Wir bleiben auch diese Woche noch bei Robert Reich. In einem seiner letzten Beiträge wunderte er sich, warum sich in breiten Bevölkerungsschichten der Eindruck verfestigt hat, unter Biden gehe es mit den USA abwärts, obwohl praktisch alle Wirtschaftsparameter nach oben zeigen.
Ein paar Beispiele:
● Unter Trump hat die Wirtschaft 2,9 Millionen Arbeitsplätze verloren. Unter Biden hat sie bis jetzt 15 Millionen hinzugewonnen.
● Unter Trump stieg die Arbeitslosenquote um 1,6 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Unter Biden lag die Arbeitslosenquote so lange wie seit über 50 Jahren nicht mehr unter 4 Prozent. Frauen im erwerbsfähigen Alter haben eine Rekordbeschäftigungsquote, und die Löhne der amerikanischen Arbeitnehmer steigen.
● Unter Trump ist die Zahl der Amerikaner, die keine Krankenversicherung haben, um 3 Millionen gestiegen. Unter Biden war genau das Gegenteil der Fall. Die Zahl der Versicherten in Obamacare ist von 12 Millionen im Jahr 2021 auf 21,3 Millionen heute gestiegen.
● Unter Trump stieg die Staatsverschuldung von etwa 19,9 Billionen Dollar auf etwa 27,8 Billionen Dollar, ein Anstieg von etwa 39 Prozent und mehr als in jeder anderen vierjährigen Amtszeit eines Präsidenten. Dies ist vor allem auf Trumps enorme Steuersenkungen für wohlhabende Amerikaner und große Unternehmen zurückzuführen.
Die Gründe für diese Verzerrung der Sicht auf Fakten sind sicher vielfältig, aber dass die massive politische Propaganda Trumps eine wichtige Rolle spielt, ist offensichtlich.
Diese Woche meldeten die Medien das Aufschalten eines offen faschistischen Videos auf auf Trumps “Truth Social” — inzwischen mit einer faden Begründung gelöscht.
Der Kommentar dazu von Robert Reich:
… Wie ich bereits erwähnt habe, hat Trump am Montagabend auf seiner Website Truth Social ein 30-sekündiges Video mit Bildern von hypothetischen Zeitungsartikeln gepostet, in denen er seinen Sieg im Jahr 2024 feiert und unter der Überschrift “What’s next for America?” auf die “Schaffung eines vereinigten Reiches” verweist.
In dem kurzen Video wird dreimal auf die “Schaffung eines vereinten Reiches” Bezug genommen, unter anderem mit dem Hinweis, dass “die industrielle Stärke Deutschlands nach 1871 durch die Schaffung eines vereinten Reiches erheblich zunahm”. In einem hypothetischen Artikel wird behauptet, dass Trump in einer zweiten Amtszeit 15 Millionen Migranten deportieren würde, während der Text auf dem Bildschirm den Beginn und das Ende des Ersten Weltkriegs auflistet.
Es gab schon vorher Hinweise auf Trumps Faszination für den Faschismus. Man denke nur an seine faschistische Sprache — er nannte Einwanderer “Ungeziefer”, die “das Blut” Amerikas vergiften — und seine wiederholten faschistischen Behauptungen, dass “ich eure Stimme bin. Ich allein kann es richten.”
Außerdem weist der weiße christliche Nationalismus, für den Trump wirbt, eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Nationalsozialismus auf.
Während seiner Amtszeit soll Trump behauptet haben, Adolf Hitler habe “einige gute Dinge getan”. Trump beschimpfte seine Generäle mit Sprüchen wie: “Ihr verdammten Generäle, warum könnt ihr nicht wie die deutschen Generäle … im Zweiten Weltkrieg sein?”, so der ehemalige Stabschef des Weißen Hauses, John Kelly.
Aber dieses Video aus dem Dritten Reich ist das erste Mal, dass Trump sich ausdrücklich zum Nazifaschismus bekennt. (…)
Die Trump-Kampagne hat sich von dem Video distanziert. Ein Sprecher der Kampagne behauptete, es sei “kein [offizielles] Kampagnenvideo” und sei “von einem Mitarbeiter gepostet worden, der das Wort offensichtlich nicht gesehen hat”. Dennoch blieb es 19 Stunden lang auf Truth Social zu sehen, bevor es gestern endlich entfernt wurde.
Im Juli 2015, während Trumps erster Kandidatur für das Weiße Haus, postete der offizielle Twitter-Account seiner Kampagne ein Bild, das Nazi-Soldaten zwischen den Streifen einer amerikanischen Flagge zeigt — und löschte es dann schnell wieder. Damals gab der stellvertretende Vorsitzende der Trump-Organisation — ein gewisser Michael Cohen — einem “jungen Praktikanten” die Schuld an dem Posting, der anscheinend “die verblassten Figuren in der Flagge nicht gesehen hat”.
Trumps Verteidiger argumentieren, dass es keinen gültigen Vergleich zwischen dem Trumpismus und dem Nazismus gibt, dennoch laden Trump und seine Kampagne weiterhin zu diesem Vergleich ein.
Ich glaube nicht, dass der Beitrag vom Montag ein Fehler war. Ich glaube, dass Trump jetzt offen zu erkennen gibt, dass er den Faschismus umarmt.
“When Fascism comes to America, it will be wrapped in the flag and carrying a cross” — Sinclair Lewis, Nobelpreisträger.
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