“Black Lives Matter”-Demonstrantinnen / Donald T. mit Bibel, aus der er keinen Satz zitieren kann.
Also, alle einmal herhören: Wir leben zurzeit in der besten aller Welten (oder wenigstens fast). Roger Köppel bringt uns in seinem neuen Weltwoche-Editorial die frohe Botschaft! “Wohl noch nie war eine Gegenwart freundlicher zu ihren Bewohnern” (das werden Textilarbeiterinnen in Bangladesch, die Uiguren in den chinesischen Lagern, die zurzeit 80 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene und die laut Chef des Welternährungsprogramms der UNO von akuter Hungersnot bedrohten 265 Millionen gerne hören!). “Die weltweiten Lebensstandards stiegen nie schneller als während der letzten Jahrzehnte” (trifft ganz sicher auf die wenigen % der Bevölkerung zu, die in den letzten Jahrzehnten einen wundersamen Anstieg ihres Kapitals erlebten, ohne dafür einen Finger zu rühren). “Nicht Umverteilung und Entwicklungshilfe haben diese Wunder vollbracht, sondern der Kapitalismus …**”
Soweit also alles geklärt, doch Achtung — aus den dunklen Tiefen droht Schreckliches, das diese beste aller Welten zerstören möchte: “**… Kapitalismus, gegen den “Black Lives Matter, Antifa und andere radikale Gruppen derzeit plündernd durch die Strassen ziehen.” Zum Glück hält Donald noch heldenhaft die Stellung, doch die bange Frage kommt hoch, wie lange noch!?
“die Demonstrationen gegen angebliche Polizeigewalt und Rassismus … haben nur einen beschränkten Wirklichkeitsbezug … ins Hysterische übertrieben … zum Zweck, Widerspruch zu unterbinden, Kritiker einzuschüchtern … ein Klima «repressiver Toleranz» … Andersdenkende sollen diffamiert und aussortiert werden … die Militanz der linken Moralisierer … die etablierten Medien allzu willig den linken Gesinnungsdespoten unterwerfen … ein beklemmendes, letztlich undemokratisches Klima amputierter Meinungsfreiheit … eine blind harmonierende Meinungsachse im Sinn der linken Agenda … Moralismus und ideologische Verhärtung … im Namen der gerechten Sache Denkmäler gestürzt, Geschäfte geplündert und Polizisten erschossen.”
Und wie wenn dem noch nicht genug wäre: “Auch in der Schweiz knicken sie vor den neuen Jakobinern ein. Die Migros nimmt “Mohrenköpfe” aus dem Sortiment”!! Ja, Schreckliches dräut uns! Hilfe, wo ist unser Donald Trump!??
(Das ganze Editorial findet sich hier)
Hans-jörg Beutter
Jun 20, 2020
Mag sich noch jemand an voice of america erinnern? dieses bollwerk an »unabhängiger« information im damals krass faschistischen europa unter der fuchtel der nazischergen?
Nun, das inzwischen zum netzwerk an freien radiostationen gewachsene audio-medien-konglomerat –hat sich grade eben ein adlat (m‑plack) von st. bannon (dem krassesten faschisten unter den trumpianern) gekapert (auch diverse unabhängige radiostationen in europa gehören dazu). In zukunft wird über diese kanäle nur noch die diktatorische meinungsmache des aktuellen autokraten der usa zu hören sein. und obwohl trump grade zwei gerichtsurteile (im sinne von angewandter rechts-sprechung im engeren wortsinn – zu lgtb und daca-dreamers) zu verdauen hat, schasst er einen staatsanwalt in new york, der für seine eigenen diversen offenen klagen zuständig ist – nebst der akte giuliani – etcetc – und setzt dort einen weiteren vergifteten trumpster ein (bzw. lässt seinen »privatanwalt« bill barr, seines zeichens eigentlich unabhängiger justizminister, diesen schritt anordnen).
Und da schwafelt dieser exorbitante helvetische wirrkopf (unter uns: auch so ein globi) in seinem braunen schmierenblatt was von den bestmöglichen demokratischen zuständen, bedroht von moraltriefenden lefties: vermutlich wächst ihm demnächst auch noch ein schnabel, damit er besser mitkrähen kann.
(in meinen augen ein typischer illustrator für dirty-old-white-men-inferiority)
ich würd ihm locker den goldenen mohrenkopf verleihen für speziell krassen rassistenmist.
black life matters – long overdue!
max feurer
Jun 20, 2020
Ich wäre da in Sachen “braunes Schmierenblatt” etwas vorsichtiger. Anfangs Jahr leistete ich mir wieder mal ein Probe-Abo, um mir ein Bild über die Entwicklung der Inhalte in der WW zu machen. Und das Bild ist klar:
Die WW vertritt beinharte neoliberale, stockkonservative und rechtsbürgerliche Interessen mit vielen Sympathien nach “ganz-rechts” inklusive einem “brauen Geschmäckle”. Aber ab und zu hat es auch Artikel mit Gehalt, — letzthin ein gutes Interview mit dem Direktor der “Central European University” von Soros, die von Orban aus Ungarn rausgeekelt wurde (erstaunlich bei den Sympathien des Chefredaktors für Orban.)
