kom­pro­mis­sen nicht wider­ste­hen, die not­wen­dig sind, um Donald Trump zu über­le­ben, und das führt zu etwas, von dem sie sich nie wie­der erho­len wer­den.” Nur sehr weni­ge, die unter ihm die­nen, kön­nen die­sem Schick­sal ent­ge­hen, “weil Mr. Trump dei­ne See­le in klei­nen Bis­sen auf­frisst”, schrieb Comey. “Um zu blei­ben, muss man natür­lich als Mit­glied sei­nes Teams ange­se­hen wer­den, also geht man wei­te­re Kom­pro­mis­se ein. Man benutzt sei­ne Spra­che, lobt sei­ne Füh­rungs­qua­li­tä­ten, preist sein Enga­ge­ment für Wer­te. Und dann sind Sie ver­lo­ren. Er hat dei­ne See­le auf­ge­fres­sen.” Ame­ri­ka wird mit einem star­ken Mann nicht wei­ter­kom­men. Es braucht einen star­ken und inte­gren Führer.

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