Wenn wir ihn als Protofaschisten abqualifizieren, machen wir es uns zu leicht, auch wenn er ein reaktionäres Weltbild vertritt.Damit ist er ja beileibe nicht allein. Mein Vorschlag: Weniger auf den Mann spielen, aber volle Attacke auf die Ideen, die er vertritt — und die er elegant und geschliffen zu verkaufen versucht …
Hans-Jörg Beutter
Jun 22, 2020
werde mir alle erdenkliche mühe geben, diesen text als »elegant und geschliffen« zu begreifen – zumal sich die heroen jener rechts-stockbürgerlichen fraktion (mit den vorbildfiguren von orban über bannon bis trump) ohnehin auf einer gegen unten offenen skala bewegen …
Sie dürfen mir nur nicht zumuten, sowas mache spass – oder fordere gar. intellektuell.
okay, schrauben wir die ansprüche halt runter (kleinster gemeinsamer nenner – oder wie trump es formulieren würde: grösster einsamer nenner aller zeiten ;-))
ans ominöse »trickle-down« glaub ich trotzdem nicht – Sie etwa?
(während der corona-hochzeit hat sich das vermögen der amerikanischen superreichen um abermilliarden erhöht, was dann via prosperierenden schuldenberg von der gesamtgesellschaft fröhlich ein-/nachbezahlt wird … wird sich in europa nur unwesentlich anders abspielen …)
max feurer
Jun 22, 2020
Mit “elegant und geschliffen” meine ich weder “relevant” noch “wahr”, sondern voller rhetorischer Kniffs, die man oft nicht sofort durchschaut. So ein Text muss also weder Spass machen noch intellektuell fordernd sein 😉
Das neoliberale “trickle-down-Gebet” erweist sich von Jahr zu Jahr mehr als Farce und wird wohl nur noch von jenen geglaubt, die davon profitieren …
Christoph Meury
Jun 24, 2020
Was mich bei Trumps Auftritt mit der Bibel und mit der Kirche im Hintergrund wundert, ist die Reaktion des Klerus und seiner Adlaten. Kein Aufschrei, keine Empörung. Dabei ist der Auftritt reine Blasphemie, eine Beleidigung von etwas Heiligem, Gotteslästerung. Trump missbraucht die evozierten Bilder für seine Wahlpropaganda. Die Kirche duldet dies. Wie immer, wenn Machthaber sich als religiös darstellen/verkaufen und die entsprechenden Ingredienzen missbräuchlich verwenden. Überhaupt sind die kirchlichen VertreterInnen in Amerika verdächtig still. Auch wenn Trump gegen Minderheiten vorgeht, Gewalt verherrlicht, etc. Dazu haben die Kirchen, auch die Evangelikalen, nichts zu sagen. Sie stellen sich damit eindeutig hinter Trumps Politik.
Hans-Jörg Beutter
Jun 25, 2020
dass ihr dear leader (heisst glaub: hirschleder …) weder einen bibelvers zitieren konnte – noch das extra von ivanka in der tollen handtasche mitgeführte seltsame buch fürs foto korrekt rum in die luft halten konnte, (während die blm-protestanten von den nationalgarden grad weggebombt wurden) ist doch tatsächlich bis in die phalanx der fundamentösen evangelikalen vorgedrungen. einige ihrer schäfchen fingen an jämmerlich zu blöken – und die treusorgenden hirten müsse aktuell um ihre vergrämten untertanen fürchten … eine frage der zeit, bis auch die verdientesten! trumpisten das sinkende schiff verlassen … (zumal die alle im besten corona-alter sind…) … freuen wir uns also auf den nächsten/letzten wahlbetrug ;-(
Christoph Meury
Jun 25, 2020
Die Kirchen, allen voran die offiziellen Kirchen, sind doch im Normalfall auch nicht auf den Mund gefallen und decken uns ungefragt mit moralischen Appellen ein. Warum schweigen sie im Fall der Trump’schen Untaten, seinen Diskriminierungen, seinen rassistischen Attacken, seiner Gewaltverherrlichungen, etc. weiterhin beharrlich? Die Empörungen der Zivilgesellschaft werden lauter, das individuelle Entsetzen besetzt die öffentliche Wahrnehmung, nur die relevanten Institutionen, u.a. die Kirchen, aber auch die namhaften US-Firmen, halten sich weiterhin bedeckt. Wer jetzt nicht Farbe bekennt, hat versagt und deckt damit die Politik von Trump und seiner Truppe.